Letztes Wochenende machten ich mich mit sieben anderen Austauschstudenten auf Richtung
Helsinki, was man in Schweden Helsingfors nennt. Freitag Mittag fuhren wir erst nach Stockholm, von wo die Fähre um 16:45 ablegte. Die Überfahrt nach Finnland dauerte insgesamt 16 Stunden, weshalb wir in Helsinki erst gegen 9 Uhr schwedischer, 10 Uhr finnischer Zeit ankamen.
Die Schifffahrt an sich war für mich schon ein Erlebnis. Nie zuvor bin ich in einem so großen Schiff über das Meer geschippert. Das Wetter war klar und kalt bei starkem Wind. Nachts standen wir stundenlang draußen an der Reling und betrachteten das offene Meer. Der Vollmond tauchte die sich kräuselnden Wellen in silbrigen Schein. Ein fantastischer Anblick, der so surreal, einen an Märchen denken ließ. Das leichte Schaukeln des Schiffes und der Geruch des Salzwassers trugen zu dieser Stimmung bei. Eine sehr schöne Erfahrung an die ich mich noch lange zurückerinnern werde.
Im Bauch des Schiffes ging es da schon desillusionierender zu. Hauptsächlich ältere Schweden nutzen die Fähre regelmäßig am Wochenende, um günstigen Alkohol einzukaufen und mal richtig die Sau rauszulassen. Wozu natürlich auch gehört, dass man sich in der Karaoke Bar bis auf die Knochen blamiert, woran sich die meisten am nächsten Tag eh nicht mehr erinnern können. Unsere Gruppe, die nur aus Deutschen und Österreichern bestand, konnte dem Ganzen nicht soviel abgewinnen. Natürlich tranken auch wir ein paar Bier aber keiner schlug über die Stränge. Es macht halt schon einen Unterschied wenn man aus einem Land kommt in dem Alkohol nichts Außergewöhnliches ist und stark in der Tradition verwurzelt.
In Helsinki angekommen versuchten wir in unserem siebenstündigen Landgang so viel wie möglich von der Stadt zu sehen. Hauptsächlich interessierten uns alte Gebäude wie Kirchen, der Dom, das Parlament und die Markthalle. Auch sahen wir das alte Olympiastadion von 1952, was noch ausgesprochen gut dastand für das Alter. Die Innenstadt von Helsinki ist wirklich sehr schön, schade, dass unsere Zeit sehr beschränkt war, wir hätten sicher noch viel mehr entdecken können.
Die Menschen in Finnland gehen übrigens vom Aussehen her in Richtung des Russischen, die Sprache ist entfernt mit dem Ungarischen verwandt. Da Finnland lange Zeit schwedische Kolonie war, ist selbst heute noch die zweite Amtssprache Schwedisch. Wir schlugen uns aber meistens mit Englisch durch, was die Finnen auch sehr gut beherrschen.
Abends dann waren wir zurück auf der Fähre und traten die Heimreise an. Nach einer Weile konnten auch wir dann den verlockenden Preisen des Duty-Free-Shops nicht mehr widerstehen und hamsterten genügend Alkohol für die nächsten Monate. Acht Paletten Bier und einige Flaschen Hartalk kamen zusammen, was wir alles in einen Wagen luden. Kurz vorm Ausgang kam Jan dann noch auf die Idee, die eine Verkäuferin, mit der er sich am vorherigen Tag schon gut unterhalten hatten, nach ein paar Probegetränke zu fragen. Schließlich, so meinte er, habe man ja mit einem Wagen voll Alk eine gute Argumentationsgrundlage denen noch etwas für umsonst aus den Rippen zu leiern. Jan ging also ein paar Gänge weiter zu seiner Verkäuferin während wir warteten. Nach einer Weile sah man Jan mit wilder Gestikulation die Verkäuferin quasi an die Wand diskutieren. Ich scherzte noch so zu den anderen, dass Jan sicher eine Flasche Wodka geschenkt bekommt und obendrein noch ihre Telefonnummer. Und tatsächlich, nachdem weitere fünf Minuten verstrichen waren, kam Jan grinsend wie ein Honigkuchenpferd siegreich mit einer Flasche finnischen Wodka zu uns rüber stolziert.
"Wie?? Du hast der wirklich eine ganze Flasche Wodka abgeschwatzt?"
"Das ist ihr Lieblingswodka, aus reinem Quellwasser..."
"Und den hat die dir geschenkt?"
"Nein, aber der ist so gut, aus reinem finnischen Quellwasser, da ist nur ein Filter zwischen Quelle und Flasche und der hält die Kieselsteine zurück..."
"Moment, du hast mir der zehn Minuten diskutiert, um eine Flasche Wodka kaufen zu dürfen?"
"... Ja, aber das ist der beste Wodka..."
Es war also schnell klar, wer die besseren Überzeugungstricks und Argumente hatte. Nach nur 10 Minuten den sonst so redegewandten Jan eine derartige Gehirnwäsche zu verpassen, dass er sich freut eine Flasche Wodka kaufen zu dürfen, ist echt schon eine tolle Leistung :-)
Wir hatten alle eine Menge Spaß auf dem Schiff und ich bin froh mit einer so tollen Gruppe unterwegs gewesen zu sein. Danke Jan R., Babs, Jan L., Moni, Bernhard, Susie und Andreas für das tolle Wochenende!
In den nächsten Tagen werde ich weitere Bilder hochladen. Es lohnt sich also später nochmal vorbeizuschauen.