Montag, August 14, 2006

Ärtor & Punsch

Am Samstag abend war ich auf einem traditionellen schwedischen Studentendinner. Montags zuvor hatte ich mich dafür mindestens 40 Minuten lang angestellt, um noch ein Ticket zu ergattern. Auch eine typisch schwedische Eigenart, man stellt sich für alles an, neudeutsch "Queuing", bildet also eine Warteschlange ("Queue"), was man ja eigentlich mehr so den Britten nachsagt, aber zurück zum Samstag abend. Bin also um 20 Uhr mit großen Erwartungen zum Herrgår'n gelaufen. Das ist hier in Ryd eine Studentenkneipe, die wohl bald mein zweites Zuhause werden würde, wie mir viele schwedische Studenten versicherten. Dort wurden wir dann auf zwei große Festsäle aufgeteilt, so richtig schön logistisch durchdacht mit Namensschildern auf dem Tisch und jeder bekam eine Gebrauchsanleitung. Was? Ja, genau, so ein traditionelles Dinner hat seine eigenen Regeln. Zum einen gibt es einen Toastmaster zu dessen Gehorsam man während des ganzen Dinners verpflichtet ist. Er, oder in meinem Saal sie, bestimmt welche Lieder gesungen werden, wann getrunken wird, einfach alles. Dann gibt es noch ein paar schwedische Ausrufe so wie z.B. Tempo mit denen man dem Toastmaster klar macht, dass es an der Zeit wäre ein bestimmtes Lied anzustimmmen. Neben dem vielen Singen sind am Wichtigsten die "Gyckel", das sind kleine von den Gästen vorgetragene Sketche und Lieder. Darauf folgt dann immer ein Dankeslied der Meute am Tisch... dann Skål... und es wird weitergesoffenen. Ruft jemand Bordskål, dann säuft der ganze Tisch, bei Salskål der ganze Saal. Nach bestimmten Lieder trinkt man den Punsch, das ist ein ganz bestimmter nach Honig schmeckender Likör, also kein Punsch wie ich ihn kannte. Die Grundlage für die ganze Sauferei schafft man sich so nebenbei mit Knäckebrot belegt mit Käse und dem Ärtor, der dem deutschen Bohneneintopf nicht unähnlich ist, es geht aber bei dem Dinner mehr um den Spaß als um das Essen. So wurde viel gesungen, die Franzosen trugen ihre Nationalhymne vor, wir Deutschen hielten mit Eisgekühlter Bommerlunder dagegen und ein Australier sang Sit on my Face. Ein Highlight waren ein halbes Dutzend schwedischer Studenten in Piratenkleidung, die uns ein paar Seemannslieder vortrugen. Dabei durften sie keine Miene verziehen, kein Lachen, nichtmal ein freundlichen Grinsen. Was es damit auf sich hat habe ich selbst noch nicht genau rausgefunden, wird sich aber klären wenn die Uni richtig losgeht.
Das Dinner war wirklich schon ausgesprochen witzig und das war erst der Anfang. Danach wurde dann noch in dem Kneipenteil des Herrgår'n weitergefeiert und auf den Fluren der Studentenhäuser bis spät in den Morgen...

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