Mittwoch, Februar 28, 2007

Argumentverstärker

Letztens haben wir uns mal dran gemacht den Abstellraum unseres Flures zu entrümpeln. Neben viel Müll fanden wir auch allerlei Nützliches wie Lampen, eine Hängematte für den Sommer und neue Gardinen. Dabei lag auch ein geschnitzter Knüppel, den einer der Schweden entsorgen wollte, was ich jedoch dann verhinderte. Schließlich weiß man ja nie wann das nächste Mal die Ryd-Gang vor unserer Tür randaliert und außerdem so schlug ich vor, wäre es doch eh witzig den Knüppel im Eingangsbereich griffbereit an der Wand zu haben. Natürlich nur so wegen der Optik, ich verabscheue Gewalt. Darüber dann noch ein witziger Spruch und vielleicht überlegt es sich dann der schwedische GEZ Mann zweimal ob er klingelt.
Leider wurde mein Vorschlag bei der nächsten Flurversammlung abgelehnt und so fristet mein Argumentverstärker, wie ich ihn liebevoll taufte, ein Schattendasein in der Abstellkammer.


Eigentlich war es ja klar, dass ich mit diesem Vorschlag hier in Schweden auf verlorenen Posten stand. Ich meine in einem Land, von dem noch nie ein Krieg ausging und das auch nicht richtig bei den Weltkriegen mitspielen wollte, kann man mit sowas einfach nicht kommen ;-)


Okay, Spaß beiseite... so langsam werde ich vielleicht etwas zu makaber. Gewalt und Krieg gehören sicher zu den schlimmsten Geiseln der Menschheit und man sollte beides strikt ablehnen. Moralischer Zeigefinger wieder runter.

Dienstag, Februar 27, 2007

Pawlowscher Keks

Gemeinschaft macht stark, sagt man. Anonyme Alkoholiker z.B. finden in der Gemeinschaft neue Hoffnung. Religiöse Menschen geben sich gern, trunken durch den heiligen Geist, einer kollektiven Fantasie hin, um sich nicht alleine zu fühlen. Das imperiale Bündnis in Europa gibt uns die Kraft jedes Land der Erde, das sich unserer Zurichtung für die aktuelle Neuverteilung der Profite widersetzt, aus dem Himmel herab zu züchtigen und seine ganze gesellschaftliche Daseinsform in einen Trümmerhaufen zu verwandeln. Gemeinschaft macht also stark. Klar.
Das wissen sogar schon die meisten Fische und deshalb organisieren sie sich in großen Schwärmen, um andere Raubtiere zu verwirren. Das gleiche gilt natürlich für die Vögel, die ja praktisch auch nur Fische in der Luft sind. Es scheint demnach so als wenn der Vorteil einer Gemeinschaft eine Gott gegebene Naturkonstante sei, wäre da nicht, ja wäre da nicht die Spezies der Kekse in Schweden.
Nach wochenlangen Experimenten mit meinen Flurschweden habe ich den Beweis! Gemeinschaft kann auch tödlich sein.

Folgender Versuchsaufbau:
Man nehme einen Teller voll schwedischer Schokoladenkekse und platziere ihn plakativ auf dem Tisch im Gemeinschaftsraum.


In den folgenden Tagen werden die Kekse einer nach dem anderen gefressen. Meistens passiert dies nach der Abenddämmerung, wenn sich die Schweden unbeobachtet fühlen.
Nach ein paar Tagen sieht es im Revier der Kekse dann so aus:


Ein einzelner Keks ist der traurige Überlebende einer einst so stolzen Herde. Nach einer Weile entscheidet man sich instinktiv diesen Keks von seinem Leid zu erlösen und ihm den Gnadenbiss zu geben. Aber nicht so in Schweden. Hier scheint man Mitleid mit dem letzten seiner Art zu haben und verschont den Keks, verdammt ihn zu einem Leben in Einsamkeit aber Sicherheit. Der Keks musste tagelang warten bis er eines Morgens doch verschwunden war, ein paar Krümmel zeugten von seinem Schicksal. Ich hatte natürlich sofort Jacquinto in Verdacht. Ein portugiesischer Immigrant, der die schwedische Mentalität noch nicht ganz verinnerlicht hat und lag mit meinem Verdacht richtig. Er gab zu den Keks gerissen zu haben und erklärte mir, dass ein richtiger Schwede nie das letzte Stück von irgendetwas essen würde. Der Keks wäre liegen geblieben bis zum jüngsten Tag. Das wiederum löste natürlich meine Forscherinstinkte aus. Ich sagte Jacquinto, dass er keinen einzelnen Keks mehr essen sollte. Dann kaufte ich mir eine neue Schachtel Kekse und fing an immer nur einen einzelnen Keks auf den Teller zu legen. Und wirklich, wie vorhergesagt, der Keks wurde tagelang nicht gegessen. Darauf verspeiste ich demonstrativ, im Beisein meiner Flurschweden, den Keks, was nicht ohne Protest von Tobias vonstatten ging. Diesen Vorgang musste ich etliche Male wiederholen. Einen Keks auslegen, warten, verspeisen, bis endlich eines Tages ein Keks verschwunden war ohne mein Zutun. Eine kurze Recherche ergab, dass Jan-Erik, ein richtiger Schwede, den Keks gegessen hatte. Meine Konditionierung war also ein voller Erfolg. Ich hatte anscheinend durch das Vorführen einer Einzelkeksvertilgung die Hemmschwelle von Jan-Erik soweit herabgesetzt, dass auch er einen einzelnen Keks nicht länger verschonte.

Fassen wir also unsere Erkenntnisse zusammen:
1. Für einen Keks in Schweden bringt Gemeinschaft keine Sicherheit, eher im Gegenteil, nur allein ist er absolut sicher.

2. Ein unbeeinflusster Schwede isst niemals einen einzelnen Keks, oder generell das letzte Stück.

An das Max-Planck-Institut: Bitte überweist die Forschungsgelder auf das übliche Konto. Danke!

Montag, Februar 26, 2007

Swedish Mating and Dating

Den Schwedinnen sagt man ja nach, dass sie alle blond und willig sind, zumindest ist das eine landläufige Meinung in vielen europäischen Ländern. Mit einem Grinsen erinnere ich mich da gerne noch an eine der ersten Vorlesungen des Schwedisch 1 Intensivkurses. Unsere Lehrerin hatte ihre attraktive Tochter mitgebracht, die so auf die 30 zuging, um uns etwas über Schweden aus der Sicht der Jugend zu erzählen. Ziemlich schnell war klar, dass man mit der über wirklich alles diskutieren konnte und nach einer Weile kam die Frage auf, wie man es hier den mit dem Sex hält. Grinsend meinte sie, dass ihr natürlich klar ist, dass sich der Austausch nicht nur auf kultureller Ebene abspiele, sie aber dennoch ein paar Erwartungen dämpfen müsse, den ihrem Ruf im Ausland entsprächen die Schwedinnen keinesfalls. Sie selbst war nach eigenem Bekunden als Austauschstudentin in ihrer Studienzeit viel in Europa rum gekommen. Wenn sie sich als Schwedin zu erkennen gab, erntete sie meistens lüsterne Blicke und frivole Anspielungen.
"Die dachten sie könnten mich so einfach haben, weil ich Schwedin bin. Unglaublich. Das ging soweit, dass ich mich bei späteren Auslandsbesuchen als Norwegerin ausgeben musste.", so die Tochter entrüstet.
Die Stimmung in der Klasse war darauf etwas geknickt, lange Gesichter, einer scherzte sogar, dass die Freizügigkeit mit ein Grund war für ihn nach Schweden zu kommen, worauf die Lehrerin etwas empört meinte, dass die Schwedinnen nicht "loose" seien, was wohl umgangssprachlich sexuell offen bzw. promisk bedeutet.
Nach nun mehr als einen halben Jahr zeigt sich, dass an ihrer Aussage durchaus was dran zu sein scheint, von Gegenbeispielen hört man nur selten.
Stellenweise ist es sogar komplizierter als von vielen erwartet, was einen Immigranten in Stockholm dazu veranlasste einen wirklich lustigen Swedish Mating and Dating Guide zu schreiben. Nicht vergessen die vielen Kommentare dazu zulesen!

Dienstag, Februar 20, 2007

Fet Tisdag

Heute war der traditionelle Fette Dienstag (Fet Tisdag) in Schweden. Nach altem Brauch ist das der letzte Tag vor Beginn der Fastenzeit und natürlich muss man sich deshalb nochmal richtig stärken. In Schweden lässt man sich nicht lumpen und isst die sogenannte Semla. Das ist ein ziemlich kalorienreiches Gebäck mit Marzipan und Sahne, das einem schon beim Hinkucken das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt.

Quelle: Wikipedia


Ich habe Mittags zum Nachtisch schon zwei von den Dingern verdrückt und musste abends zu meinem Bedauern feststellen, dass sie in Ryd ausverkauft waren. Va'fan!!!

Montag, Februar 19, 2007

Schluss mit Lustig!

Läse ich nicht Tagesschau.de und Spiegel.de, so hätte ich von dem alljährlichen Ärgernis noch nicht mal etwas mitbekommen. Fasching!
Dieser verordneten Heiterkeit konnte ich noch nie etwas abgewinnen, geschweige den verstehen. Da wird aus dem seriösen Bänker von einem Tag auf den anderen ein Volljeck, der sich am liebsten wild bemalt und in Frauenkleidern ins Getümmel stürzt. Auf Kommando drehen ganze Städte durch und die Leute sind in ausgesprochen ausgelassener Laune. Der Deutsche scheint doch tatsächlich für einen Moment die selbst auferlegte Kühlheit abzustreifen und wird herzlicher als ein Spanier es um acht Uhr morgens je sein könnte. Plötzlich kann man selbst über Dinge lachen, die einem, vor nur einer Woche, noch dem Herzinfarkt näher brachten (der Zentraltrat der Muslime in Deutschland natürlich ausgenommen).
Es ist ein psychologisches Phänomen, dieser kollektive Irrsinn, der irgendwann doch jeden mitreißt. Ein Ventil der aufgestauten deutschen Verbissenheit und als solches zweckmäßig, so die nüchterne Analyse. Den Schweden entgeht dieser Spass, Karneval kennt man hier nur aus dem Fernsehen. Irgendwie doch schade, dass ich dieses Jahr nicht dabei bin. Habe ich das wirklich gerade geschrieben? Helau!

Sonntag, Februar 18, 2007

Frohes Neues!

Ein Frohes Neues Jahr an alle Anhänger des chinesischen Kalenders. Wir befinden uns jetzt im Jahr des Schweines, wie mir Tom aus Taiwan gestern erklärt hat. Ich war zu dem traditionellen taiwanesischen Neujahrsessen eingeladen. Das Essen war für einen europäischen Gaumen sehr ungewöhnlich aber trotzdem schmackhaft, zumindest das Meiste. Bei der Süßspeise, die aus einem aufgekochten Bohnengelee in Teig bestand, musste ich mich schon sehr konzentrieren, um es nicht einfach wieder auszuspucken. Die Suppe hingegen war ausgezeichnet, wenn sie auch komplett anders schmeckte wie jede Suppe, die ich je gegessen habe. Aufgrund anderer Gewürze in Taiwan ist das Geschmacksspektrum ein komplett anderes wie in Europa, man muss es also unbedingt mal probiert haben.
Ich werde von dem Mahl demnächst noch ein paar Bilder hochladen.

Donnerstag, Februar 15, 2007

Snus

Schweden besitzt eines der restriktivsten Antirauchergesetze in der Europäischen Union. Prinzipiell ist Rauchen in allen öffentlichen Gebäude, am Arbeitsplatz und in der Gastronomie (Restaurants, Kneipen, Discos) verboten. Also Gesetze von denen man in Deutschland nur träumen kann. Kein Hustenreiz beim Besuch einer kleinen, schlecht belüfteten Kneipe, keine stinkenden Klamotten und einfach mehr Genuss beim Essen in Restaurants, sind die klaren Vorteile dieser Politik, von den gesundheitlichen Vorteilen mal ganz abgesehen.
Trotzdem scheint es mir so, als wenn es hier nicht wesentlich weniger Raucher als in Deutschland gibt. Im Freien sieht man ständig Leute hektisch an ihren Klimmstängeln ziehen. Dennoch können genau diese Nikotinjunkies ohne Probleme sechs Stunden in einer Kneipe sitzen ohne zu rauchen. Man sieht dabei niemanden apathisch an den Fingernägeln kauen oder sich reihenweise Nikotinpflaster auf den Oberarm kleben.
Was ist also das Geheimnis der Schweden? Es ist Snus!

Quelle: Wikipedia

Snus ist eine Art Kautabak, nur dass er in weißen Päckchen abgepackt ist. Man schiebt sich so ein Päckchen zwischen Oberlippe und Oberkiefer, wo es das Nikotin direkt an die Mundschleimhäute abgibt. Es schmeckt dabei ziemlich salzig und man braucht etwas Übung, um damit Sprechen zu können. Als Nichtraucher fand ich die Wirkung von Snus unerwartet stark. Ich fühlte mich etwas dusselig wie nach einigen Bier aber doch anders. Das kommt wohl einfach daher, dass mein Körper kein Nikotin gewöhnt ist.
Der Verkauf von Snus ist in Deutschland verboten, der Konsum nicht. Mein Vorschlag wäre die gleichen restriktiven Antirauchergesetze in Deutschland einzuführen wie in Schweden und dafür auch den Verkauf von Snus zu legalisieren. Das wäre der beste denkbare Kompromiss. Die Nichtraucher wären den blauen Dunst los, die Raucher würden ihre Zigarette in keiner Kneipe vermissen, weil Snus ihre Sinne benebelt und der Staat kassiert weiterhin Millionen aus den Tabaksteuern für Snus. Da die einzige nachgewiesene Nebenwirkung von langjähriger, starker Snusanwendung der Rückgang von Zahnfleisch ist, würde ich mich dann außerdem noch dafür stark machen, dass Snusbenutzer in Deutschland mehr für ihre Zahnzusatzversicherung bezahlen müssen.
Ich denke, dass wäre die beste Lösung, um die jahrelange Diskussion über die Antirauchergesetze in Deutschland einvernehmlich zu beenden.
Gebt den Snus frei!!!

Dienstag, Februar 13, 2007

Jantelov

Wenn man länger in einem fremden Land ist, fängt man an sich Gedanken über die Unterschiede im Verhalten der Menschen, zu denen daheim, zu machen. Seit Monaten keimt in mir ab und an die Frage auf, was den nun wirklich das Wesen der schwedischen Gesellschaft ausmacht. Wie kann man bestimmte Verhaltensweisen, die ich schon in vorherigen Beiträgen angesprochen haben, auf den Punkt bringen? Was ist die Essenz, die Idee hinter alldem? Schließlich, wie denkt ein Schwede?
Wenn ich in diesem Zusammenhang von einem Schweden rede, dann meine ich einen Durchschnittsschweden, der in einem Dorf oder in einer übersichtlichen Kleinstadt lebt. Alles folgende ist sicher nicht zutreffend für die Einwohner von Großstädten wie Stockholm, die selbst von ihren eigenen Landsleuten, als nicht richtige Schweden bezeichnet werden.
Licht ins Dunkeln meiner Fragen brachte erst ein langes Gespräch mit Jacquinto, einem Portugiesen von meinem Flur, der vor über 10 Jahren nach Schweden zog und sich die gleichen Fragen stellte. Er machte mich auf Jantelov aufmerksam. Jantelov ist norwegisch/dänisch und bedeutet Jantegesetz. Die schwedische Entsprechung heißt Jantelag, was jedem Schweden ein Begriff ist.
Das Gesetz von Jante lautet:
1. Du sollst nicht glauben, dass du etwas bist.
2. Du sollst nicht glauben, dass du genauso viel bist wie wir.
3. Du sollst nicht glauben, dass du klüger bist als wir.
4. Du sollst dir nicht einbilden, dass du besser bist als wir.
5. Du sollst nicht glauben, dass du mehr weißt als wir.
6. Du sollst nicht glauben, dass du mehr bist als wir.
7. Du sollst nicht glauben, dass du zu etwas taugst.
8. Du sollst nicht über uns lachen.
9. Du sollst nicht glauben, dass sich irgend jemand um dich kümmert.
10. Du sollst nicht glauben, dass du uns etwas beibringen kannst.

Quelle: Wikipedia
Diese zehn Gebote prägen das gesellschaftliche Sein und Bewusstsein in Schweden. Sie sind jedoch keinesfalls der Grund dafür, sondern wurden einfach aus den Eigenarten der skandinavischen Kulturen abgeleitet. Niemand lernt diese Gesetze also direkt, man nimmt vielmehr die Konsequenzen daraus indirekt durch die Erziehung auf.
Es fällt sofort auf, wenn man die Gesetze liest, dass sie einen etwas negativen Beigeschmack haben, was es nicht einfach macht dieses Thema, so mal zwischen Tür und Angel, anzuschneiden. Es scheint mehr so, als wenn man sich zwar bewusste ist, dass das Jantelag gewisse Verhaltensweisen und Vorgänge in Schweden erklärt, man hier jedoch keinesfalls das Jantelag propagiert, es sogar eher ablehnt.
Wen das alles neugierig gemach hat findet hier eine lesenswerte Abhandlung über das Jantelov.
Am Schluss möchte ich noch hinzufügen, dass man bei solchen Erklärungsversuchen immer verallgemeinert und damit vereinfacht. Auf gut deutsch, man schert alle über einen Kamm, was dem Individuum natürlich nicht gerecht wird. Will also sagen, dass man trotz dieser Erkenntnis über das Jantelag, keinesfalls einen Schweden in eine bestimmte Schublade stecken sollte.

Montag, Februar 12, 2007

Hurra Torpedo

Die Schweden machen sich ja gern mal über die Norweger lustig, so wie wir über die Holländer. Letztens zeigte Tobias uns diese Videos der norwegischen Band Hurra Torpedo, die es einem wirklich nicht schwer macht über die Norweger zu lachen.

Total Eclipse Of My Heart


All The Things She Said

Sonntag, Februar 11, 2007

Valla Saucer Rennen 2007

Zu den meisten Kravallen gibt es ja ein Thema und ein Wettbewerb. Bei dem letzten Kravall war das Thema "Valla Saucer Rennen" ("Schlittenrennen in Valla"). Der Wettbewerb dazu wurde am Samstag Mittag ausgetragen. Die verschiedenen Fachrichtungen hatten je einen Schlitten gebaut mit dem sie todesmutig den Hang runterdüsten. Durch die vielen Zuschauer, zwei Kommentatoren und Musik kam fast schon Stadionatmosphäre bei dem Rennen auf. Es gab einen Haufen tollkühner Konstruktionen von einem Einkaufswagen mit Autoreifen über einen Rollstuhl mit Skiern bis zu einem umgebauten Bett war alles dabei. Dabei geht es den Studenten nur um den Spaß an der Sache und den Grund zu Feiern, Verlierer gab es also keine.
Anstatt jetzt viele Worte über etwas zu verlieren, was man sich am Besten einfach anschaut, hier der Link zum Album.

In den nächsten Tag werden auf der offiziellen VSR-2007-Seite noch ein paar Bilder hochgeladen.

Freitag, Februar 09, 2007

VSR 2007 Kravall

Am gestrigen Donnerstag war mal wieder eine Kravall-Party angesagt. Die Preparty dafür war das erste Mal nach über einen halben Jahr bei uns auf dem Flur, dass ich sowas in meiner Zeit noch erleben darf *Träne aus den Augen wisch*. Da habe ich die letzten 6 Monate versucht meine Flurmitbewohner mit allen Mitteln der Diplomatie von einer Flurpreparty zu überzeugen oder davon, überhaupt mal geschlossen auf einen Kravall zu gehen aber es war vergebens. Verstärkung bekam ich erst durch unsere neuen Flurmitbewohner Matilda und Sofia, die man nicht wirklich zu einer Prepary überreden musste. Tobias und Mats waren dann ganz plötzlich der Idee auch nicht mehr so abgeneigt und die Flurparty war dadurch mit Mehrheit beschlossen.
Sehr cool war, dass nur wenige Austauschstudenten vor allem also Schweden zu der Party kamen. So war die Stimmung ganz anders wie bei einer gewöhnlichen Preparty, bei der man doch immer wieder die gleichen Austauschstudenten trifft.
Witzig ist, dass die Schweden nach ein paar Bier doch immer wieder mit den gleichen Themen anfangen. In der Gruppe, bei der ich stand, waren außer mir nur Schweden und schließlich kam dann die Frage von einer, wie das den nun ist mit den Prostituierten in Deutschland, worauf die anderen gleich einstiegen. Ob ich es gute finde, dass es in Deutschland legal, sogar ein normaler Beruf ist. Was ich davon halte, dass es in Schweden verboten ist und Freier bestraft werden. Nach der kleinen Aufwärmphase kamen dann gleich die direkteren Fragen wie: "Und? Hast du es schonmal gemacht? Also mit einer Prostituierten?"
Ganz locker: "Nö."
Nachbohrend mit einem Grinsen: "Ach, du kannst es ruhig sagen."
Schon etwas entrüstet: "Wenn ich es getan hätte, würde ich dazu stehen. Habe ich aber nicht."
Unbegreiflich welche Faszination von diesem Thema auszugehen scheint. Egal ob Schwede oder Schwedin, in den meist blauen Augen war eine funkelnde Neugier unverkennbar. Um dann zumindest einen Teil davon zu stillen, erzähle ich meistens davon, dass ich unweit eines Rotlichtviertels wohne und es einfach normal ist die Straße als Abkürzung zur Mensa zu nehmen. Um das Ganze noch etwas zu steigern, erwähne ich dann noch ganz beiläufig, dass es übrigens auch möglich ist sich das Geld für die Prostituierte vom Staat zu bekommen, falls man gewisse körperliche Behinderungen hat.
Spätestens danach fällt dann den Schweden die Kinnlade runter.
"Wie, Deutschland gibt manchen Typen Geld für die Nutten?"
"Ja klar, unser Staat will zufriedene Bürger, in jeder Hinsicht zufrieden."
Irgendwann hatte sich dann auch dieses Thema wieder erschöpft, wenngleich es sicher nicht das letzte Mal war, dass ich darüber ausgefragt wurde.
Um halb 12 machten wir uns dann auf Richtung Kravall, wo wir Gott sei Dank nicht lange in der Schlange stehen mussten. Drinnen spielte die Liveband Mindstate und es gab die üblichen Schlager- und Discoräume. Ich hatte eine Menge Spaß mit den Leuten von meinem Flur auf der Party.

Dienstag, Februar 06, 2007

Helsingfors

Letztes Wochenende machten ich mich mit sieben anderen Austauschstudenten auf Richtung Helsinki, was man in Schweden Helsingfors nennt. Freitag Mittag fuhren wir erst nach Stockholm, von wo die Fähre um 16:45 ablegte. Die Überfahrt nach Finnland dauerte insgesamt 16 Stunden, weshalb wir in Helsinki erst gegen 9 Uhr schwedischer, 10 Uhr finnischer Zeit ankamen.
Die Schifffahrt an sich war für mich schon ein Erlebnis. Nie zuvor bin ich in einem so großen Schiff über das Meer geschippert. Das Wetter war klar und kalt bei starkem Wind. Nachts standen wir stundenlang draußen an der Reling und betrachteten das offene Meer. Der Vollmond tauchte die sich kräuselnden Wellen in silbrigen Schein. Ein fantastischer Anblick, der so surreal, einen an Märchen denken ließ. Das leichte Schaukeln des Schiffes und der Geruch des Salzwassers trugen zu dieser Stimmung bei. Eine sehr schöne Erfahrung an die ich mich noch lange zurückerinnern werde.
Im Bauch des Schiffes ging es da schon desillusionierender zu. Hauptsächlich ältere Schweden nutzen die Fähre regelmäßig am Wochenende, um günstigen Alkohol einzukaufen und mal richtig die Sau rauszulassen. Wozu natürlich auch gehört, dass man sich in der Karaoke Bar bis auf die Knochen blamiert, woran sich die meisten am nächsten Tag eh nicht mehr erinnern können. Unsere Gruppe, die nur aus Deutschen und Österreichern bestand, konnte dem Ganzen nicht soviel abgewinnen. Natürlich tranken auch wir ein paar Bier aber keiner schlug über die Stränge. Es macht halt schon einen Unterschied wenn man aus einem Land kommt in dem Alkohol nichts Außergewöhnliches ist und stark in der Tradition verwurzelt.
In Helsinki angekommen versuchten wir in unserem siebenstündigen Landgang so viel wie möglich von der Stadt zu sehen. Hauptsächlich interessierten uns alte Gebäude wie Kirchen, der Dom, das Parlament und die Markthalle. Auch sahen wir das alte Olympiastadion von 1952, was noch ausgesprochen gut dastand für das Alter. Die Innenstadt von Helsinki ist wirklich sehr schön, schade, dass unsere Zeit sehr beschränkt war, wir hätten sicher noch viel mehr entdecken können.
Die Menschen in Finnland gehen übrigens vom Aussehen her in Richtung des Russischen, die Sprache ist entfernt mit dem Ungarischen verwandt. Da Finnland lange Zeit schwedische Kolonie war, ist selbst heute noch die zweite Amtssprache Schwedisch. Wir schlugen uns aber meistens mit Englisch durch, was die Finnen auch sehr gut beherrschen.
Abends dann waren wir zurück auf der Fähre und traten die Heimreise an. Nach einer Weile konnten auch wir dann den verlockenden Preisen des Duty-Free-Shops nicht mehr widerstehen und hamsterten genügend Alkohol für die nächsten Monate. Acht Paletten Bier und einige Flaschen Hartalk kamen zusammen, was wir alles in einen Wagen luden. Kurz vorm Ausgang kam Jan dann noch auf die Idee, die eine Verkäuferin, mit der er sich am vorherigen Tag schon gut unterhalten hatten, nach ein paar Probegetränke zu fragen. Schließlich, so meinte er, habe man ja mit einem Wagen voll Alk eine gute Argumentationsgrundlage denen noch etwas für umsonst aus den Rippen zu leiern. Jan ging also ein paar Gänge weiter zu seiner Verkäuferin während wir warteten. Nach einer Weile sah man Jan mit wilder Gestikulation die Verkäuferin quasi an die Wand diskutieren. Ich scherzte noch so zu den anderen, dass Jan sicher eine Flasche Wodka geschenkt bekommt und obendrein noch ihre Telefonnummer. Und tatsächlich, nachdem weitere fünf Minuten verstrichen waren, kam Jan grinsend wie ein Honigkuchenpferd siegreich mit einer Flasche finnischen Wodka zu uns rüber stolziert.
"Wie?? Du hast der wirklich eine ganze Flasche Wodka abgeschwatzt?"
"Das ist ihr Lieblingswodka, aus reinem Quellwasser..."
"Und den hat die dir geschenkt?"
"Nein, aber der ist so gut, aus reinem finnischen Quellwasser, da ist nur ein Filter zwischen Quelle und Flasche und der hält die Kieselsteine zurück..."
"Moment, du hast mir der zehn Minuten diskutiert, um eine Flasche Wodka kaufen zu dürfen?"
"... Ja, aber das ist der beste Wodka..."
Es war also schnell klar, wer die besseren Überzeugungstricks und Argumente hatte. Nach nur 10 Minuten den sonst so redegewandten Jan eine derartige Gehirnwäsche zu verpassen, dass er sich freut eine Flasche Wodka kaufen zu dürfen, ist echt schon eine tolle Leistung :-)
Wir hatten alle eine Menge Spaß auf dem Schiff und ich bin froh mit einer so tollen Gruppe unterwegs gewesen zu sein. Danke Jan R., Babs, Jan L., Moni, Bernhard, Susie und Andreas für das tolle Wochenende!


In den nächsten Tagen werde ich weitere Bilder hochladen. Es lohnt sich also später nochmal vorbeizuschauen.