Montag, September 11, 2006

Fika!

Sonntags wollte ich zur Abwechslung mal etwas Anderes essen als Spaghetti oder Pizza. In meinem mir zugewiesenen Gefrierschrankfach habe ich neulich ein Hähnchen gefunden was soweit ich das sehen kann noch in Ordnung ist. Also war klar, heute gibt es Hähnchen mit Reis und Soße. Nachdem das Ziel mal definiert war, das ist ja schonmal was, war nur noch die Frage nach dem Weg dorthin zu klären. Da meine Kochkünste sich, wie schon bemerkt, auf Spaghetti und Pizza beschränken holte ich mir weibliche Unterstützung, Kathrin, die wie sich herausstellte nur wenig mehr Ahnung von der Materie hat als ich. Kathrin kommt übrigens aus Berlin und hat die typische Berliner Schnauze. Mit Sprüchen wie "Hey Flo, hast du verstanden um was es gerade geht, oder sollen wir dir noch ne Minute geben?" und "Kick dir mal das Foto an, da siehste vielleicht scheiße aus, wa?" könnte man sie quasi zur Definition der Berliner Schnauze ranziehen. Da sie so herzlich offen alles rausplabbert was sie von einem denkt (und das ist meistens nichts Gutes ;-) weiß man immer woran man ist. Trotz ihrer direkten Art ist sie sehr nett und es macht mit ihr einen heiden Spaß sich gegenseitig runterzuputzen und blöde Sprüche zu reißen, weil sie genauso gut einsteckt wie austeilt. In Deutschland waren für diesen Part immer die Jochens (Joos & Eichhorn) zuständig. An dieser Stelle mal ein Gruß an die Beiden, ich vermisse euch hier also keinen Meter ;-)
Aber zurück zum Kochen. Ich kam mit einem Bärenhunger um 13:15 bei ihr mit meinem fast aufgetauten Hähnchen unterm Arm an. Dieses sogleich auf so eine Form gelegt dann stullenweise Butter drauf, Kathrin bestand darauf und ab in den Ofen. Der Reis war meine Aufgabe und schnell gemacht, ja, zu schnell, wer hätte gedacht, dass so ein Hähnchen bald zwei Stunden lang braucht. Der Reis war jedenfalls schon nach 25 Minuten fertig, was mir einige blöde Kommentare einbrachte. Nach einer Stunde dachten wir, dass das Hähnchen fertig sei, luden überschwenglich sogar noch eine Mitbewohnerin von Kathrin ein, um dann enttäuscht festzustellen, dass der scheiß Vogel immernoch halb roh ist. Also wieder zurück in den Ofen während sich mein Magen vor lauter Hunger schon anfing selbst zu verdauen. Nebenbei noch Milch für den Pudding aufgekocht, äh, überkocht, ja meine Schuld. Kathrin: "Ja genau, sau mir doch meine Küche komplett zu!" - "Ja klar, was glaubst du warum wir nicht bei mir kochen!".
Nach einer weiteren halben Ewigkeit Warten und Pudding Essen holten wir den Phönix ein weiteres Mal aus dem Höllenfeuer und aßen ihn mit kaltem Reis. Ja, es war kurz nach halb vier, ich konnte vor Hunger schon nicht mehr klar denken und mir war praktisch egal was da jetzt in meinem Magen landet. Kathrin ging es wohl genauso. Wir haben uns dann darauf geeinigt das nächste Mal früher anzufangen und ein Kochbuch zu Rate ziehen.Nun mal zu einem meiner schwedischen Lieblingswörter, Fika! Es zaubert jedem Schweden und was noch viel wichtiger ist, jeder Schwedin ein freudiges Lächeln ins Gesicht. Man tut es häufiger am Tag und gern in kleinen Gruppen. Die Rede ist natürlich von dem Kaffeetrinken bzw. der Kaffeepause, die hier besonders zelebriert wird. Bei uns auf dem Flur hat sich eingebürgert, dass wir uns jede zweite Woche Sonntags Abends zur Fika mit Kuchen in unserem Wohnzimmer treffen.
Um 8 Uhr saßen dann alle erwartungsvoll um den Wohnzimmertisch, Tobias' Freundin Petra hatte uns einen super Schokoladenkuchen gebacken und ich hatte zwei Kannen Kaffee gekocht. Der gemütliche Teil des Abends konnte also beginnen. Wir redeten viel über dies und das, ob wir eine WG Katze brauchen, wie wir das Wohnzimmer verschönern können und vor allem viel Blödsinn. Ich bin hier total glücklich mit meiner WG, da ich mich mit allen sehr gut verstehe und wir ein spaßiger Haufen sind. Trotzdem redeten wir auch mal über Politik, die anstehenden Wahlen zum Beispiel. Ich versuche ja die Leute davon zu überzeugen die Piratenpartei zu wählen, weil es wohl ziemlich witzig werden würde, wenn die gewännen. Ich ließ mir auch etwas über die Geschichte von Schweden erzählen, dass z.B. Schweden schonmal Norwegen und Finnland eingenommen hatte. Mats gab zu bedenken, dass mittlerweile wohl Schweden einfach von den Finnen eingenommen werden könnte, da man hier die Armee stark abgebaut hat. Tobias war der Meinung, dass Schweden keine Armee brauche und stellte die Frage in die Runde: "Warum würde jemand Schweden angreifen wollen?". Stille..., trotz der für mich offensichtlichen Antwort: "Wegen den Frauen vielleicht?", worauf die Diskussion die politischen Gefilde schnell verließ und wieder lustiger wurde :-)
Es war einer der schönsten Sonntag Abende hier in Schweden.

Heute morgen stand ich dann ab 6 Uhr in der Früh für Tickets an, mir stand's bis Oberkante Unterlippe. Das ist das Einzgiste was mich hier gewaltig ankotzt von den Alkoholpreisen mal abgesehen. Da das Ganze ein allwöchentliches Ritual ist werde ich das in Zukunft nur noch in Extremfällen erwähnen.

3 Kommentare:

Küchenjunge hat gesagt…

Wie kommen wir zusammen? Sternförmig! Und wie gehen wir aus einander? Sternhagel voll! Und warum? Weil wir so sexy sind! ;)

Küchenjunge hat gesagt…

UPs der Letzte Kommentar war eigentlich für den Post hier vor. Sorry. Weiß ja was ich meine. ;)

Wenn du/IHR ( ;) ) mal einen Kochtipp brauchst, schreib mal. Mir fällt bestimmt was ein für euch. :)

Anonym hat gesagt…

pass auf mit huehnchen, kannst dich doch noch an meine "ich pinkel fuer 2 wochen aus dem hintern"geschichte erinnern. also immer schone lange brutzeln lassen. aso, wenn ich dich besuchen komm, brauch ich auch einen overall. ich sammel hier auch schonmal irgendwelche aufnaeher....