Freitag, September 29, 2006

Le Mans

Am Donnerstag Abend war mal wieder Kravall, diesmal mit dem Thema "Le Mans", also dem berühmten 24h Rennen neben der gleichnamigen Stadt. Angefangen hat der Abend mit Vorglühen auf der Preparty von Diana, was auch gleichzeitig ihr Geburtstag war. Neben Punsch und Bier haben wir auch einen typisch schwedischen Partystarter Polkagris & Vodka probiert. Man nimmt sich gut 10cl Vodka und wirft ein rot/weiß gestreiftes Bonbon namens Polkagris rein. Man wartet dann etwas bis es sich auflöst und trinkt das Ganze als Shot. Schmeckt ziemlich mintzig und kann man eigentlich nur empfehlen wenn man schnell voll werden will, ich blieb nach einem Shot von dem Zeugs lieber beim Bier, der Abend hatte ja erst begonnen.
Gegen halb 11 rum machten wir uns in Richtung Party an der Uni auf, jedoch blieben wir gleich bei der nächsten Preparty hängen, die nur ein Stockwerk weiter unten war. Noch einer halben Stunde konnten wir uns aber auch da loseisen und fuhren mit dem Rad zur Uni.
Die Party war natürlich voll auf Motorsport getrimmt, so ein Motto verpflichtet. Es gab viele Reifenstapel, die Cocktails waren nach berühmten Rennfahrern benannt und die Overalls der Veranstallter waren ferrarirot, das ist hier offiziell die Farbe der Maschinenbauer. Im Kellergeschoss gab es eine Bar mit Liveband, die harten Rock bis Metal spielte während in der Haupthalle die übliche Discomukke gespielt wurde. Ziemlich cool war, dass ich mich doch mit einigen Einheimischen über den Abend unterhielt, was so nur mit Besoffenen möglich ist. Die Schweden und vor allem die Schwedinnen sind zwar ein sehr freundliches aber auch sehr schüchternes Völkchen. Wenn die dann aber mal so gegen ein Uhr in der Früh voll sind wie eine Haubitze dann wird man ständig angelabert, meistens so auf die Art: "Hej, you are from Germany, right?" - "Fuck, is it that obvious?" ... Also dass man es an meinem deutschen Akzent hört versteh ich ja und dass mein Overall mich als Austauschstudent entlarvt ist auch klar, dass die aber meine Herkunft kennen obwohl ich noch gar kein einziges Wort gesagt habe wundert mich als schon ein Bisschen. Naja, die meisten Austauschstudenten hier sind nun mal aus Deutschland, deshalb wahrscheinlich.
Die Kravall war echt spitze, wenn sie ganz nüchtern betrachtet auch wie jede Andere war aber das muss ja nichts Schlechtes heißen.

Dienstag, September 26, 2006

Tribefunction

Heute war mal wieder Problemclass bei Vladimir, also Übung. Man sitzt da löst noch ein paar Aufgaben, ruft Vladimir wenn man nicht weiterkommt oder Fragen zu den Hausaufgaben hat. Bei einer Aufgabe hatte ich nicht ganz die Lösung und wollte nachfragen wo mein Fehler ist, Vladimir gerufen und ihm erklärt wie ich an die Aufgabe rangegangen bin. Es ging darum eine harmonische Funktion u auf der Halbebene (y>0) zu finden mit Neumann Randbedingung. Mein Vorgehen war v als die Richtungsableitung von u in Richtung y zu definieren und das Ganze einfach als Dirichlet Problem zu sehen, dass wir in der Halbebene bereits mit der Greenfunktion gelöst hatten. Soweit so gut, bis es daran ging die Funktion wieder zu integrieren, um von v auf u zu kommen. Hatte da irgendwie voll den Blödsinn geschrieben und Vladimir war nicht ganz klar was ich da mache. Eigentlich nur die Stammfunktion, aber Moment was heißt das auf Englisch? "I've calculated the tribefunction of v", war das Erste was ich ohne groß nachzudenken rausblabberte. Ratloser Blick von Vladimir, Martin neben mir hätte am liebsten laut losgelacht, sichtlich angstrengt sich auf die Zunge beissend. Ja, ich seh schon, das wird mir von ihm noch lange vorgehalten. Letztendlich verstand dann Vladimir, um was es mir da geht, die Mathematik ist halt doch noch universeller als Englisch.
Die Anhänger meiner Zunft unterscheiden sich hier in Schweden übrigens kaum von denen in Deutschland. Es gibt wenige Normale und einen Haufen Typen, die jedes Klischee über Mathematiker erfüllen, ja Typen, der Frauenanteil ist sogar hier in Schweden zu vernachlässigen. In meinem nächsten Leben werde ich übrigens Lehrer, die werden ja gerade stark gesucht, was so die Tagesschau verlauten lässt. Spruch von Jack Black:
But anyway, I just decided to give up on myself and
become a teacher because those that can't do, teach.
And those that can't teach, teach gym.
Demnach würde ich mich dann auch ganz klar für die Kombination Mathe/Sport entscheiden :-)

Abends wollte ich mal die volle Dröhnung schwedischer Nationalgerichte auf einmal und hab mir Köttbular, das sind so Fleischbällchen und Pytt i Panna, das sind so Kartoffelstücker mit Ei und Fleisch, in eine Pfanne gehauen. Mats war vollends aus dem Häuschen als er mich kochen sah. Das kann man doch nicht machen, niemals zusammen! Er hat dann noch eines seiner Fischstäbchen dazugeworfen, das Pünktchen auf dem i in ungenießbar.Also soooo schlecht hat das dann gar nicht geschmeckt. Der Fisch hat den Geschmack der Köttbular ausgezeichnet unterstichen, nein ernsthaft ich hatte einfach Hunger...

Samstag, September 23, 2006

Flurparty

Gestern abend war ich mal wieder auf einer Flurparty ein paar Straßen weiter. Es gab sogar eine illegale Bar, d.h. ohne Ausschankgenehmigung was in Deutschland absolut üblich, hier aber fast einem Aufgebähren gegen das System gleichkommt. Was mich vor allem freute war, dass auch richtiger Whiskey ausgeschenkt wurde, kein Jack Daniels oder Johnny Walker Fusel. Von einem besoffenen Schweden erfuhr ich dann von dem Transrapid Unglück in Deutschland. Nachdem ich erstmal etwas verdutzt kuckte meinte er mich etwas aufmuntern zu müssen: "Bei 80 Millionen Deutschen kommt es auf die 20 auch nicht mehr an!". Na klar, so isses! Ein Bisschen Schwund gibt's immer. Wir haben uns dann aber darauf geeinigt lieber blöde Sprüche über Amis zur reißen, was einen bei soviel Vorlage eine Zeit lang beschäftigt.
Die Party war im Grunde genommen wie jede Flurparty, d.h. gut aber nicht der Renner, jedoch ohne Alkohol kaum zu ertragen. Nebenan war im Herrgår'n auch wieder irgendein Special an dem Abend mit Queues deren Ende man im Dunkeln nicht mal mehr sah. Das Ganze dann noch für umgerechnet 5€, ich werde zu solchen Preisen nie wieder da hingehen. Dann schon lieber auf die tausend und erste Flurparty.
Heute konnte ich auch seit Tagen mal wieder mein Fahrrad benutzen. Vor drei Tage hatte ich mir ein neues Schloss gekauft und es direkt mal ausprobiert, nichts Böses befürchtend. Während das Zuschließen noch relativ gut ging, brach beim Öffnen der Schlüssel. Ich schiebe den Fehler jetzt einfach mal auf den Schlüssel. Das Ganze hieß für mich vor allem wieder viel Laufen in den letzten Tagen. Heute habe ich dann jemand mit Bolzenschneider gefunden der mir das Ding wieder öffnete. Konnte das kaputte Schloss auch wieder im Geschäft gegen ein Neues umtauschen nach langer Diskussion mit dem Personal. Wie der Materialfehler in dem Schlüssel wird von der Garantie nicht abgedeckt? Der gehört doch wohl dazu. Morgen muss ich dann mal das neue Schloss ausprobieren.
Vor zwei Stunden haben wir uns in der WG noch einen neuen Kühlschrank beschafft. Zwei Straßen weiter wird gerade ein Haus renoviert und da stehen absolut funktionstüchtige Kühlschränke rum, die nur auf einen neuen Besitzer warten. Das mit dem absolut funktionstüchtig stimmte leider nicht ganz. Bei dem Ersten den wir rangekarrt hatten ist irgendein Teil hinten explodiert und hat die Sicherung mit in den Tod gerissen. Zum Glück hatten wir Ersatz. Bei dem zweiten Kühlschrank hatten wir bis jetzt Glück und zu meiner Beruhigung sind hier überall Brandmelder installiert.

Freitag, September 22, 2006

Norrköping

Ein ordentlicher Student geht ja Donnerstags ins verdiente Wochenende. Deshalb hatte ich heute den ganzen Tag Zeit mal etwas über den Tellerrand von Linköping hinaus zu schauen. Die Universtität von Linköping hat insgesamt drei Campi (Plural Campus, musst's auch nachschlagen ;-) wovon einer in Norrköping liegt, das 40 Minuten mit dem Bus entfernt ist. Für die armen Studenten, die da hin müssen steht ein kostenloser Pendlerbus zur Verfügung. Heute morgen um kurz nach 11 Uhr haben ein Kumpel und ich den Bus nach Norrköping genommen, um uns dort mal die Stadt anzuschauen. Vor Ort trafen wir dann noch einen Österreicher, der uns den Campus zeigte. Der Campus liegt direkt an einem Fluss und ist noch keine 10 Jahre alt. Man hatte alte Industriegebäude, die lange brach lagen, umfunktioniert was sehr gut gelungen ist. Es hat schon eine besondere Anziehung die ganze Zeit einen Blick auf einen Fluss zu haben und dazu noch die Geräusche der kleinen Staustufen im Ohr.Nach der Campusführung gingen wir uns noch die Stadt ankucken, die obwohl sie eigentlich kleiner als Linköping ist, trotzdem mehr Stadtflair besitzt. Das liegt wohl zum einen an der Straßenbahn und zum anderen an der typisch städtischen, kompakten Bauweise. Das Wetter war wirklich herrlich und wir liefen lange Zeit in der Fußgängerzone umher. Nach einiger Zeit machte sich dann meine Kaffeesucht bemerkbar. Eigentlich bich ich als Teetrinker hierher gekommen, unglaublich was Schweden aus einem macht. Wir steuerten dann also das nächste Straßencafé an und brachten unseren niedrigen Koffeinspiegel wieder auf das normale Niveau. Etliche Gespräche später und frisch gestärkt liefen wir dann gegen 4 Uhr zurück zur Bushaltestelle, von wo wir kurz vor halb 5 dann zurück nach Linköping fuhren.

Dienstag, September 19, 2006

Laboratorium

Hatte heute das erste Mal Optimierungstheorielabor im B-Bau. Als Vorbereitung für das Labor hatten wir bereits letzte Woche Material bekommen auf Schwedisch, was die Sache nicht unbedingt leichter machte. Zum Glück hatte uns unser Lehrer Oleg in 2er Teams eingeteilt, je ein Schwede und ein Ausländer. So ging ich die Vorbereitung eher nach dem Motto an, so ein Bisschen was machen um nicht mit leeren Händen dazustehen aber der Rest ergibt sich dann. Soviel zu der Theorie, in der Praxis bekam ich einen Schweden zugeteilt, der noch nicht mal die Aufgabenstellung gelesen hatte. Also nichts von wegen TEAM (Toll ein Andere macht's) aber mit Ach und Krach gaben wir dann eine viertel Stunde über der Zeit doch noch unsere Aufgaben ab. Für meine Leser mit mathematischem Hintergrund, wir haben im Labor ein paar einfache lineare Optimierungsaufgaben mit AMPL gelöst, was soweit eigentlich ganz einfach ist wenn man mal den Syntax verstanden hat. Nächster Schritt war dann das Ganze nochmal mit Excel zu lösen, also dieses unsägliche Programm von Microsoft, das es schafft auch die einfachen Dinge schwierig zu machen. Also gleich mal so einen Assistenten gerufen, nicht die komsiche Büroklammer sondern einen Leibhaftigen, der uns dann erklärte wie das funktioniert. Nach ewigem Rumgeklicke, Spaltenrumgeschiebe usw. hatten wir dann das auch geschafft. Ich meinte so zum Assi, dass AMPL ja um einiges besser ist. Der grinste nur und meinte ich könnte das laut sagen. Die ließen uns die Aufgabe nur in Excel machen, damit wir mal sehen was das für eine Krux ist. In der nächsten Aufgabe hatten wir dann die Wahl und jeder hat sich wohl für AMPL entschieden.
Noch was zum B-Bau, das Gebäude war angeblich mal eine Waffenfabrik und sieht dementsprechend karg aus. Ich meine wer Bomben zum Häuser zerstören baut, braucht auch selbst nichts architektonisch Anspruchsvolles. Mit einer ähnlichen Argumentation hat wohl die Univerwaltung alle Ingenieurswissentschaften und die Mathematik dorthin verbannt. Die haben sich dann noch alle Mühe gegeben das ganze ja geekig aussehen zu lassen. So nennt jeder Fachbereich seine Gänge und Flure nach Fachwörtern aus der eigenen Wissenschaft.Dreimal dürft ihr raten welcher Fachbereich das ist.
Wo wir es gerade von Geeks haben, habe heute rausgefunden wie der Allererste hieß.
So also zwei unnötige Bilder am Schluss aber es kann ja nicht jeden Tag was Interessantes zum zeigen geben.

Samstag, September 16, 2006

Dra't i Spa't

Bin gerade von einem Seilziehwettbewerb nach Hause gekommen. Verschiedene studentische Hochschulgruppen messen nunmehr seit über 30 Jahren ihre Kräfte an einem kleinen Flüßchen oder nennen wir es eher stehendes, stinkendes Gewässer. Das ist übrigens auch der Bach an dem es erlaubt ist seinen Overall zu waschen. Ich glaube aber nicht, dass der Overall dermaßen dreckig werden kann, dass er in der Kloake sauberer wird. Beeindruckend ist, dass die meisten Schweden echt schmerzlos sind wenn es darum geht bei maximal 15°C total durchnässt stundenlang auf einer Wiese rumzufallen und ins Wasser zu springen. Das liegt aber zum größten Teil an dem hohen Alkoholspiegel. Da waren Sturzbetrunke dabei, die dann trotzdem noch, oder gerade deswegen, bei den Saufspielchen voll dabei waren. Im KO-System traten dann immer 8-Personen Gruppen (4 Frauen, 4 Männer) gegeneinander an. Zum größen Teil ging es aber den meisten Gruppen nur um die Gaudi. Die kamen dann meistens witzig verkleidet an und wussten schon, dass sie gleich in der Suppe schwimmen. Andere Gruppen wie die langjährigen Gewinner der Wirschaftsingenieure kamen mit speziellen Schuhen, langem Training und ausgereifter Technik an den Start. Die schmierten sich auch einen speziellen Klebstoff auf die Hände damit das Seil ja nicht abrutscht. Letztendlich konnte sich die Gruppe der Wirtschaftsingenieure auch wieder gegen alle Anderen durchsetzen.

Freitag, September 15, 2006

Swedish Dinner

Dienstag Abend war meins erstes kulturelles Event hier in Schweden. Ich war auf einem Konzert des studentischen Chores Lihkören. Wie ich auf sowas komme? Mats, einer meiner Flurmitbewohner, der auch in dem Chor singt, lag der ganzen WG schon seit einer Wochen mit seinem Auftritt in den Ohren. Da das Konzert für neue Studenten kostenlos war sprach für mich jedenfalls nichts dagegen. Eigentlich ging ich ja davon aus, dass zumindest ein Teil meines Flures dann noch mitkommt aber irgendwie war ich dann doch der Einzige, aber egal, ich hatte zugesagt also stand ich dazu und war von dem Abend sogar positiv überrascht. Es wurden 20 Lieder verschiedenster Stile gesungen in den verschiedensten Sprachen darunter Schwedisch, Englisch und sogar Deutsch. Eines der Highlights war "Marry a woman uglier than you", das auf Englisch mit jamaikanischen Akzent vorgetragen wurde während sich der Hauptsänger rumblödelnterweise bis auf die Unterwäsche auszog. Der Klassiker "Drunken Sailor" war sehr gut und "Sie liebt dich" von John Lennon und Paul McCartney. Das Ganze machte einen sehr professionellen Eindruck und war zugleich sehr unterhaltend was mich meine anfänglichen Bedenken schnell vergessen ließ.Mittwochs Abend war ich dann mit ein paar internationalen Studenten in der Studentenkneipe Flamman auf einem Jazzabend. Sieht ja fast so aus als hätte ich Blut geleckt was Kultur angeht, ja fast, ich kam dazu, weil ich einem schwedischen Flurmitbewohner namens Michael versprochen hatte, dass ich bei seinem ersten Auftritt in Flamman dabei bin. Er war für den Pianisten der Jazzband kurzfristig eingesprungen und musste sich an dem Abend quasi seine Sporen verdienen, was ihm soweit ich das beurteilen kann problemlos gelang. Ich trank ein kühles Guinness, aß einen Burger mit Pommes und lauschte der ausgesprochen schönen Musik mit den anderen Studenten an meinem Tisch. Die Atmosphäre dort war wahrlich wunderbar.Gestern Abend hatte meine Peerstudentin Jessica zum Swedish Dinner eingeladen. Ich hatte mit Tobias und Maurizio ausgemacht (das sind die Beiden mit denen ich mir Jessica teilen muss), dass wir uns um halb 7 treffen um pünktlich um 7 da zu sein. Diese Rechnung hatten Tobias und ich ohne die italienische Pünktlichkeit gemacht, will sagen, Maurizio kam so um dreiviertel 7 (18:45 für alle nicht Pfälzer) und erklärte uns, dass er erst noch einkaufen müsse. Letztendlich waren wir also eine halbe Stunde zu spät was aber nicht weiter tragisch war. Jessica hatte auch noch ihre beste Freundin Kerstin (die ESN Austauschorganisatorin) eingeladen was zu einem guten Teil für die Unterhaltung an dem Abend beitrug. Jessica und Kerstin sind zwar die besten Freundinnen haben aber prinzipiell immer gegensätzliche Meinungen und sind demnach ständig am zanken, was einfach nur spaßig rüberkommt.
Der kulinarsiche Abend begann mit Toast, Gemüse und einer Fischpaste also Vorspeise, ging weiter über Waffeln mit Eis, Sahne und diversen Marmeladen hin zu Fika mit selbstgebackenen Apfelkuchen, was alles ausgezeichnet schmeckte. Die Beiden hatten sich wirklich reingehängt, um uns ein köstliches Mahl zu zaubern. Während des Abends unterhielten wir uns über Mögliches und Unmögliches, Krieg und Frieden, Musik... ach und Fußball. Schade, dass ich meine Digicam vergessen hatte auch wenn ich mit ihr den Moment eh nicht hätte einfangen können. Der Traum vieler deutscher Männer, zwei bildhübsche, blonde Schwedinnen, die sich über Fußball unterhalten und das mit einer Leidenschaft und Verbissenheit, unglaublich! Natürlich artete das zwischen den beiden wieder in einem kleinen Streitgespräch aus bei dem sie uns fast vergaßen. Tobias, Maurizio und ich konnten eh kaum noch was dazu sagen. Ich musste kurz (sehr kurz!) an Dominik H. und Steffen F. denken. Hätte ich dem Gelaber der Beiden damals mehr Aufmerksamkeit geschenkt, hätte ich gestern wahrscheinlich mehr Ahnung von der WM gehabt und hätte mitreden können. So saß ich quasi mit Tobias und Maurizio auf der Ersatzbank für eine halbe Stunde. Nachdem die beiden dann zu einer Art Einigung gekommen waren strahlten sie uns an und meinten: "Ok, wir haben jetzt über Fußball geredet, jetzt könnt ihr euch über Make-up unterhalten!", worauf wir erstmal loslachten. Kerstin gab dann noch ein paar witzige Anekdoten aus ihrem Beruf als ESN Organisatorin zum Besten. Ein Austauschstudent hatte ich sich einmal nach einem Monat bei dem schwedischen Studentenwerk beschwert, dass sie doch mal bitteschön die Kühlschränke wieder auffüllen könnten. Der Typ hatten einen Monat lang von dem Essen seiner Mitbewohner gelebt und als die immer weniger in den öffentlich zugänglichen Regalen bunkerten, ging er davon aus, dass das Studentwerk vergessen hatte diese aufzufüllen. Der Typ fiel aus allen Wolken als ihm erklärt wurde, dass er für sein Essen schon selbst aufkommen müsse. Ja, er kam aus einem kommunistischen Land.
Ein anderer Student verpasste seinen Flug und kam deshalb erst in Linköping an als das Büro von Kerstin schon zu hatte. Man kriegt dort unter anderem auch die Schlüssel für die Wohnung. Also was macht man wenn man aus eigenem Verschulden in einem fremden Land ohne Bleibe ist? Klar, man ruft die Polizei an und trägt der sein Leid vor, die Jungs haben ja sicher nichts Besseres zu tun. Ich weiß ja nicht welche herzerweichende Geschichte er denen aufgetischt hat aber die waren von dem jungen Mann so angetan, dass sie ihm ein kostenloses Zimmer in einer Sozialwohnung besorgten. Am nächsten Tag holte er dann den Schlüssel bei Kerstin ab und erzählte ihr stolz die Geschichte. Kerstins Begeisterung dafür war eher gedämpft, weil der Typ quasi als erste Geste in einem fremden Land ein Zimmer auf Staatskosten genommen hatte, was sicher keinen guten Eindruck bei Einheimischen macht. Vielleicht hätte er das bei all seiner eingebildeten Schlauheit mal bedenken sollen.
Der gesellige Abend ging so um kurz nach Mitternacht zu Ende und war einfach spitze!

Montag, September 11, 2006

Fika!

Sonntags wollte ich zur Abwechslung mal etwas Anderes essen als Spaghetti oder Pizza. In meinem mir zugewiesenen Gefrierschrankfach habe ich neulich ein Hähnchen gefunden was soweit ich das sehen kann noch in Ordnung ist. Also war klar, heute gibt es Hähnchen mit Reis und Soße. Nachdem das Ziel mal definiert war, das ist ja schonmal was, war nur noch die Frage nach dem Weg dorthin zu klären. Da meine Kochkünste sich, wie schon bemerkt, auf Spaghetti und Pizza beschränken holte ich mir weibliche Unterstützung, Kathrin, die wie sich herausstellte nur wenig mehr Ahnung von der Materie hat als ich. Kathrin kommt übrigens aus Berlin und hat die typische Berliner Schnauze. Mit Sprüchen wie "Hey Flo, hast du verstanden um was es gerade geht, oder sollen wir dir noch ne Minute geben?" und "Kick dir mal das Foto an, da siehste vielleicht scheiße aus, wa?" könnte man sie quasi zur Definition der Berliner Schnauze ranziehen. Da sie so herzlich offen alles rausplabbert was sie von einem denkt (und das ist meistens nichts Gutes ;-) weiß man immer woran man ist. Trotz ihrer direkten Art ist sie sehr nett und es macht mit ihr einen heiden Spaß sich gegenseitig runterzuputzen und blöde Sprüche zu reißen, weil sie genauso gut einsteckt wie austeilt. In Deutschland waren für diesen Part immer die Jochens (Joos & Eichhorn) zuständig. An dieser Stelle mal ein Gruß an die Beiden, ich vermisse euch hier also keinen Meter ;-)
Aber zurück zum Kochen. Ich kam mit einem Bärenhunger um 13:15 bei ihr mit meinem fast aufgetauten Hähnchen unterm Arm an. Dieses sogleich auf so eine Form gelegt dann stullenweise Butter drauf, Kathrin bestand darauf und ab in den Ofen. Der Reis war meine Aufgabe und schnell gemacht, ja, zu schnell, wer hätte gedacht, dass so ein Hähnchen bald zwei Stunden lang braucht. Der Reis war jedenfalls schon nach 25 Minuten fertig, was mir einige blöde Kommentare einbrachte. Nach einer Stunde dachten wir, dass das Hähnchen fertig sei, luden überschwenglich sogar noch eine Mitbewohnerin von Kathrin ein, um dann enttäuscht festzustellen, dass der scheiß Vogel immernoch halb roh ist. Also wieder zurück in den Ofen während sich mein Magen vor lauter Hunger schon anfing selbst zu verdauen. Nebenbei noch Milch für den Pudding aufgekocht, äh, überkocht, ja meine Schuld. Kathrin: "Ja genau, sau mir doch meine Küche komplett zu!" - "Ja klar, was glaubst du warum wir nicht bei mir kochen!".
Nach einer weiteren halben Ewigkeit Warten und Pudding Essen holten wir den Phönix ein weiteres Mal aus dem Höllenfeuer und aßen ihn mit kaltem Reis. Ja, es war kurz nach halb vier, ich konnte vor Hunger schon nicht mehr klar denken und mir war praktisch egal was da jetzt in meinem Magen landet. Kathrin ging es wohl genauso. Wir haben uns dann darauf geeinigt das nächste Mal früher anzufangen und ein Kochbuch zu Rate ziehen.Nun mal zu einem meiner schwedischen Lieblingswörter, Fika! Es zaubert jedem Schweden und was noch viel wichtiger ist, jeder Schwedin ein freudiges Lächeln ins Gesicht. Man tut es häufiger am Tag und gern in kleinen Gruppen. Die Rede ist natürlich von dem Kaffeetrinken bzw. der Kaffeepause, die hier besonders zelebriert wird. Bei uns auf dem Flur hat sich eingebürgert, dass wir uns jede zweite Woche Sonntags Abends zur Fika mit Kuchen in unserem Wohnzimmer treffen.
Um 8 Uhr saßen dann alle erwartungsvoll um den Wohnzimmertisch, Tobias' Freundin Petra hatte uns einen super Schokoladenkuchen gebacken und ich hatte zwei Kannen Kaffee gekocht. Der gemütliche Teil des Abends konnte also beginnen. Wir redeten viel über dies und das, ob wir eine WG Katze brauchen, wie wir das Wohnzimmer verschönern können und vor allem viel Blödsinn. Ich bin hier total glücklich mit meiner WG, da ich mich mit allen sehr gut verstehe und wir ein spaßiger Haufen sind. Trotzdem redeten wir auch mal über Politik, die anstehenden Wahlen zum Beispiel. Ich versuche ja die Leute davon zu überzeugen die Piratenpartei zu wählen, weil es wohl ziemlich witzig werden würde, wenn die gewännen. Ich ließ mir auch etwas über die Geschichte von Schweden erzählen, dass z.B. Schweden schonmal Norwegen und Finnland eingenommen hatte. Mats gab zu bedenken, dass mittlerweile wohl Schweden einfach von den Finnen eingenommen werden könnte, da man hier die Armee stark abgebaut hat. Tobias war der Meinung, dass Schweden keine Armee brauche und stellte die Frage in die Runde: "Warum würde jemand Schweden angreifen wollen?". Stille..., trotz der für mich offensichtlichen Antwort: "Wegen den Frauen vielleicht?", worauf die Diskussion die politischen Gefilde schnell verließ und wieder lustiger wurde :-)
Es war einer der schönsten Sonntag Abende hier in Schweden.

Heute morgen stand ich dann ab 6 Uhr in der Früh für Tickets an, mir stand's bis Oberkante Unterlippe. Das ist das Einzgiste was mich hier gewaltig ankotzt von den Alkoholpreisen mal abgesehen. Da das Ganze ein allwöchentliches Ritual ist werde ich das in Zukunft nur noch in Extremfällen erwähnen.

Samstag, September 09, 2006

Tenta Kravall & Welcome Dinner

Vorgestern abend war ich auf einer "normalen" Studentenparty, auf der Tenta Kravall. Anfangs ging ich immer davon aus, dass Kravall Party heißt, weil die meisten Parties hier irgendwas mit Kravall zu tun haben. Eigentlich ist Kravall aber ein schwedisches Wortspiel und heißt übersetzt in etwa "Trage einen Overall", somit ist dann dadurch der Dresscode am Abend geklärt. Tenta heißt übrigens Examen, im Ganzen also eine Examen-vorbei-trage-Overall-Party.
Zurück zu den Overalls, die Schweden sind verrückt nach den Dingern, man sieht überall auf dem Campus Leute damit rumlaufen. Jede Fakultät hat ihre eigene Farben und Muster, somit weiß man gleich ob man gerade mit einem Chemiker, Physiker, WiWi oder Mediziner spricht. Auf den Overall näht man sich dann Patches, die aussagen auf welchen Parties man war (hab einen vom München Hoben :-), zu welcher Studentenorganisation man gehört oder einfach nur Blödsinn. Mittlerweile habe ich auch einen blauen Overall mit zwei gelben Streifen an den Seiten wie in die internationalen Studenten tragen. Das Annähen dieser verdammten gelben Streifen hat mich sechs Stunden und einige Tropfen Blut gekostet. Ok, Textilkleber wäre auch eine Möglichkeit gewesen aber ist traditionell nicht erlaubt, genau wie z.B. das Waschen des Overalls. Es gibt genau drei Arten seinen Overall zu waschen.
1) Gar nicht
2) Unter der Dusche, wenn man es selbst nicht mehr merkt.
3) In dem dreckigen Fluß, der durch Linköping fließt.
1) und die 2) vor allem nach Parties, kommen wohl am häufigsten vor, dementsprechend laufen die Leute hier rum wie die größten Rassler.
Für mich war die Tenta Kravall die erste Party im Overall und nach kurzer Gewöhnung ist es einfach ein bocklustiges, befreiendes Gefühl da in einem weiten Overall rumzuhüpfen. Freu mich schon auf die nächste Kravall, dann mit nochmehr Patches!
Gestern war dann mal wieder ein Welcome Dinner, quasi Ätor & Punsch Reloaded. Diesmal jedoch in größeren Räumlichkeiten mit 250 Studenten und besserem Essen. Als Vorspeise gab's so einen roten Elchaufstrich mit Knäckebrot. Ich hätte ja mal gern ein Elchsteak probiert aber doch bitte keinen Elch als Paste! Als Hauptspeise gab es dann Schwein und Kartoffeln mit Soße, das, wenn auch etwas schwach gewürtzt, ganz lecker schmeckte. Während dem Essen gab es wieder die Gyckel, also die Auftritte verschiedener Gruppen und betrunkener Franzosen, Spanier, Deutsche... die Toastmaster mussten die Spanier quasi von der Bühne runtergebrügeln, weil die nach einer viertel Stunde einfach nicht mit dem Singen neuer Lieder aufhören wollten. Nachdem es dann hieß "Alle Deutsche auf die Bühne" war nach 5 Minuten die Bühne voll und der Saal halb leer oder halb voll? Naja, gesangstechnisch war dann Eisgekühlter Bommerlunder angesagt, das wird von einem quasi erwartet und dann 54, 74, 90, 2010, danach gingen uns die deutschen Lieder aus. Kommentiert mal schön, was man hätte noch alles singen können!
Der Abend war wirklich schön mit nur einem Markel. Als Jan, Diana, Babs und ich gerade unsere Fahrräder abschließen wollten, um uns auf den Heimweg zu machen, wurde Jan von einem sturzbetrunkenen Schweden blöd angemacht. Als der immer aggressiver wurde versucht ich ihn von Jan wegzuschieben, worauf ich mich in der nächsten Sekunde auf ein paar Fahrrädern liegend fand. Irgendwie war von hinten ein weiterer Schwede aufgetaucht und hatte mich umgeworfen. Ich war erstmal so geschockt, dass ich den Schweden nur auf Deutsch angeschnauzt habe, um dann nach 10 Sekunden zu merken, dass es mehr Sinn macht es auf Englisch zu probieren. Zum Glück kamen dann zwei Securities angerannt, die die Eskalation verhinderten. Eine Prügelei wäre so ziemlich das Letzte gewesen auf was ich an dem eigentlich gelungenen Abend Bock gehabt hätte.
Die ganzen Woche haben wir alle uns immer gefragt warum es soviel Securities auf den kleinsten Parties gibt, die mit voller Montur und Schlagstock patrolieren. Der Umgang mit Alkohol ist bei vielen Schweden mit dem von 16 jährigen Deutschen zu vergleichen. Aufgrund der restriktiven Alkoholgesetze und Preise gewöhnen sie sich häufig keinen "normalen" Umgang mit Alkohol an sondern besaufen sich maßlos wenn sie einmal trinken. Ich möchte das auf keinen Fall verallgemeinern, die Allermeisten kommen wohl mit Alkohol klar, aber das starke Securityaufkommen lässt schon auf eine nicht zu vernachlässigende Menge derer schließen, die mit Alkohol nicht klar kommen.

Donnerstag, September 07, 2006

Kallas Mottagning

Gestern musste ich das erste Mal um 8 in eine Vorlesung. Wann war ich das letzte Mal so früh in einer Vorlesung? Als Erstie in den ersten beiden Semestern? Keine Ahnung, ich studiere wohl schon zu lange.
Trotzdem habe ich es geschafft relativ fit, natürlich mit Kaffee gedopt, pünktlich zum Unterricht zu erscheinen. Unser Prof heißt Vladimir und erinnert mich irgendwie an den einen Russen aus dem Film Armageddon. Er kam wie immer pünktlich aber leicht verplant, eine typische Mathematikereigentschaft übrigens, in den Unterricht und laberte uns erstmal auf Schwedisch zu. An den Gesichtern der internationalen Studenten, die das ganze Spektrum von blöd grinsend bis irritiert schauend abdeckten, bemerkte er dann nach 5 Minuten, dass es geschickter wäre auf Englisch fortzufahren.
In dem ersten anderthalb Stunden Block hatten wir Übung in der Vladimir uns immer bei den Hausaufgaben hilft, wobei es kein Problem ist auch dumme Fragen zu stellen. Das Studenten-Professor Verhältnis ist wirklich ausgezeichnet.
Im nächsten Block hatten wir dann Vorlesung über Partielle Differentialgleichungen auch bei Vladimir. Das Ganze ist so ziemlich die angewandeste Vorlesung, die man als Mathematiker hören kann. Ich kann doch mittlerweile tatsächlich die Schwingungen der eindimensionalen Saite einer Violine berechnen. Hoffentlich bezahlt mich später mal jemand für solche tollen Berechnungen :-)
Mittags dann war ich auf dem Kallas Mottagning, das in einem Eishockeystadion stattfand. Vergleichbar ist es ungefähr mit der Bonding Messe in Karlsruhe. Es gibt viele Stände verschiedener Firmen, die um die Gunst der Studenten werben. Um die Gunst vor allem der angewandten Wissentschaften, als Mathematiker schaut man da meistens in die Röhre, was mich immer dazu veranlasst ganz frech und wortlos deren Korb mit Werbegeschenke zu plündern. Ich habe jetzt Kulis bis zum Ende meines Auslandsaufenthalts sogar wenn ich jeden Monat einen verliere.Zusätzlich stellten sich noch diverse studentische Organistionen vor. Warum zur Hölle werde ich eigentlich immer von irgendwelchen christlichen Organistionen angequatscht? Sehe ich aus wie eine verlorene Seele, die nach Hilfe sucht? Das ging mir schon in Karlsruhe auf den Senkel. Willst du an unserem Bibelkreis teilnehmen? Glaubst du an Gott? Nein verdammt! Lasst mich mit eurem dogmatischen Hirngespinst in Ruhe! Ihr Spaken habt doch noch nicht mal Kulis und Süßigkeiten an eurem Stand, wie wollt ihr da was verkaufen?
Gegen Abend gab es dann noch einen Auftritt der Band The Soundtrack of Our Lives, einer richtig guten schwedischen Rockband. Leider kam nicht wirklich soviel Stimmung auf. Die Überorganisation hat da vieles kaputt gemacht. Obwohl die Halle nur zu einem Drittel voll war, durfte jeder nur in eine bestimmte Sektion der Halle gehen, was die wenigen Leute, die da waren noch mehr verteilt hat. Trotzdem war der Abend dort nicht schlecht, zumal später noch in der Vorhalle Discomusik aufgelegt wurde, wo sich die Leute nicht ganz so in der Weite verloren wie in der großen Halle. Da mein Maß für Disco noch vom Wochenende voll war, blieb ich nicht mehr allzu lange nachdem die Band fertig war. Heimradeln dann wieder im Regen, zur Zeit ist das Wetter hier wie in Irland.

Sonntag, September 03, 2006

Stockholm

Freitag 5 Uhr morgens. Der Wecker klingelt unbarmherzig und reißt mich aus meinen süßen Träumen. Nur die Sonne ist vor mir aufgestanden. Also Fenster auf, laut gähnend gestreckt und den Tag begrüßt. Fertig gemacht, gefrühstückt und mit dem Bus zum Hauptbahnhof in Linköping gefahren. Um 7 Uhr dann in den Bus nach Stockholm gestiegen und wie das beim mir immer ist bei großen, schaukelnden Dingen, natürlich sofort wieder eingeschlafen.
Um 10 Uhr rum bin ich dann in Stockholm angekommen, strahlend schönes Wetter, verdammt meine Sonnebrille liegt natürlich daheim. Direkt daran gemacht die erste Mission zu erfüllen, die da lautet: "Gebiet aufklären, Deutsche Botschaft ausfindig machen und Reisepass beantragen". Sowas hatte ich nämlich noch nie besessen und da ich vor habe nach Norwegen zu gehen oder auch mal nach Rußland, brauche ich den. Der Bahnhof ist zum Glück mitten in der Innenstadt und von der Botschaft nur so 30 Minuten Fußmarsch entfernt. Also raus aus dem Bahnhof, kurz am Sonnenstand orientiert und nach Osten gelaufen. Mein Weg führte mich durch die Innenstadt und am Hafen vorbei. Die Stadt ist wirklich wunderschön. Viele alte Sandsteingebäude mit Skulpturen, Grünstreifen säumen die Straßen und es gibt sehr viele Parkanlagen. Nach einiger Zeit kam ich dann an der deutschen Botschaft an. Die liegt inmitten eines Stadtviertels in der es nur Botschaften gibt. Ich betrat also das Gebäude und wurde mit einem trockenem "Guten Tag" begrüßt.
"Hallo, ich würde gern einen Reisepass beantragen"
"Füllen Sie diese Formular aus und dann schauen wir mal ob das möglich ist!"
Ach, die Freundlichkeit in einem deutschen Amt. Ich setzte mich also hin, um das Formular auszufüllen. Dabei bekam ich das Gespräch zwischen einer Bediensteten und einem alten Ehepaar mit, das ebenfalls einen Reisepass beantragte. Anscheinend wohnen die beiden seit geraumer Zeit in Kiruna, sind aber weiterhin Deutsche und brauchen deshalb alle 10 Jahre einen neuen Reisepass, der nur in Stockholm ausgestellt wird. Der alte Mann schnautze die Bedienstete an und fragte nach einem Formular für die Rückerstattung seiner Reisekosten. "Wie bitte?" meinte die Frau. Der alte Sack fing an sich aufzuregen, dass er alle 10 Jahre nach Stockholm reisen müsste, weil die deutsche Regierung das so will und niemand ihm seine Reisekosten erstatte. Dabei zahle er doch seine Steuerung in Deutschland und mit denen sollten die gefälligst eine Botschaft in Kiruna aufmachen, denn "in Deutschland wird nur verordnet, da wird nicht gedacht!". Wie es sich für einen Deutschen gehört hat er gleich noch nach der Nummer des Auswärtigen Amtes gefragt, weil er gedenke sich dort zu beschweren. Dass er nicht noch nach der Handynummer vom Steinmeier gefragt hatte war gerade alles. So wie ich das sehe muss der Typ eh nur noch maximal zweimal einen Reisepass beantragen, warum also die Aufregung? Wie die recht junge Bedienstete, also nicht die alte Schachtel mit der Krähenstimme, bei der ich meinen Antrag gestellt hatte, weiterhin so ruhig blieb ist mir ein Rätsel. Nachdem sie den alten Mann abgewimmelt hatte, gab ich mein Formular dann bei ihr ab. Auf die alte Krähe hatte ich keinen Bock mehr. Leider gab es dann noch Probleme mit diesen blöden biometrischen Passbildern, da meine leider zu groß waren. Also zurück in die Stadt gedabbt und neue gemacht. Nach weiteren Formularen und Unterschriften wechselten 900 SEK (ca. 96€) den Besitzer und hoffentlich werde ich in vier Wochen stolzer Besitzer eines biometrischen Reisepasses mit RFID Chip, den jeder möchtegern Hacker so im Vorbeigehen auslesen kann. Aber was rege ich mich auf.
Danach bin ich dann noch etwas durch die Innenstadt flaniert und habe mir den Altstadtteil Gamla Stockholm angeschaut. Um 19 Uhr bin ich dann mit der U-Bahn in den Stadtteil gefahren in dem Daniel wohnt. Es war verdammt gut einen meiner besten Freunde und ehemaligen WG Mitbewohner wieder zu sehen. Ich schaute mir seine Wohnung an, laberte ihm ein Ohr ab und ließ mich dabei bekochen. Wie in alten Zeiten! Gegen Abend trafen wir dann ein paar spanische Studenten und machten mit denen einen Club unsicher. War wirklich spaßig mit den Leuten, die Spanier haben Sprüche drauf und machen Blödsinn, dass man den ganzen Abend was zu lachen hat. Vor allem wenn sie erstmal etwas betrunken sind. Die Frauen in dem Club waren verdammt hübsch und das obwohl ich ja schon einen Monat lang Zeit hatte mich an das hohe Niveau zu gewöhnen. Auch in der Innenstadt wo Daniel und ich uns samstags noch etwas umschauten und einen Kaffee tranken musste man höllisch aufpassen. Wenn man nämlich einer Frau zu lange hinterher schaut, dann verpasst man meistens schon die Nächste, die einem entgegen kommt. Also man hat's nicht leicht ;-)
Samstag abends waren wir dann nochmal in einem Club, war wieder super. Nach so 2 Stunden Schlaf ging es dann um halb sechs wieder los Richtung Linköping. Ich muss unbedingt demnächst mal wieder nach Stockholm gehen. Für ungefähr 15€ mit dem Bus hin und zurück rentiert sich das wirklich. War wirklich ein unvergessliches Wochenende.