Donnerstag, September 07, 2006

Kallas Mottagning

Gestern musste ich das erste Mal um 8 in eine Vorlesung. Wann war ich das letzte Mal so früh in einer Vorlesung? Als Erstie in den ersten beiden Semestern? Keine Ahnung, ich studiere wohl schon zu lange.
Trotzdem habe ich es geschafft relativ fit, natürlich mit Kaffee gedopt, pünktlich zum Unterricht zu erscheinen. Unser Prof heißt Vladimir und erinnert mich irgendwie an den einen Russen aus dem Film Armageddon. Er kam wie immer pünktlich aber leicht verplant, eine typische Mathematikereigentschaft übrigens, in den Unterricht und laberte uns erstmal auf Schwedisch zu. An den Gesichtern der internationalen Studenten, die das ganze Spektrum von blöd grinsend bis irritiert schauend abdeckten, bemerkte er dann nach 5 Minuten, dass es geschickter wäre auf Englisch fortzufahren.
In dem ersten anderthalb Stunden Block hatten wir Übung in der Vladimir uns immer bei den Hausaufgaben hilft, wobei es kein Problem ist auch dumme Fragen zu stellen. Das Studenten-Professor Verhältnis ist wirklich ausgezeichnet.
Im nächsten Block hatten wir dann Vorlesung über Partielle Differentialgleichungen auch bei Vladimir. Das Ganze ist so ziemlich die angewandeste Vorlesung, die man als Mathematiker hören kann. Ich kann doch mittlerweile tatsächlich die Schwingungen der eindimensionalen Saite einer Violine berechnen. Hoffentlich bezahlt mich später mal jemand für solche tollen Berechnungen :-)
Mittags dann war ich auf dem Kallas Mottagning, das in einem Eishockeystadion stattfand. Vergleichbar ist es ungefähr mit der Bonding Messe in Karlsruhe. Es gibt viele Stände verschiedener Firmen, die um die Gunst der Studenten werben. Um die Gunst vor allem der angewandten Wissentschaften, als Mathematiker schaut man da meistens in die Röhre, was mich immer dazu veranlasst ganz frech und wortlos deren Korb mit Werbegeschenke zu plündern. Ich habe jetzt Kulis bis zum Ende meines Auslandsaufenthalts sogar wenn ich jeden Monat einen verliere.Zusätzlich stellten sich noch diverse studentische Organistionen vor. Warum zur Hölle werde ich eigentlich immer von irgendwelchen christlichen Organistionen angequatscht? Sehe ich aus wie eine verlorene Seele, die nach Hilfe sucht? Das ging mir schon in Karlsruhe auf den Senkel. Willst du an unserem Bibelkreis teilnehmen? Glaubst du an Gott? Nein verdammt! Lasst mich mit eurem dogmatischen Hirngespinst in Ruhe! Ihr Spaken habt doch noch nicht mal Kulis und Süßigkeiten an eurem Stand, wie wollt ihr da was verkaufen?
Gegen Abend gab es dann noch einen Auftritt der Band The Soundtrack of Our Lives, einer richtig guten schwedischen Rockband. Leider kam nicht wirklich soviel Stimmung auf. Die Überorganisation hat da vieles kaputt gemacht. Obwohl die Halle nur zu einem Drittel voll war, durfte jeder nur in eine bestimmte Sektion der Halle gehen, was die wenigen Leute, die da waren noch mehr verteilt hat. Trotzdem war der Abend dort nicht schlecht, zumal später noch in der Vorhalle Discomusik aufgelegt wurde, wo sich die Leute nicht ganz so in der Weite verloren wie in der großen Halle. Da mein Maß für Disco noch vom Wochenende voll war, blieb ich nicht mehr allzu lange nachdem die Band fertig war. Heimradeln dann wieder im Regen, zur Zeit ist das Wetter hier wie in Irland.

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