Vorgestern abend war ich auf einer "normalen" Studentenparty, auf der Tenta Kravall. Anfangs ging ich immer davon aus, dass Kravall Party heißt, weil die meisten Parties hier irgendwas mit Kravall zu tun haben. Eigentlich ist Kravall aber ein schwedisches Wortspiel und heißt übersetzt in etwa "Trage einen Overall", somit ist dann dadurch der Dresscode am Abend geklärt. Tenta heißt übrigens Examen, im Ganzen also eine Examen-vorbei-trage-Overall-Party.
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Zurück zu den Overalls, die Schweden sind verrückt nach den Dingern, man sieht überall auf dem Campus Leute damit rumlaufen. Jede Fakultät hat ihre eigene Farben und Muster, somit weiß man gleich ob man gerade mit einem Chemiker, Physiker, WiWi oder Mediziner spricht. Auf den Overall näht man sich dann Patches, die aussagen auf welchen Parties man war (hab einen vom München Hoben :-), zu welcher Studentenorganisation man gehört oder einfach nur Blödsinn. Mittlerweile habe ich auch einen blauen Overall mit zwei gelben Streifen an den Seiten wie in die internationalen Studenten tragen. Das Annähen dieser verdammten gelben Streifen hat mich sechs Stunden und einige Tropfen Blut gekostet. Ok, Textilkleber wäre auch eine Möglichkeit gewesen aber ist traditionell nicht erlaubt, genau wie z.B. das Waschen des Overalls. Es gibt genau drei Arten seinen Overall zu waschen.
1) Gar nicht
2) Unter der Dusche, wenn man es selbst nicht mehr merkt.
3) In dem dreckigen Fluß, der durch Linköping fließt.
1) und die 2) vor allem nach Parties, kommen wohl am häufigsten vor, dementsprechend laufen die Leute hier rum wie die größten Rassler.
Für mich war die Tenta Kravall die erste Party im Overall und nach kurzer Gewöhnung ist es einfach ein bocklustiges, befreiendes Gefühl da in einem weiten Overall rumzuhüpfen. Freu mich schon auf die nächste Kravall, dann mit nochmehr Patches!
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Gestern war dann mal wieder ein Welcome Dinner, quasi Ätor & Punsch Reloaded. Diesmal jedoch in größeren Räumlichkeiten mit 250 Studenten und besserem Essen. Als Vorspeise gab's so einen roten Elchaufstrich mit Knäckebrot. Ich hätte ja mal gern ein Elchsteak probiert aber doch bitte keinen Elch als Paste! Als Hauptspeise gab es dann Schwein und Kartoffeln mit Soße, das, wenn auch etwas schwach gewürtzt, ganz lecker schmeckte. Während dem Essen gab es wieder die Gyckel, also die Auftritte verschiedener Gruppen und betrunkener Franzosen, Spanier, Deutsche... die Toastmaster mussten die Spanier quasi von der Bühne runtergebrügeln, weil die nach einer viertel Stunde einfach nicht mit dem Singen neuer Lieder aufhören wollten. Nachdem es dann hieß "Alle Deutsche auf die Bühne" war nach 5 Minuten die Bühne voll und der Saal halb leer oder halb voll? Naja, gesangstechnisch war dann Eisgekühlter Bommerlunder angesagt, das wird von einem quasi erwartet und dann 54, 74, 90, 2010, danach gingen uns die deutschen Lieder aus. Kommentiert mal schön, was man hätte noch alles singen können!
Der Abend war wirklich schön mit nur einem Markel. Als Jan, Diana, Babs und ich gerade unsere Fahrräder abschließen wollten, um uns auf den Heimweg zu machen, wurde Jan von einem sturzbetrunkenen Schweden blöd angemacht. Als der immer aggressiver wurde versucht ich ihn von Jan wegzuschieben, worauf ich mich in der nächsten Sekunde auf ein paar Fahrrädern liegend fand. Irgendwie war von hinten ein weiterer Schwede aufgetaucht und hatte mich umgeworfen. Ich war erstmal so geschockt, dass ich den Schweden nur auf Deutsch angeschnauzt habe, um dann nach 10 Sekunden zu merken, dass es mehr Sinn macht es auf Englisch zu probieren. Zum Glück kamen dann zwei Securities angerannt, die die Eskalation verhinderten. Eine Prügelei wäre so ziemlich das Letzte gewesen auf was ich an dem eigentlich gelungenen Abend Bock gehabt hätte.
Die ganzen Woche haben wir alle uns immer gefragt warum es soviel Securities auf den kleinsten Parties gibt, die mit voller Montur und Schlagstock patrolieren. Der Umgang mit Alkohol ist bei vielen Schweden mit dem von 16 jährigen Deutschen zu vergleichen. Aufgrund der restriktiven Alkoholgesetze und Preise gewöhnen sie sich häufig keinen "normalen" Umgang mit Alkohol an sondern besaufen sich maßlos wenn sie einmal trinken. Ich möchte das auf keinen Fall verallgemeinern, die Allermeisten kommen wohl mit Alkohol klar, aber das starke Securityaufkommen lässt schon auf eine nicht zu vernachlässigende Menge derer schließen, die mit Alkohol nicht klar kommen.