So langsam drehen die Leute hohl was das Anstehen für Tickets angeht. Montags gab es mal wieder Tickets für ein traditionelles Dinner. Da das letztes Mal so gut ankam war die Nachfrage gewaltig. Ich stand deshalb schon kurz vor 9 Uhr im Colosseum im C-Bau. Tickets werden übrigens immer erst ab 12:15 verkauft aber was tut man nicht alles für ein gepflegtes Besäufnis unter schwedischer Anleitung. Als ich dort recht ausgeschlafen ankam standen schon mehr als 40 Leute vor mir in der Schlange, manche seit kurz nach 7 Uhr. Vor allem die Franzosen scheinen mir ein sehr ambitioniertes Völkchen zu sein. Aber von 40 Franzosen lässt sich ja ein Deutscher nicht abschrecken, zumindest so lange keine Amis dabei sind ;-) Ich stellte mich aber trotzdem brav hinten in die Schlange, es gab ja 250 Tickets, warum also nichtmal mit den Regeln spielen? Drei Stunden später als dann endlich die Ticketverkäufer anrückten standen plötzlich 150 Leute vor mir. Moment! Mich ereilte so ein Déjà-vu mit vertauschten Rollen. Noch vor einer Woche war ich bei den Dränglern. Neben mir fingen sich die Leute an lautstark über die Drängler aufzuregen. Ich blieb jedoch betont ruhig. Eine Spur schlechten Gewissens? Nein! Ich spare mir lieber meine Nerven für etwas worüber es sich wirklich lohnt aufzuregen. Also lange Rede kurzer Sinn, irgendwann war ich glücklicher Besitzer eines Tickets für das nächste schwedische Dinner.
Am Tag darauf war wieder Queuing, diesmal für eine Bootsfahrt nach Tallinn für die es gerade mal 60 Plätze gab. Ein paar Spanier hielten sich für ganz schlau. Sie blieben nach dem Queuing Montags einfach in der Schlange stehen. Ein paar gingen Heim Schlafsäcke holen und so blieben sie einfach über Nacht in dem Gebäude. Also 1.5 Tage Queuing!!! Ein Rekord, sogar für Schweden. Als ich Dienstag morgens dort ankam hab ich mich schon über den Geruch gewundert. Wie im Pumakäfig. Musste an meine Bundeswehrzeit denken aber da waren es nur acht, die in einem Raum gepennt hatten. Hier waren es fast 50 Typen, die einen mit kleinen Augen und sichtlich zerknittert anschauten. Zu den 50 waren aber morgens sehr früh noch weitere 50 gekommen, so dass ich um halb neun überhaupt keine Aussichten auf eine Karte mehr hatte. Aber was soll's, die Meisten haben keine Karte gekriegt und so bilden sich gerade Gruppen, die auf eigene Faust die Bootsfahrt organisieren. Die findet ja fast täglich von Stockholm nach Tallinn statt.
Vor ein paar Stunden hat mich dann noch eine Mail der ESN Koordinatorin erreicht. ESN ist übrigens die tolle Organisation, die für den ganzen Austausch und die geilen Parties zuständig ist. In der Mail stellt Kerstin (sprich "Schärstin") nochmal die schwedischen Queuing Regeln klar. Hier ist ein Auszug:
- When we show up for a ticket release we will take a seat in front of room C2 in Colosseum (C-building). Once we have arrived we will serve the people standing in the queue in the order of their standing. We will not take responsibility for anyone who is “cheating” in the queue. That is to say if you feel someone is not queuing in an orderly way, tell him/her that yourself. The reasons for us not getting involved in your ways of queuing are mainly two: 1) We get a lot of different versions of who is cheating and who is not. 2) You are all adults and therefore we expect you to be able to queue.
- When you a buy a ticket you are also always entitled to buy a ticket for a friend if you bring his or hers Student ID (or a copy of it). We have to have this rule seeing some people have classes in Norrköping, at the Health University or exactely between 12 and 13. These students must also have a way of getting a ticket.
- We will not follow a list made in advance by you. This is not because of pure evilness from our side. It has come to our attention that some people have put their names down on a list the night before the ticket release and then went home to enjoy a good night’s sleep. This seems unfair to us and therefore we do not believe in that system. Besides we think the use of these sorts of lists will result in making the queuing madness even worse.
- Rules that are applicable for every ticket release in the C-building (also those of others than ESN). You can not bring alcohol into the C-building; you are not allowed to drink and queue. Neither are you allowed to sleep there. If you feel you need to spend the night in Colosseum we suggest you bring other things to keep you entertained, like a spectacular board game or an amazing book.
Sehr geil, die Schweden haben nicht nur "Don't drink and drive" sondern auch "Don't drink and queue", wahrscheinlich gibt's demnächst noch Queuing Licenses.
Mittwoch, August 30, 2006
Sonntag, August 27, 2006
Halbmarathon
Das Wochenende war nicht so spektakulär. Freitags hab ich mich gewaltig überschätzt. In den letzten Wochen war ich so 2-3 mal pro Woche Laufen bis zu maximal 15km pro Lauf. Dabei nie Probleme gehabt und schon nach Höherem geschielt. Also dann Freitags abends voll motiviert Richtung Wald gelaufen und nach der ersten 5km Runde lief's auch plötzlich richtig gut. In der dritten Runde habe ich mich dann mit irgendeinem Schweden angelegt, der meinte er müsste mich überholen, so was kratzt natürlich tierisch am Ego, ich also die Verfolgung aufgenommen. Hab ihn dann am Ende der Runde wieder gekriegt, war scheinbar einfach sein Endspurt gewesen. Ich war dann ziemlich platt und hatte noch eine Runde vor mir. Die Idee ist mir so während der zweiten Runde gekommen, heute läufst du mal 4 Runden! Ja, Steigerung muss sein und nochmal 5km mehr sind ja auch nicht soo viel. Also schon mit leicht gequältem Blick in die vierte Runde gelaufen. Die dann doch noch einigermaßen schnell durchgezogen und wieder nach Hause gelaufen. Also allem in allem, mit Hin- und Rückweg zum Wald ein Halbmarathon. Daheim war es dann aber aus, Batterie leer, ich kann nicht mehr. Noch mit letzter Kraft aus den total durchnäßten Klamotten geschält, warm geduscht und dann auf's Bett gehauen. Eigentlich hatte ich ja noch vor auf die mittlerweile echt alltägliche Grillparty am Volleybaldfeld zu gehen aber das ging kein Meter mehr. Kaum auf dem Bett bin ich sogleich eingeschlafen. Wenn ich wirklich vor habe den Marathon in Stockholm zu laufen muss ich in den nächsten Monaten echt noch hinklotzen.
Samstag abends war ich dann aber wieder auf Preparty am Volleybaldfeld. Danach wollten wir dann ins Herrgår'n gehen, das dummerweise zu hatte. Auch Flamman, noch so eine Studentenkneipe, war dicht. Ja, man hätte sich auch mal informieren können. Aber wir waren nicht die einzigen, die es verplant hatten, es traffen noch mehr ratlose Gesichter beim Volleyballfeld ein. Wieder ein Haufen Leute kennengelernt. Unter anderem zwei besoffene Schweden mit denen wir uns ganz nett unterhielten. Der eine konnte sogar zwei, drei Brocken deutsch und wollte für uns die deutsche Nationalhymne singen. Nach "Deutschland, Deutschland, über ..." haben wir ihn dann aber doch kurz unterbrochen und mal eine kleine Auffrischung in Geschichte verpasst. Dann hat er als Ausgleich noch die Italienische gesungen. Ich hab ja kein blassen Schimmer von italienisch, geschweige den von der Nationalhymne, dass aber mehrfach der Namen Mussolini fiel, hat mich doch etwas nachdenklich gestimmt. Der hat da sicher wieder eine total veraltete Version gesungen.
Später sind wir dann noch Richtung einer Kravall gefahren von der wir so richtig erst an dem Abend erfuhren. Wie das ausging war ja wohl klar. Eine Schlange von hier bis Bagdad und keine Tickets mehr :-( Wir hingen dann aber noch eine Weile vor dem Gelände rum und haben den Zaun inspiziert bis das Sicherheitspersonal argwöhnisch wurde. In Deutschland wäre ich schon dreimal drüber gewesen aber "Das größte Schwein im Land ist der Denunziant" gilt hier in Schweden nicht. Man kann sich halt nie sicher sein ob man dann nicht von einem der Gäste verpfiffen wird. An die ganze Sache mit der Fairness muss ich mich hier noch gewöhnen. Ich bin ja auch für Fairness solange ich auf der richtigen Seite des Zaunes stehe ;-), aber ich bin ja hier hergekommen, um eine fremde Kultur zu erfahren und mich dieser dann anzupassen auch wenn das für jemanden, der mit der Ellenbogenmentalität in Deutschland groß geworden ist, schwierig sein mag. Im Grunde ist es hier aber schon besser.
Samstag abends war ich dann aber wieder auf Preparty am Volleybaldfeld. Danach wollten wir dann ins Herrgår'n gehen, das dummerweise zu hatte. Auch Flamman, noch so eine Studentenkneipe, war dicht. Ja, man hätte sich auch mal informieren können. Aber wir waren nicht die einzigen, die es verplant hatten, es traffen noch mehr ratlose Gesichter beim Volleyballfeld ein. Wieder ein Haufen Leute kennengelernt. Unter anderem zwei besoffene Schweden mit denen wir uns ganz nett unterhielten. Der eine konnte sogar zwei, drei Brocken deutsch und wollte für uns die deutsche Nationalhymne singen. Nach "Deutschland, Deutschland, über ..." haben wir ihn dann aber doch kurz unterbrochen und mal eine kleine Auffrischung in Geschichte verpasst. Dann hat er als Ausgleich noch die Italienische gesungen. Ich hab ja kein blassen Schimmer von italienisch, geschweige den von der Nationalhymne, dass aber mehrfach der Namen Mussolini fiel, hat mich doch etwas nachdenklich gestimmt. Der hat da sicher wieder eine total veraltete Version gesungen.
Später sind wir dann noch Richtung einer Kravall gefahren von der wir so richtig erst an dem Abend erfuhren. Wie das ausging war ja wohl klar. Eine Schlange von hier bis Bagdad und keine Tickets mehr :-( Wir hingen dann aber noch eine Weile vor dem Gelände rum und haben den Zaun inspiziert bis das Sicherheitspersonal argwöhnisch wurde. In Deutschland wäre ich schon dreimal drüber gewesen aber "Das größte Schwein im Land ist der Denunziant" gilt hier in Schweden nicht. Man kann sich halt nie sicher sein ob man dann nicht von einem der Gäste verpfiffen wird. An die ganze Sache mit der Fairness muss ich mich hier noch gewöhnen. Ich bin ja auch für Fairness solange ich auf der richtigen Seite des Zaunes stehe ;-), aber ich bin ja hier hergekommen, um eine fremde Kultur zu erfahren und mich dieser dann anzupassen auch wenn das für jemanden, der mit der Ellenbogenmentalität in Deutschland groß geworden ist, schwierig sein mag. Im Grunde ist es hier aber schon besser.
Donnerstag, August 24, 2006
München Hoben
Gestern war der offizielle Semesterbeginn. Bin also morgens voll motiviert um 7 aufgestanden, ja für einen Studenten ist das kein Pappenstiel und habe erstmal gediegen gefrühstückt. Mats, einer meiner Mitbewohner, kam dazu und hat von dem Weg der Lemminge erzählt, wohin er jetzt gleich mit Åsa, einer Mitbewohnerin, gehen wollte. Habe mich den Beiden dann sofort angeschlossen nachdem sie mir erzählten was das ist.
Es gibt nämlich einen Hauptweg von Ryd zur Uni, den am ersten Unitag alle Erstsemester gehen wie die Lemminge. Der Weg ist bunt bemalt mit den Symbolen aller Fachschaften an der Uni. Auf Diesen wiederum stehen verkleidete Studenten, wobei jede Fachschaft irgendein Thema hat. Die Bioingenieure sind Dinosaurier, die Physiker Piraten, dazu gibt es noch Samurais und andere Gestallten. Alle Verkleideten bauen sich möglichst Furcht einflößend vor den Ersties auf und schauen sie grimmig an. Lachen ist ihnen strengstens untersagt. Ob das irgendwie metaphorisch gemeint ist? Jetzt ist der Spaß vorbei? Der Ernst des Lebens beginnt? Keine Ahung, ist auf jeden Fall ein interessantes Spektakel, weil man Vergleichbares in Deutschland überhaupt nicht kennt.
Auch die Organisation an der Uni ist komplett anders als in Deutschland. Man hat nicht wöchentlich den gleichen Studenplan wie man das normal erwarten würde sondern die Kurse varieren in jeder Woche! Also jede Woche an anderen Tagen zu anderen Uhrzeiten in anderen Sälen. Wer hat sich das bloß ausgedacht? Damit man überhaupt sicherstellen kann, dass man nicht mehrere Kurse zum gleichen Zeitpunkt hat, ist jeder Kurs einer Zeitgruppe von 1 bis 4 zugeordnet. Man bekommt garantiert (und jetzt aufgepasst!), dass die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Kurse aus unterschiedlichen Zeitgruppen gleichzeitig stattfinden, sehr gering ist. Wie gering ist sehr gering? Würde mich interessieren wie groß die Menge derer ist, die Pech haben und deren Kurse trotz verschiedener Zeitgruppen kollidieren. Vielleicht haben die ja einen Club, dem ich beitreten kann. Das wäre dann der Club der Schizophrenen, weil man muss ja zu den Kursen hin, ist ja Anwesenheitspflicht. Da fällt mir ein, mein Bruder sieht mir recht ähnlich. Also wann wolltest du hierher kommen? Wie lange hast du Zeit? Naja, ich hab den einen Kurs jetzt erstmal sausen lassen und gehe stattdessen in einen Anderen, man ist ja flexibel, ist trotzdem aber ärgerlich.
Gegen Abend war dann die erste große Party namens München Hoben. Wer weiß was ein Hoben ist bitte ein Kommentar schreiben und erklären, hier weiß es nämlich niemand. Egal, die Party war auf jeden Fall der Hammer. Einige Tausend Leute, Bier aus Maßkrügen (vielleicht ein Hoben?) und gute Livemusik von den Backyard Babies. Zuvor war ich natürlich auf der obligatorischen Preparty für's Warm-up, wobei die Preise sogar relativ in Ordnung waren. Gegen 5.50€ für einen Liter Bier kann man auf einem Festival nichts sagen. Auf dem Oktoberfest ist es jedenfalls noch ein Stück teurer. Die Stimmung war sehr gut, selbst als es dann anfing zu regnen. Die meisten haben das sicher nicht mal mehr gemerkt ;-)
Leider war die Party schon um ein Uhr morgens vorbei. Die haben einen einfach vom Gelände geschmissen. Da heute wieder Uni ist, war das vielleicht gar nicht ganz sooo schlecht.
Es gibt nämlich einen Hauptweg von Ryd zur Uni, den am ersten Unitag alle Erstsemester gehen wie die Lemminge. Der Weg ist bunt bemalt mit den Symbolen aller Fachschaften an der Uni. Auf Diesen wiederum stehen verkleidete Studenten, wobei jede Fachschaft irgendein Thema hat. Die Bioingenieure sind Dinosaurier, die Physiker Piraten, dazu gibt es noch Samurais und andere Gestallten. Alle Verkleideten bauen sich möglichst Furcht einflößend vor den Ersties auf und schauen sie grimmig an. Lachen ist ihnen strengstens untersagt. Ob das irgendwie metaphorisch gemeint ist? Jetzt ist der Spaß vorbei? Der Ernst des Lebens beginnt? Keine Ahung, ist auf jeden Fall ein interessantes Spektakel, weil man Vergleichbares in Deutschland überhaupt nicht kennt.
Auch die Organisation an der Uni ist komplett anders als in Deutschland. Man hat nicht wöchentlich den gleichen Studenplan wie man das normal erwarten würde sondern die Kurse varieren in jeder Woche! Also jede Woche an anderen Tagen zu anderen Uhrzeiten in anderen Sälen. Wer hat sich das bloß ausgedacht? Damit man überhaupt sicherstellen kann, dass man nicht mehrere Kurse zum gleichen Zeitpunkt hat, ist jeder Kurs einer Zeitgruppe von 1 bis 4 zugeordnet. Man bekommt garantiert (und jetzt aufgepasst!), dass die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Kurse aus unterschiedlichen Zeitgruppen gleichzeitig stattfinden, sehr gering ist. Wie gering ist sehr gering? Würde mich interessieren wie groß die Menge derer ist, die Pech haben und deren Kurse trotz verschiedener Zeitgruppen kollidieren. Vielleicht haben die ja einen Club, dem ich beitreten kann. Das wäre dann der Club der Schizophrenen, weil man muss ja zu den Kursen hin, ist ja Anwesenheitspflicht. Da fällt mir ein, mein Bruder sieht mir recht ähnlich. Also wann wolltest du hierher kommen? Wie lange hast du Zeit? Naja, ich hab den einen Kurs jetzt erstmal sausen lassen und gehe stattdessen in einen Anderen, man ist ja flexibel, ist trotzdem aber ärgerlich.
Gegen Abend war dann die erste große Party namens München Hoben. Wer weiß was ein Hoben ist bitte ein Kommentar schreiben und erklären, hier weiß es nämlich niemand. Egal, die Party war auf jeden Fall der Hammer. Einige Tausend Leute, Bier aus Maßkrügen (vielleicht ein Hoben?) und gute Livemusik von den Backyard Babies. Zuvor war ich natürlich auf der obligatorischen Preparty für's Warm-up, wobei die Preise sogar relativ in Ordnung waren. Gegen 5.50€ für einen Liter Bier kann man auf einem Festival nichts sagen. Auf dem Oktoberfest ist es jedenfalls noch ein Stück teurer. Die Stimmung war sehr gut, selbst als es dann anfing zu regnen. Die meisten haben das sicher nicht mal mehr gemerkt ;-)
Leider war die Party schon um ein Uhr morgens vorbei. Die haben einen einfach vom Gelände geschmissen. Da heute wieder Uni ist, war das vielleicht gar nicht ganz sooo schlecht.
Montag, August 21, 2006
Mycket bra!
Heute morgen um 11 Uhr hatte ich meine mündliche Prüfung für den Schwedisch Sprachkurs. Jeder von uns hatte die Auswahl aus verschiedenen Themen wie Eindrücke von Schweden, mein schönster Tag, meine Heimatstadt, meine Familie usw. Darüber musste man dann 5 Minuten lang frei reden. Für einen gerade mal 2.5 wöchigen Sprachkurs scheint das recht viel aber wir kannten die Themen ja schon seit fünf Tagen und deshalb konnte ich mich entsprechend vorbereiten.
Ich hatte also schon vorgestern einen Text über meinen Bruder geschrieben, hey, da fiel mir einfach am meisten ein. Wobei ich in den 5 Minuten auch locker die Einwohner von St. Martin hätte aufzählen können. Tobi, ein schwedischer Mitbewohner von meinem Flur, hat sich das Ganze dann Haare raufend durchgelesen und versucht die Wörter in die richtige Reihenfolge zu bringen, von der Grammatik reden wir erst gar nicht.
Heute morgen habe ich den Text dann noch schnell auswendig gelernt, um ihn dann um 11 Uhr der Carina vorzubeten. Mir war klar, dass es bei ihr sicher gut ankommt wenn man etwas emotionaler wird. Also davon erzählt wie sehr ich meinen Bruder doch vermisse. Hey, das tue ich wirklich, habe aber darüber hinaus noch stark übertrieben. Das er vielleicht bald die Waffenruhe zwischen Libanon und Isreal sichert als tapferer, deutscher Soldat. Dass er gern Motorrad fährt, häufig Jeans trägt, keine Brille hat, also nach 10 Minuten rumgesülze wurde ich dann gefragt ob ich jetzt fertig bin. Moment! Ich habe noch gar nicht mit den Frauengeschichten angefangen! Nee, Spaß beiseite, ich war nach 10 Minuten fertig und hoffte auf keine weiteren Fragen, was mir vergönnt war.
"Mycket bra" also "Sehr gut", meinte Carina, "vor allem die Grammatik und Worstellung!". Ähm.. danke Tobi! Puh, die Prüfung war also geschafft aber die besteht hier eh jeder und meistens mit "mycket bra", also kein Grund zu glauben man könnte jetzt Schwedisch.
Ich also aus der Prüfung raus und schnell Richtung Collosseum, wo man die Tickets für die Party am Mittwoch kaufen kann. Aber Moment! Wo ist mein Fahrrad. Same shit, different day. Ich such doch jedesmal mein Fahrrad. Da muss ich mir noch was einfallen lassen und wenn ich es leuchtend pink streiche. Der eine Spanier hat schon angefangen ein Lied über meine tägliche Suche zu schreiben. "He will never find his bike, duda, duda - hey dudadej"
Also zum Collosseum gelaufen... und dann dort bemerkt, dass mindestens 300 Leute für die 200 Karten schon anstehen, wobei eine Person bis zu 2 Karten kaufen kann. Aber, man ist ja ein vorausschauender Student was Parties angeht und hat einen Kumpel beauftragt sich anzustellen. Schließlich will der ja auch eine und seine Prüfung war schon früher vorbei.
Handy raus, angerufen:
"Hey Jan, du stehst hoffentlich ganz weit vorne in der Schlange."
"Nö, da war zuviel los. Ich bin weil heimgegangen."
"WIEEE???"
"Da standen mehr als 150 Leute vor mir und die wollen alle 2 Karten kaufen."
"Hm... shit, da kann man ja nix machen."
Also desillusioniert stand ich nun da. Alle Leute vorne in der Schlange waren schon verpflichtet worden für jemanden eine Karte mitzunehmen. Aber wie heißt es doch so schön "Moral ist eine Zier, doch besser geht es ohne ihr"? oder so ähnlich. Naja, ich hab eine Karte und mein Gewissen ist rein. Ich hab es ja nicht benutzt ;-)
Also zurück, Fahrrad suchen und im REGEN heimradeln. Ja, die kleinen Sünden bestraft... aber ich lass mir hier die Laune nicht verderben :-)
Ich hatte also schon vorgestern einen Text über meinen Bruder geschrieben, hey, da fiel mir einfach am meisten ein. Wobei ich in den 5 Minuten auch locker die Einwohner von St. Martin hätte aufzählen können. Tobi, ein schwedischer Mitbewohner von meinem Flur, hat sich das Ganze dann Haare raufend durchgelesen und versucht die Wörter in die richtige Reihenfolge zu bringen, von der Grammatik reden wir erst gar nicht.
Heute morgen habe ich den Text dann noch schnell auswendig gelernt, um ihn dann um 11 Uhr der Carina vorzubeten. Mir war klar, dass es bei ihr sicher gut ankommt wenn man etwas emotionaler wird. Also davon erzählt wie sehr ich meinen Bruder doch vermisse. Hey, das tue ich wirklich, habe aber darüber hinaus noch stark übertrieben. Das er vielleicht bald die Waffenruhe zwischen Libanon und Isreal sichert als tapferer, deutscher Soldat. Dass er gern Motorrad fährt, häufig Jeans trägt, keine Brille hat, also nach 10 Minuten rumgesülze wurde ich dann gefragt ob ich jetzt fertig bin. Moment! Ich habe noch gar nicht mit den Frauengeschichten angefangen! Nee, Spaß beiseite, ich war nach 10 Minuten fertig und hoffte auf keine weiteren Fragen, was mir vergönnt war.
"Mycket bra" also "Sehr gut", meinte Carina, "vor allem die Grammatik und Worstellung!". Ähm.. danke Tobi! Puh, die Prüfung war also geschafft aber die besteht hier eh jeder und meistens mit "mycket bra", also kein Grund zu glauben man könnte jetzt Schwedisch.
Ich also aus der Prüfung raus und schnell Richtung Collosseum, wo man die Tickets für die Party am Mittwoch kaufen kann. Aber Moment! Wo ist mein Fahrrad. Same shit, different day. Ich such doch jedesmal mein Fahrrad. Da muss ich mir noch was einfallen lassen und wenn ich es leuchtend pink streiche. Der eine Spanier hat schon angefangen ein Lied über meine tägliche Suche zu schreiben. "He will never find his bike, duda, duda - hey dudadej"
Also zum Collosseum gelaufen... und dann dort bemerkt, dass mindestens 300 Leute für die 200 Karten schon anstehen, wobei eine Person bis zu 2 Karten kaufen kann. Aber, man ist ja ein vorausschauender Student was Parties angeht und hat einen Kumpel beauftragt sich anzustellen. Schließlich will der ja auch eine und seine Prüfung war schon früher vorbei.
Handy raus, angerufen:
"Hey Jan, du stehst hoffentlich ganz weit vorne in der Schlange."
"Nö, da war zuviel los. Ich bin weil heimgegangen."
"WIEEE???"
"Da standen mehr als 150 Leute vor mir und die wollen alle 2 Karten kaufen."
"Hm... shit, da kann man ja nix machen."
Also desillusioniert stand ich nun da. Alle Leute vorne in der Schlange waren schon verpflichtet worden für jemanden eine Karte mitzunehmen. Aber wie heißt es doch so schön "Moral ist eine Zier, doch besser geht es ohne ihr"? oder so ähnlich. Naja, ich hab eine Karte und mein Gewissen ist rein. Ich hab es ja nicht benutzt ;-)
Also zurück, Fahrrad suchen und im REGEN heimradeln. Ja, die kleinen Sünden bestraft... aber ich lass mir hier die Laune nicht verderben :-)
Donnerstag, August 17, 2006
Die Neuen sind da!
In den letzten Tagen sind zu den ca. 150 Austauschstudenten, die vor 2 Wochen ankamen, nochmal knapp 500 Weitere dazugekommen. Für mich heißt das jetzt viele neue Namen lernen und vor allem beim Ticketverkauf für Parties noch früher als zuvor hinzugehen, um noch eine Karte zu ergattern. Nächsten Montag ist wieder Queuing angesagt für die erste große Kravall (Party) des Semesters. Es gibt für die gut 600 internationalen Studenten genau 200 Karten, wer kein Glück hat kann sich dann mit den Einheimischen um eine brügeln. Aber irgendwie werde ich da schon an eine rankommen.
Was ist sonst noch die letzten Tage passiert? Montags war ich mit meiner Peerstudentin und anderen Austauschstudenten auf einem Frauenfussballspiel, Linköping gegen QBIK, die beide in der 1. Liga spielen. Jessica hatte bei QBIK vor einigen Jahren auch noch mitgespielt, also voll fussballbegeistert. Naja, ich war das erste Mal in einem Fussballstadion, wenn man das hier so nennen kann. In Deutschland würde so ein Stadion noch nicht einmal für ein 1. Bundesligaspiel zugelassen werden. Meine Begeisterung für Fussball ist also ungefähr mit der für Haarausfall zu vergleichen. Ist es eigentlich normal, dass beim Fussball die Spieler die ganze Zeit miteinander quatschen? oder eine Eigenart von Frauenfussball? Die 22 Schwedinnen auf dem Platz haben jedenfalls mehr Lärm gemacht als die knapp 200 Zuschauer zusammen. Nach 93 Minuten und einer Pause mit starken Kaffee für mich, ging das Spiel dann 3:0 für Linköping aus. Trikottausch? Fehlanzeige. Jessica ging dann noch ihre Mädels trösten während wir anderen uns auf den Weg zu einer Grillparty machten.
Dienstag war dann wieder Herrgår'n und Flurparty, wobei man das hier offiziell Preparty nennt. Man trifft sich schon um 8, trinkt... trinkt, merkt plötzlich wie spät es ist, rennt zum Herrgår'n, kommt nicht mehr rein, zurück, trinkt.. trinkt, freut sich die ganze Zeit wie ein kleines Kind wieviel Geld man gerade spart und landet dann schließlich doch irgendwann im Herrgår'n.
Mittwochs abends war dann schon wieder Herrgår'n, wobei ich da mal eine Pause eingelegt habe, bin schließlich keine knackige 20 mehr wie die meisten Franzosen hier und muss etwas auf mein Budget achten. Mami, krieg ich ne Gehaltserhöhung? Moment, streiche Mami, setzte Papi ;-)
Ich werde mich jetzt gleich mal auf den Weg Richtung, ähm, Grillparty machen!
Was ist sonst noch die letzten Tage passiert? Montags war ich mit meiner Peerstudentin und anderen Austauschstudenten auf einem Frauenfussballspiel, Linköping gegen QBIK, die beide in der 1. Liga spielen. Jessica hatte bei QBIK vor einigen Jahren auch noch mitgespielt, also voll fussballbegeistert. Naja, ich war das erste Mal in einem Fussballstadion, wenn man das hier so nennen kann. In Deutschland würde so ein Stadion noch nicht einmal für ein 1. Bundesligaspiel zugelassen werden. Meine Begeisterung für Fussball ist also ungefähr mit der für Haarausfall zu vergleichen. Ist es eigentlich normal, dass beim Fussball die Spieler die ganze Zeit miteinander quatschen? oder eine Eigenart von Frauenfussball? Die 22 Schwedinnen auf dem Platz haben jedenfalls mehr Lärm gemacht als die knapp 200 Zuschauer zusammen. Nach 93 Minuten und einer Pause mit starken Kaffee für mich, ging das Spiel dann 3:0 für Linköping aus. Trikottausch? Fehlanzeige. Jessica ging dann noch ihre Mädels trösten während wir anderen uns auf den Weg zu einer Grillparty machten.
Dienstag war dann wieder Herrgår'n und Flurparty, wobei man das hier offiziell Preparty nennt. Man trifft sich schon um 8, trinkt... trinkt, merkt plötzlich wie spät es ist, rennt zum Herrgår'n, kommt nicht mehr rein, zurück, trinkt.. trinkt, freut sich die ganze Zeit wie ein kleines Kind wieviel Geld man gerade spart und landet dann schließlich doch irgendwann im Herrgår'n.
Mittwochs abends war dann schon wieder Herrgår'n, wobei ich da mal eine Pause eingelegt habe, bin schließlich keine knackige 20 mehr wie die meisten Franzosen hier und muss etwas auf mein Budget achten. Mami, krieg ich ne Gehaltserhöhung? Moment, streiche Mami, setzte Papi ;-)
Ich werde mich jetzt gleich mal auf den Weg Richtung, ähm, Grillparty machen!
Montag, August 14, 2006
Ärtor & Punsch
Am Samstag abend war ich auf einem traditionellen schwedischen Studentendinner. Montags zuvor hatte ich mich dafür mindestens 40 Minuten lang angestellt, um noch ein Ticket zu ergattern. Auch eine typisch schwedische Eigenart, man stellt sich für alles an, neudeutsch "Queuing", bildet also eine Warteschlange ("Queue"), was man ja eigentlich mehr so den Britten nachsagt, aber zurück zum Samstag abend. Bin also um 20 Uhr mit großen Erwartungen zum Herrgår'n gelaufen. Das ist hier in Ryd eine Studentenkneipe, die wohl bald mein zweites Zuhause werden würde, wie mir viele schwedische Studenten versicherten. Dort wurden wir dann auf zwei große Festsäle aufgeteilt, so richtig schön logistisch durchdacht mit Namensschildern auf dem Tisch und jeder bekam eine Gebrauchsanleitung. Was? Ja, genau, so ein traditionelles Dinner hat seine eigenen Regeln. Zum einen gibt es einen Toastmaster zu dessen Gehorsam man während des ganzen Dinners verpflichtet ist. Er, oder in meinem Saal sie, bestimmt welche Lieder gesungen werden, wann getrunken wird, einfach alles. Dann gibt es noch ein paar schwedische Ausrufe so wie z.B. Tempo mit denen man dem Toastmaster klar macht, dass es an der Zeit wäre ein bestimmtes Lied anzustimmmen. Neben dem vielen Singen sind am Wichtigsten die "Gyckel", das sind kleine von den Gästen vorgetragene Sketche und Lieder. Darauf folgt dann immer ein Dankeslied der Meute am Tisch... dann Skål... und es wird weitergesoffenen. Ruft jemand Bordskål, dann säuft der ganze Tisch, bei Salskål der ganze Saal. Nach bestimmten Lieder trinkt man den Punsch, das ist ein ganz bestimmter nach Honig schmeckender Likör, also kein Punsch wie ich ihn kannte. Die Grundlage für die ganze Sauferei schafft man sich so nebenbei mit Knäckebrot belegt mit Käse und dem Ärtor, der dem deutschen Bohneneintopf nicht unähnlich ist, es geht aber bei dem Dinner mehr um den Spaß als um das Essen. So wurde viel gesungen, die Franzosen trugen ihre Nationalhymne vor, wir Deutschen hielten mit Eisgekühlter Bommerlunder dagegen und ein Australier sang Sit on my Face. Ein Highlight waren ein halbes Dutzend schwedischer Studenten in Piratenkleidung, die uns ein paar Seemannslieder vortrugen. Dabei durften sie keine Miene verziehen, kein Lachen, nichtmal ein freundlichen Grinsen. Was es damit auf sich hat habe ich selbst noch nicht genau rausgefunden, wird sich aber klären wenn die Uni richtig losgeht.
Das Dinner war wirklich schon ausgesprochen witzig und das war erst der Anfang. Danach wurde dann noch in dem Kneipenteil des Herrgår'n weitergefeiert und auf den Fluren der Studentenhäuser bis spät in den Morgen...
Das Dinner war wirklich schon ausgesprochen witzig und das war erst der Anfang. Danach wurde dann noch in dem Kneipenteil des Herrgår'n weitergefeiert und auf den Fluren der Studentenhäuser bis spät in den Morgen...
Samstag, August 12, 2006
Gamla Linköping
Vorgestern am Donnerstag Nachmittag waren mal wieder schwedische Spiele angesagt. Zum einen das bereits bekannte Kubb und Brennball, das bei vielen Erinnerungen an die lang vergangene Grundschulzeit weckte. Nachdem wir uns alle mehr oder weniger in diese Zeit zurückversetzt fühlten, spielten wir auch gleich noch ein paar Runden Völkerball, was den Schweden gänzlich unbekannt ist. Na, vielleicht haben wir hier sogar einen neuen Trendsport ausgelöst, wer weiß.
Während den Spielen habe ich dann auch noch meinen Peerstudent kennengelernt. Das deutsche Wort hierfür wäre wohl Tutor. Also einen schwedischen Studenten, der bei Fragen immer ein offenes Ohr hat und versucht einem Schweden etwas näher zu bringen. In meinen Fall ist es eine Peerstudentin namens Jessica, die sehr nett ist und wohl als Vorzeigeschwedin dienen könnte, d.h. groß, langes blondes Haar, sehr hübsch, hey, man muss auch mal Glück haben :-)
Gegen abend wurde ich dann von einem französichen Austauschstudenten zum Essen eingeladen. Wir waren ungefähr 15 Leute und bekamen einen hammermäßig guten Salat als Vorspeise und ein exquisites Aubergine-Zuchinie-Gratin serviert. Also Kochen können unsere Nachbarn wirklich, kein Wunder also, dass die internationale Sprache bei den Köchen nicht Englisch sondern Französisch ist. Hoffentlich läd der Chef de Cuisine bald wieder ein.
Gestern war ich dann nach dem Sprachkurs noch auf einer Führung in Gamla Linköping, dem Altstadtteil von Linköping. Das Ganze ist eine Art Freilichtmuseum nach dem berühmten Vorbild Skansen. Vor vielen Jahrzehnten hatte man angefangen die alten Häuser nach und nach in der Innenstadt abzubauen, um sie wieder in Gamla Linköping originalgetreu aufzubauen. Man fühlt sich also wie in Linköping vor 100 Jahren mit den vielen roten Holzhäusern, den kleinen Tante-Emma-Läden und den holbrigen Straßen. Ich habe dazu auch einige Bilder hochgeladen.
Abends war dann noch eine kleine Grillparty von den internationalen Studenten geplant zu der ich nachkommen wollte. Aber nach den ganzen Tagen nur unter Menschen war die innere Unruhe so stark, diese Rastlosigkeit, mehr der Wunsch nach Stille, einem Stückchen Einsamkeit, Bewegungsdrang... ach, zumindest die meisten Männer wissen wohl von was ich rede, für mich nenne ich es das Steppenwolfgefühl. So kam es also, dass ich um halb elf Richtung beleuchteter Waldstrecke joggte, nur ich, die Geräusche meiner Schritte, meines Atems und die des Waldes bei Nacht. So lief ich, Gedanken an Gedanken reihend, eins mit mir und der Natur, glücklich meinem Runner's High entgegen. Dann wieder daheim, kurz geduscht und glücklich, innerlich ruhig eingeschlafen...
Während den Spielen habe ich dann auch noch meinen Peerstudent kennengelernt. Das deutsche Wort hierfür wäre wohl Tutor. Also einen schwedischen Studenten, der bei Fragen immer ein offenes Ohr hat und versucht einem Schweden etwas näher zu bringen. In meinen Fall ist es eine Peerstudentin namens Jessica, die sehr nett ist und wohl als Vorzeigeschwedin dienen könnte, d.h. groß, langes blondes Haar, sehr hübsch, hey, man muss auch mal Glück haben :-)
Gegen abend wurde ich dann von einem französichen Austauschstudenten zum Essen eingeladen. Wir waren ungefähr 15 Leute und bekamen einen hammermäßig guten Salat als Vorspeise und ein exquisites Aubergine-Zuchinie-Gratin serviert. Also Kochen können unsere Nachbarn wirklich, kein Wunder also, dass die internationale Sprache bei den Köchen nicht Englisch sondern Französisch ist. Hoffentlich läd der Chef de Cuisine bald wieder ein.
Gestern war ich dann nach dem Sprachkurs noch auf einer Führung in Gamla Linköping, dem Altstadtteil von Linköping. Das Ganze ist eine Art Freilichtmuseum nach dem berühmten Vorbild Skansen. Vor vielen Jahrzehnten hatte man angefangen die alten Häuser nach und nach in der Innenstadt abzubauen, um sie wieder in Gamla Linköping originalgetreu aufzubauen. Man fühlt sich also wie in Linköping vor 100 Jahren mit den vielen roten Holzhäusern, den kleinen Tante-Emma-Läden und den holbrigen Straßen. Ich habe dazu auch einige Bilder hochgeladen.
Abends war dann noch eine kleine Grillparty von den internationalen Studenten geplant zu der ich nachkommen wollte. Aber nach den ganzen Tagen nur unter Menschen war die innere Unruhe so stark, diese Rastlosigkeit, mehr der Wunsch nach Stille, einem Stückchen Einsamkeit, Bewegungsdrang... ach, zumindest die meisten Männer wissen wohl von was ich rede, für mich nenne ich es das Steppenwolfgefühl. So kam es also, dass ich um halb elf Richtung beleuchteter Waldstrecke joggte, nur ich, die Geräusche meiner Schritte, meines Atems und die des Waldes bei Nacht. So lief ich, Gedanken an Gedanken reihend, eins mit mir und der Natur, glücklich meinem Runner's High entgegen. Dann wieder daheim, kurz geduscht und glücklich, innerlich ruhig eingeschlafen...
Mittwoch, August 09, 2006
Schwedischer Alltag
Langsam schleicht sich fast so etwas wie Routine in meinen Unialltag. Morgens um 7 Uhr aufstehen, fertig machen und frühstücken, um 9 fängt dann der Sprachkurs an, Kaffeepause von 10:30 bis 11:00, Unterricht bis 11:45 dann Mittagspause bis 13:00 und nochmal Unterricht bis 14:30. Man hat irgendwie das Gefühl fast nur Pausen zu machen, die sind hier wirklich großzügig was das angeht.
Man gewöhnt sich auch an die vielen kleinen Dinge, die hier etwas anders sind als in Deutschland. Tür aufschließen klappt jetzt gleich beim ersten Mal, irgendwie fühlt es sich aber noch immer falsch an, weil man hier genau in die falsche Richtung dreht zum Öffnen. Man ist auch nicht mehr irritiert wenn eine Frau aus der Toilette kommt auf die man gerade zuläuft. Es gibt hier fast ausschließlich gemischte Toiletten und die dann natürlich ohne Pissoirs. Ob das auch was mit der weit fortgeschrittenen Emanzipation zu tun hat? Dass die Frauen nicht daran erinnert werden wollen, dass wir Männer wirklich eine Sache besser können als sie?
Man gewöhnt sich daran, dass Brot hier leicht süsslig schmeckt. Ich dachte anfangs, die machen da ein wenig Honig rein, habe mir aber sagen lassen, dass sie eine andere Art von Stärke oder mehr davon verwenden. Das schmeckt dann beim Kauen schnell süsslig. Zur Abwechslung habe mir jetzt auch mal nen Rießenpack Knäckebrot gekauft, muss ja sein hier in Schweden.
Beim Wasser kaufen muss man hier höllisch aufpassen. Es scheint gerade voll im Trend zu sein Sprudel zu trinken in dem ein Tick Geschmack drin ist, egal ob Kiwi, Pfirsich oder Zitrone, die machen hier alles rein. Nicht ganz so mein Ding, ich bleibe lieber bei purem Sprudel.
Gestern abend war ich dann noch auf einem Barbecue, das von uns Austauschstudenten organisiert wurde. Also mal so richtig Grillen mit Fleisch. Bei den Schweden heißt Barbecue nämlich, dass man ein paar kleine Würstchen auf den Grill haut, in ein läppsches Amiweißbrot steckt und das ganze dann Hotdog nennt. Nicht gerade meine Vorstellung von Grillen, ich muss rohes Fleisch sehen und das Gefühl haben, dass da ein Teil eines Tieres vor mir liegt, das gestorben ist, weil ich Hunger habe. Soviel Naturverbundenheit sollte man sich einfach bewahren. Ist sicher auch nicht im Interesse des Tieres da als kleines Würstchen auf dem Grill zu schmoren. Das ist ja schon der erste Schritt zum Vegetarismus... aber hier höre ich dann lieber auf, wer mich kennt weiß, dass ich leidenschaftlich gern über Vegetarier ablästere :-) Um die Schweden in Schutz zu nehmen sei noch gesagt, dass sich diese Hotdog-Grillkultur sicher nur entwickelt hat, weil die Fleischpreise so abartig hoch sind und Fisch grillt sich halt nicht so gut.
Am frühen Abend steht dann noch ein Volleyballspiel an. Da ich Bälle für eine völlig überbewertete Erfindung halte und meine Hand/Augen-Koordination gerade so ausreicht, um mit einer vollen Gabel den Mund zu finden, werde ich dem Ganzen als Zuschauer beiwohnen.
Man gewöhnt sich auch an die vielen kleinen Dinge, die hier etwas anders sind als in Deutschland. Tür aufschließen klappt jetzt gleich beim ersten Mal, irgendwie fühlt es sich aber noch immer falsch an, weil man hier genau in die falsche Richtung dreht zum Öffnen. Man ist auch nicht mehr irritiert wenn eine Frau aus der Toilette kommt auf die man gerade zuläuft. Es gibt hier fast ausschließlich gemischte Toiletten und die dann natürlich ohne Pissoirs. Ob das auch was mit der weit fortgeschrittenen Emanzipation zu tun hat? Dass die Frauen nicht daran erinnert werden wollen, dass wir Männer wirklich eine Sache besser können als sie?
Man gewöhnt sich daran, dass Brot hier leicht süsslig schmeckt. Ich dachte anfangs, die machen da ein wenig Honig rein, habe mir aber sagen lassen, dass sie eine andere Art von Stärke oder mehr davon verwenden. Das schmeckt dann beim Kauen schnell süsslig. Zur Abwechslung habe mir jetzt auch mal nen Rießenpack Knäckebrot gekauft, muss ja sein hier in Schweden.
Beim Wasser kaufen muss man hier höllisch aufpassen. Es scheint gerade voll im Trend zu sein Sprudel zu trinken in dem ein Tick Geschmack drin ist, egal ob Kiwi, Pfirsich oder Zitrone, die machen hier alles rein. Nicht ganz so mein Ding, ich bleibe lieber bei purem Sprudel.
Gestern abend war ich dann noch auf einem Barbecue, das von uns Austauschstudenten organisiert wurde. Also mal so richtig Grillen mit Fleisch. Bei den Schweden heißt Barbecue nämlich, dass man ein paar kleine Würstchen auf den Grill haut, in ein läppsches Amiweißbrot steckt und das ganze dann Hotdog nennt. Nicht gerade meine Vorstellung von Grillen, ich muss rohes Fleisch sehen und das Gefühl haben, dass da ein Teil eines Tieres vor mir liegt, das gestorben ist, weil ich Hunger habe. Soviel Naturverbundenheit sollte man sich einfach bewahren. Ist sicher auch nicht im Interesse des Tieres da als kleines Würstchen auf dem Grill zu schmoren. Das ist ja schon der erste Schritt zum Vegetarismus... aber hier höre ich dann lieber auf, wer mich kennt weiß, dass ich leidenschaftlich gern über Vegetarier ablästere :-) Um die Schweden in Schutz zu nehmen sei noch gesagt, dass sich diese Hotdog-Grillkultur sicher nur entwickelt hat, weil die Fleischpreise so abartig hoch sind und Fisch grillt sich halt nicht so gut.
Am frühen Abend steht dann noch ein Volleyballspiel an. Da ich Bälle für eine völlig überbewertete Erfindung halte und meine Hand/Augen-Koordination gerade so ausreicht, um mit einer vollen Gabel den Mund zu finden, werde ich dem Ganzen als Zuschauer beiwohnen.
Sonntag, August 06, 2006
Die Kanufahrt
Mein erstes Wochenende in Schweden neigt sich dem Ende zu und es war, kurz gesagt, geil.
Samstag früh um 9 Uhr ging es von Ryd aus mit dem Bus in die Nähe von Vårdnäs bei dem See Stora Rängen. Von dort so eine viertel Stunde Laufen bis zum Kanuverleih und der Spaß konnte endlich beginnen! Das Wetter war wie gemacht für einen Ausflug, fast 30° Außentemperatur und das Wasser bei so 24°, also alles lagom, äh genau richtig. Jeder bekam ein Paddel, eine Rettungsweste und je zwei Leute ein Kanu und schon gings los. Was fehlte? Was fehlen sollte, also keine Sicherheitsbelehrungen, keine dämlichen Einweisungen einfach jeder ist für sich selbst verantwortlich und ab dafür! Das Kanufahren ist auch eh nicht weiter schwierig, man muss nur ständig aufpassen, dass einer nicht zu stark paddelt und man somit ständig vom Kurs abkommt.
Die Landschaft am St. Rängen ist sehr idyllisch, überall kleine Inseln, Felsformationen und Natur pur. Nach einer Weile haben wir dann auf einer kleinen Insel mitten im See gemacht. Auffällig ist das viele Moos, der komplette Waldboden ist mit Moos bewachsen. Für alle Statistiker, 33.3% des Mooses in Europa wächst in Schweden, tja, da kann man stolz drauf sein was? Nach einigen Stunden kamen wir dann an unserem Zeltplatz an, wo wir dann diverse Spiele spielten unter anderem auch Kubb. Ist ganz nett das Spiel.
Gegen Abend dann Lagerfeuerromantik unter Sternenhimmel, viele Gespräche, Gesang... die Zeit verging wie im Flug. Auch das schwedische Nationalgetränk durfte nicht fehlen. Kaffee!
Der 1.80m große, blauäuige, blonde Durchschnittsschwede scheint doch tatslächlich fast einen Liter davon am Tag zu trinken, wobei ich das erst glaube wenn ich es gesehen habe. Die traditionelle Art den Kaffee zu kochen ist etwas merkwürdig. Man nimmt sehr grob gemahlene Bohnen, wirft sie ins Wasser und kocht es auf. Dann wartet man eine Weile bis sich der Kaffeesatz absetzt und schenkt sich vorsichtig ein. Die Studenten hier sind so verrückt nach dem Zeugs, man könnte meinen es wäre Alkohol drin. Es gibt auf dem Campus eine Kaffete, wo schwedische Studenten arbeiten, nicht für Geld sondern für Kaffee in der Kaffete. Geil was? Und was hast du mit deinem Monatsgehalt gemacht? Wieder versoffen? Ich hab mit einer ehemaligen Studentin geredet, die dort gearbeitet hat und immernoch Kaffee für umme kriegt.
Damit schließen wir für heute die Unterrichtsstunde über Schweden. Aber heute ist nicht alle Tage, ich schreibe wieder, keine Frage!
Achso, Bilder zu dem Kanutrip finden sich rechts in der Leiste!!!
Samstag früh um 9 Uhr ging es von Ryd aus mit dem Bus in die Nähe von Vårdnäs bei dem See Stora Rängen. Von dort so eine viertel Stunde Laufen bis zum Kanuverleih und der Spaß konnte endlich beginnen! Das Wetter war wie gemacht für einen Ausflug, fast 30° Außentemperatur und das Wasser bei so 24°, also alles lagom, äh genau richtig. Jeder bekam ein Paddel, eine Rettungsweste und je zwei Leute ein Kanu und schon gings los. Was fehlte? Was fehlen sollte, also keine Sicherheitsbelehrungen, keine dämlichen Einweisungen einfach jeder ist für sich selbst verantwortlich und ab dafür! Das Kanufahren ist auch eh nicht weiter schwierig, man muss nur ständig aufpassen, dass einer nicht zu stark paddelt und man somit ständig vom Kurs abkommt.
Die Landschaft am St. Rängen ist sehr idyllisch, überall kleine Inseln, Felsformationen und Natur pur. Nach einer Weile haben wir dann auf einer kleinen Insel mitten im See gemacht. Auffällig ist das viele Moos, der komplette Waldboden ist mit Moos bewachsen. Für alle Statistiker, 33.3% des Mooses in Europa wächst in Schweden, tja, da kann man stolz drauf sein was? Nach einigen Stunden kamen wir dann an unserem Zeltplatz an, wo wir dann diverse Spiele spielten unter anderem auch Kubb. Ist ganz nett das Spiel.
Gegen Abend dann Lagerfeuerromantik unter Sternenhimmel, viele Gespräche, Gesang... die Zeit verging wie im Flug. Auch das schwedische Nationalgetränk durfte nicht fehlen. Kaffee!
Der 1.80m große, blauäuige, blonde Durchschnittsschwede scheint doch tatslächlich fast einen Liter davon am Tag zu trinken, wobei ich das erst glaube wenn ich es gesehen habe. Die traditionelle Art den Kaffee zu kochen ist etwas merkwürdig. Man nimmt sehr grob gemahlene Bohnen, wirft sie ins Wasser und kocht es auf. Dann wartet man eine Weile bis sich der Kaffeesatz absetzt und schenkt sich vorsichtig ein. Die Studenten hier sind so verrückt nach dem Zeugs, man könnte meinen es wäre Alkohol drin. Es gibt auf dem Campus eine Kaffete, wo schwedische Studenten arbeiten, nicht für Geld sondern für Kaffee in der Kaffete. Geil was? Und was hast du mit deinem Monatsgehalt gemacht? Wieder versoffen? Ich hab mit einer ehemaligen Studentin geredet, die dort gearbeitet hat und immernoch Kaffee für umme kriegt.
Damit schließen wir für heute die Unterrichtsstunde über Schweden. Aber heute ist nicht alle Tage, ich schreibe wieder, keine Frage!
Achso, Bilder zu dem Kanutrip finden sich rechts in der Leiste!!!
Freitag, August 04, 2006
Das erste Wochenende
Wochenende!!! Komm gerade vom Großeinkauf bei Willys zurück, dem billigsten Supermarkt hier in der Gegend, hat so ungefähr Aldi-Preise plus nochmal 10-15%, aber in Ordnung. Gestern war ich bei Biltema, einen rießen Billigshop für alles mögliche. Vor allem Autos, aber auch Fahrrad, Outdoor und Technik Schnick-schnack, hat mich an die 1€-Shops in Karlsruhe erinnert, nur eben vieeel größer. Das meiste Zeugs dort taugt aber genauso wenig. Hab mir dort einen Schlafsack und Isomatte gekauft, weil es morgen auf eine zweitätige Kanutour geht. Trotz meiner bekennenden Gottlosigkeit, scheint mich jemand dort oben zu mögen, weil genau heute das Wetter schlagartig besser wurde und bis Dienstag so bleiben soll(!!!!, ja SOLL, ist das klar dort oben?) Wird sicher ein verdammt geiles Wochenende, nehme wahrscheinlich auch gut verpackt meine Digicam mit, vielleicht gibt's also bald mal ein paar Bilder zu sehen, bisher bin ich noch nicht dazu gekommen soviele zu machen.
Gestern ging auch mein Sprachkurs los und ich muss sagen, dass ich mich wieder wie in der Schule fühle. Mit mehr als 30 Leuten Schulbank drücken und reihum Sätze nachschprechen. Aber so ist das wohl am Anfang jedes Sprachkurses. Helena, unsere Lehrerin, ist auch ziemlich witzig drauf und hat immer nen coolen Spruch parat.
Was wirklich krass in Schweden ist, dass alles mehr oder weniger "lagom" ist. Das heißt übersetzt so "genau richtig" oder "gerade passend". Ich spreche z.B. die Lehrerin mit Helena an, ohne Mrs. oder Mum oder Prof. Dr. einfach der Vorname reicht, wie auch bei allen anderen. Niemand legt hier werd auf irgendwelche Titel, man will nicht aus der Masse herausstechen, sich nicht in der Vordergrund stellen. Man will kein protziges Haus haben, es gibt fast nur Wohnviertel und darin Reihenhäuser, alles gleicht dem anderen. Niemand stellt sich über jemand anderen oder gibt an. Genauso ist es auch mit den Autos, keine Proloschlitten wie in good old Germany, keine superdicken Mercedes, BMW oder was auch immer, einfach lagom hier.
Der Hang zur Fairness ist in allen Bereichen unverkennbar. Gerade was Gleichberechtigung, Gleichbehandlung von Behinderten oder auch generell die Gleichheit aller Menschen (egal ob Einheimische oder Immigranten) angeht, ist man hier sehr weit und fortschrittlich. Jede Zuwiederhandlung wird stark bestraft und auch von der Bevölkerung geächtet. Z.B. wird es auch als stark unfair angesehen, wenn man bei einer Klausur betrügt, man verliert, falls es bekannt wird, den Respekt vor den schwedischen Studenten und es werden die höchsten Unistrafen weltweit verhängt. Eine abgeschrieben Hausarbeit kann einem 2 Monate Suspension von der Uni kosten und das kommt jedes Jahr vor, meistens bei den Austauschstudenten. Wer Quellenangaben bei Arbeiten vergisst oder bewusst auslässt kommt auch nicht viel besser weg.
Ich finde diese Farinesseinstellung sehr gut, aber sie hat natürlich auch so ihre Nachteile. Manchmal spricht man Sachen nicht an bzw. redet nicht über sie, weil man Angst hat man könnte jemanden diskrimieren obwohl sie eigentlich zutreffen. So habe ich mich heute morgen mit einem schwedischen Mitbewohner über die vielen Fahrraddiebstähle hier in Ryd unterhalten. Naiv habe ich ihn gefragt ob er glaube, dass die Fahrräder von den Studenten gestohlen werden. Nach längerem Rumdrucksen und nachdem er erklärt hat, dass es eigentlich nicht ok ist sowas zu sagen, weil rassistisch hat er eine Andeutung auf die vielen Immigranten gemacht, die auch in Ryd leben. Es ist also mit Sicherheit jedem klar wer die Fahrräder stiehlt aber kein Schwede würde öffentlich behaupten, dass es meistens die Immigranten sind.
Trotzdem finde ich, dass die Vorteile die Nachteile klar überwiegen, ich denke wir Deutsche könnten viel von den Schweden lernen, auch was die Gastfreundschaft angeht. Von den zwei mittlerweile angekommenen Schweden in meiner WG wurde ich super integriert und zu Pizza und Videoabend eingeladen, für meinen Kanutrip wurde mir eine Regenjacke geliehen. Das Alles obwohl sie mich kaum zwei Tage kennen, der absolute Hammer, einfach nette Menschen hier.
Aber jetzt genug der schönen Worte, bin müde und muss morgen fit sein, also Gute Nacht!
Gestern ging auch mein Sprachkurs los und ich muss sagen, dass ich mich wieder wie in der Schule fühle. Mit mehr als 30 Leuten Schulbank drücken und reihum Sätze nachschprechen. Aber so ist das wohl am Anfang jedes Sprachkurses. Helena, unsere Lehrerin, ist auch ziemlich witzig drauf und hat immer nen coolen Spruch parat.
Was wirklich krass in Schweden ist, dass alles mehr oder weniger "lagom" ist. Das heißt übersetzt so "genau richtig" oder "gerade passend". Ich spreche z.B. die Lehrerin mit Helena an, ohne Mrs. oder Mum oder Prof. Dr. einfach der Vorname reicht, wie auch bei allen anderen. Niemand legt hier werd auf irgendwelche Titel, man will nicht aus der Masse herausstechen, sich nicht in der Vordergrund stellen. Man will kein protziges Haus haben, es gibt fast nur Wohnviertel und darin Reihenhäuser, alles gleicht dem anderen. Niemand stellt sich über jemand anderen oder gibt an. Genauso ist es auch mit den Autos, keine Proloschlitten wie in good old Germany, keine superdicken Mercedes, BMW oder was auch immer, einfach lagom hier.
Der Hang zur Fairness ist in allen Bereichen unverkennbar. Gerade was Gleichberechtigung, Gleichbehandlung von Behinderten oder auch generell die Gleichheit aller Menschen (egal ob Einheimische oder Immigranten) angeht, ist man hier sehr weit und fortschrittlich. Jede Zuwiederhandlung wird stark bestraft und auch von der Bevölkerung geächtet. Z.B. wird es auch als stark unfair angesehen, wenn man bei einer Klausur betrügt, man verliert, falls es bekannt wird, den Respekt vor den schwedischen Studenten und es werden die höchsten Unistrafen weltweit verhängt. Eine abgeschrieben Hausarbeit kann einem 2 Monate Suspension von der Uni kosten und das kommt jedes Jahr vor, meistens bei den Austauschstudenten. Wer Quellenangaben bei Arbeiten vergisst oder bewusst auslässt kommt auch nicht viel besser weg.
Ich finde diese Farinesseinstellung sehr gut, aber sie hat natürlich auch so ihre Nachteile. Manchmal spricht man Sachen nicht an bzw. redet nicht über sie, weil man Angst hat man könnte jemanden diskrimieren obwohl sie eigentlich zutreffen. So habe ich mich heute morgen mit einem schwedischen Mitbewohner über die vielen Fahrraddiebstähle hier in Ryd unterhalten. Naiv habe ich ihn gefragt ob er glaube, dass die Fahrräder von den Studenten gestohlen werden. Nach längerem Rumdrucksen und nachdem er erklärt hat, dass es eigentlich nicht ok ist sowas zu sagen, weil rassistisch hat er eine Andeutung auf die vielen Immigranten gemacht, die auch in Ryd leben. Es ist also mit Sicherheit jedem klar wer die Fahrräder stiehlt aber kein Schwede würde öffentlich behaupten, dass es meistens die Immigranten sind.
Trotzdem finde ich, dass die Vorteile die Nachteile klar überwiegen, ich denke wir Deutsche könnten viel von den Schweden lernen, auch was die Gastfreundschaft angeht. Von den zwei mittlerweile angekommenen Schweden in meiner WG wurde ich super integriert und zu Pizza und Videoabend eingeladen, für meinen Kanutrip wurde mir eine Regenjacke geliehen. Das Alles obwohl sie mich kaum zwei Tage kennen, der absolute Hammer, einfach nette Menschen hier.
Aber jetzt genug der schönen Worte, bin müde und muss morgen fit sein, also Gute Nacht!
Mittwoch, August 02, 2006
Der Tag danach
Der zweite Tag neigt sich dem Ende.
Habe heute morgen erstmal laaange ausgeschlafen, war so geschafft noch von der Anreise und den vielen Eindrücken. Bin also so um halb 10 aufgestanden und habe gefrühstückt, nichts Besonderes, nur Ciabattabrot mit Magarine und Salami, was ich mir einen Tag zuvor noch schnell besorgt hatte.
Um Viertel nach Elf habe ich mich dann vor dem Haus mit Jan und Silke getroffen und bin mit denen die 20min Fussmarsch zur Uni gelaufen, ein Königreich für ein Fahrrad, aber das Thema werde ich morgen angehen. Ohne Fahrrad ist man hier echt aufgeschmissen, das bekommt man von jedem gleich am Anfang gesagt. War auch Thema bei einem der vielen Informationsveranstaltungen, die ab 12 Uhr begonnen haben. Nur sollte man vor allem eins bedenken, ist hier nicht so die gleiche Fahrradkultur wie bei den Studenten in Deutschland. Also nicht nach dem Moto: "Bin so ein helles Kerlchen, dass ich kein Licht brauche; Reflektoren verwirren nur die Katzen am Straßenrand und Bremsen tut eh nur der, der nicht vorausschauend fährt". Hier in Schweden zahlt man für ein fehlendes Licht 35€ und ja, das wird auch durchgesetzt, man wird doch tatsächlich als Fahrradfahrer kontrolliert. Auch zu besoffen sollte man nicht fahren, Autofahren schon mal gar nicht, dafür geht man locker schonmal in den Knast für ein halbes Jahr. Zu schnell fahren wird auch sehr schnell sehr teuer, da kommen bei mehr als 20km/h zuviel schonmal ein paar Hundert € plus Führerscheinentzug zusammen.
Generell nimmt man hier wohl vieles etwas genauer, allein die Alkoholregeln sind der Hammer, so war z.B. auf der Grillparty gestern eine blaue Schnurr um das Gelände gespannt. Alkohol ist nur innerhalb dieses Bereiches erlaubt, sonst gibt's dicke Strafen und Entzuck der Ausschanklizenz. Getränke, die mehr als ein paar Prozent Alkohol haben, also auch die meisten Biersorten gibt es nur in speziellen Alkoholläden. Wenn man trocken werden will, dann in Schweden.
Was mir sehr entgegenkommt sind die harten Rauchgesetzte, so prinzipiell ist Rauchen innerhalb aller Gebäude verboten. Warum gibt's sowas nicht auch in Deutschland?
Also wie war der Rest vom Tag? Hab bis halb 6 nur Vorträge über das Studieren hier an der Uni gehört, was doch schon sehr ermüdend war auf die Dauer. Danach ging ich erstmal einkaufen, das Nötigste für morgen besorgen.
Leider ist das Wetter hier gerade ziemlich beschissen, regnet alle 2 Stunden mal wie aus allen Wolken, habe ich schon erwähnt, dass die Regenjacke im Schrank hängt? in Deutschland? Naja, muss mir eh noch ein Haufen Zeugs nachschicken lassen, weil 20kg Fluggepäck echt zu wenig sind.
Soderle, ist schon wieder mehr geworden als ich eigentlich schreiben wollte. Wer liest das überhaupt? Egal, bis dann, gute Nacht!
Habe heute morgen erstmal laaange ausgeschlafen, war so geschafft noch von der Anreise und den vielen Eindrücken. Bin also so um halb 10 aufgestanden und habe gefrühstückt, nichts Besonderes, nur Ciabattabrot mit Magarine und Salami, was ich mir einen Tag zuvor noch schnell besorgt hatte.
Um Viertel nach Elf habe ich mich dann vor dem Haus mit Jan und Silke getroffen und bin mit denen die 20min Fussmarsch zur Uni gelaufen, ein Königreich für ein Fahrrad, aber das Thema werde ich morgen angehen. Ohne Fahrrad ist man hier echt aufgeschmissen, das bekommt man von jedem gleich am Anfang gesagt. War auch Thema bei einem der vielen Informationsveranstaltungen, die ab 12 Uhr begonnen haben. Nur sollte man vor allem eins bedenken, ist hier nicht so die gleiche Fahrradkultur wie bei den Studenten in Deutschland. Also nicht nach dem Moto: "Bin so ein helles Kerlchen, dass ich kein Licht brauche; Reflektoren verwirren nur die Katzen am Straßenrand und Bremsen tut eh nur der, der nicht vorausschauend fährt". Hier in Schweden zahlt man für ein fehlendes Licht 35€ und ja, das wird auch durchgesetzt, man wird doch tatsächlich als Fahrradfahrer kontrolliert. Auch zu besoffen sollte man nicht fahren, Autofahren schon mal gar nicht, dafür geht man locker schonmal in den Knast für ein halbes Jahr. Zu schnell fahren wird auch sehr schnell sehr teuer, da kommen bei mehr als 20km/h zuviel schonmal ein paar Hundert € plus Führerscheinentzug zusammen.
Generell nimmt man hier wohl vieles etwas genauer, allein die Alkoholregeln sind der Hammer, so war z.B. auf der Grillparty gestern eine blaue Schnurr um das Gelände gespannt. Alkohol ist nur innerhalb dieses Bereiches erlaubt, sonst gibt's dicke Strafen und Entzuck der Ausschanklizenz. Getränke, die mehr als ein paar Prozent Alkohol haben, also auch die meisten Biersorten gibt es nur in speziellen Alkoholläden. Wenn man trocken werden will, dann in Schweden.
Was mir sehr entgegenkommt sind die harten Rauchgesetzte, so prinzipiell ist Rauchen innerhalb aller Gebäude verboten. Warum gibt's sowas nicht auch in Deutschland?
Also wie war der Rest vom Tag? Hab bis halb 6 nur Vorträge über das Studieren hier an der Uni gehört, was doch schon sehr ermüdend war auf die Dauer. Danach ging ich erstmal einkaufen, das Nötigste für morgen besorgen.
Leider ist das Wetter hier gerade ziemlich beschissen, regnet alle 2 Stunden mal wie aus allen Wolken, habe ich schon erwähnt, dass die Regenjacke im Schrank hängt? in Deutschland? Naja, muss mir eh noch ein Haufen Zeugs nachschicken lassen, weil 20kg Fluggepäck echt zu wenig sind.
Soderle, ist schon wieder mehr geworden als ich eigentlich schreiben wollte. Wer liest das überhaupt? Egal, bis dann, gute Nacht!
Tag der Ankunft
Es war ein verdammt langer Tag. Bin morgens gegen 5 Uhr aufgestanden und nach einem Earl Grey mit Milch nach Frankfurt/Hahn gefahren. Um halb 8 rum sind meine Eltern und ich dann dort endlich angekommen. Kaum das Terminal betreten ist uns gleich die Hepper Familie mit Daniel & Claudia über den Weg gelaufen mit denen wir dann gleich nochmal richtig frühstückten.
Um kurz vor 9 hieß es dann Abschieds nehmen, womit die Mütter sichtlich Probleme hatten... jaja die Mutterinstinkte, wenn die Kinder aus dem Nest fliegen... Schweden ist halt doch ein Stück weiter als Karlsruhe, aber trotzdem schön zu sehen, dass man vermisst werden wird :-)
Unser Flugzeug flog dann um halb 10 mit leichter Verspätung Richtung Schweden, hab davon aber nicht mehr viel mitgekriegt. In etwas Großem was schaukelt schlafe ich sofort ein, egal ob Zug, Bus oder Flugzeug. Also nach meinem Nickerchen bin ich dann so gegen 12 Uhr in der Nähe von Stockholm gelandet. Am Flughafen und im Flugzeug habe ich noch eine paar Deutsche kennengelernt, die auch nach Linköping gehen, kommt einem wie eine Invasion vor.
Im Terminal hatte ich dann kurz Daniel und Claudia verloren, fand sie nach 10 Minuten am Busbahnhof wieder, wo ich mich dann von Daniel, meinem treuem Freund, WG-Mitbewohner und vor allem Koch verabschiedete. Ich werde Dich schon morgen vermissen, wenn ich mir selbst was in die Pfanne hauen muss ;-)
Mit dem Bus gings dann gut eine Stunde lang nach Linköping. Eine Gruppe Ramsteiner Pfadfinder waren auch, wobei mir die relativ bald auf den Sack gingen. Haben sich eine halbe Stunde lautstark darüber unterhalten wieviele Liter ein Hektoliter hat. Nein!!! Ein Hektoliter ist nicht 100m x 100m x 100m!!!
In Linköping angekommen erreichten wir das Student Office nach kurzer Busfahrt und Fußmarsch. Dort gab's dann die übliche Bürokratie, wie das halt in der EU so ist, alles Mögliche unterschreiben, alles durchlesen, verstehen, vergessen.... in dieser Reihenfolge. Highlight war natürlich die Schlüsselübergabe, als ich dann 10min später in meinem Zimmer stand war der Tag noch besser. Habe ein richtig großes Zimmer mit eigener Dusche und WC, echt super ausgestattet. Habe ich schon erwähnt, dass ich EU Standards liebe? Ein Blick auf die EU-Steckdose und ich konnte den Adapter hübsch verpackt lassen. 230V, 50Hz, AC, man fühlt sich doch gleich wie zu Hause. Das Zimmer liegt in einem Flur von so ca. 6 Studenten, von denen ich bisher nur einen kennengelernt habe, die anderen sind wohl noch in den Semesterferien. Der Flur wiederum in einem recht großem Studentenhaus, was in einer, und jetzt kommt's, Studentenstadt (Ryd) liegt. Also ein ganzes Viertel voller Studenten, mal schauen wie es sich hier so wohnt.
Nach dem Einräumen, Internetverbindung herstellen (wichtig!!!) gings dann mit so sieben, acht Deutschen Richtung Grillparty, wo mir der Vergleich mit der Invavsion wieder in den Kopf ging. Es waren ein Haufen Deutsche da, man hat anfangs fast kein Wort Englisch oder Schwedisch gehört. Mit der Zeit ließ das aber nach, ich glaube wir sind einfach die Pünklichsten ;-) So an anderen Nationalitäten sind vor allem noch die Franzosen vertreten, bei denen ich dann in einer Gruppe war. Es gab einen kleinen Wettbewerb und ratet mal welche Gruppe gewonnen hat??? Genau unsere Franzosen-Deutsche Gruppe, ein Sieg quasi für die Deutsch-Französische Nachbarschaft! Als Gewinn gab's für jeden eine Linköping Tasse, woraus ich ab morgen meinen Tee schlürfen werde.
Gegen 11 Uhr abends, als die Stechviecher schon den Himmel verdunkelten, traten wir dann den Heimweg an. Ich war total geschafft und war froh mein neues Bett ausprobieren zu können. Schlaf.....
Um kurz vor 9 hieß es dann Abschieds nehmen, womit die Mütter sichtlich Probleme hatten... jaja die Mutterinstinkte, wenn die Kinder aus dem Nest fliegen... Schweden ist halt doch ein Stück weiter als Karlsruhe, aber trotzdem schön zu sehen, dass man vermisst werden wird :-)
Unser Flugzeug flog dann um halb 10 mit leichter Verspätung Richtung Schweden, hab davon aber nicht mehr viel mitgekriegt. In etwas Großem was schaukelt schlafe ich sofort ein, egal ob Zug, Bus oder Flugzeug. Also nach meinem Nickerchen bin ich dann so gegen 12 Uhr in der Nähe von Stockholm gelandet. Am Flughafen und im Flugzeug habe ich noch eine paar Deutsche kennengelernt, die auch nach Linköping gehen, kommt einem wie eine Invasion vor.
Im Terminal hatte ich dann kurz Daniel und Claudia verloren, fand sie nach 10 Minuten am Busbahnhof wieder, wo ich mich dann von Daniel, meinem treuem Freund, WG-Mitbewohner und vor allem Koch verabschiedete. Ich werde Dich schon morgen vermissen, wenn ich mir selbst was in die Pfanne hauen muss ;-)
Mit dem Bus gings dann gut eine Stunde lang nach Linköping. Eine Gruppe Ramsteiner Pfadfinder waren auch, wobei mir die relativ bald auf den Sack gingen. Haben sich eine halbe Stunde lautstark darüber unterhalten wieviele Liter ein Hektoliter hat. Nein!!! Ein Hektoliter ist nicht 100m x 100m x 100m!!!
In Linköping angekommen erreichten wir das Student Office nach kurzer Busfahrt und Fußmarsch. Dort gab's dann die übliche Bürokratie, wie das halt in der EU so ist, alles Mögliche unterschreiben, alles durchlesen, verstehen, vergessen.... in dieser Reihenfolge. Highlight war natürlich die Schlüsselübergabe, als ich dann 10min später in meinem Zimmer stand war der Tag noch besser. Habe ein richtig großes Zimmer mit eigener Dusche und WC, echt super ausgestattet. Habe ich schon erwähnt, dass ich EU Standards liebe? Ein Blick auf die EU-Steckdose und ich konnte den Adapter hübsch verpackt lassen. 230V, 50Hz, AC, man fühlt sich doch gleich wie zu Hause. Das Zimmer liegt in einem Flur von so ca. 6 Studenten, von denen ich bisher nur einen kennengelernt habe, die anderen sind wohl noch in den Semesterferien. Der Flur wiederum in einem recht großem Studentenhaus, was in einer, und jetzt kommt's, Studentenstadt (Ryd) liegt. Also ein ganzes Viertel voller Studenten, mal schauen wie es sich hier so wohnt.
Nach dem Einräumen, Internetverbindung herstellen (wichtig!!!) gings dann mit so sieben, acht Deutschen Richtung Grillparty, wo mir der Vergleich mit der Invavsion wieder in den Kopf ging. Es waren ein Haufen Deutsche da, man hat anfangs fast kein Wort Englisch oder Schwedisch gehört. Mit der Zeit ließ das aber nach, ich glaube wir sind einfach die Pünklichsten ;-) So an anderen Nationalitäten sind vor allem noch die Franzosen vertreten, bei denen ich dann in einer Gruppe war. Es gab einen kleinen Wettbewerb und ratet mal welche Gruppe gewonnen hat??? Genau unsere Franzosen-Deutsche Gruppe, ein Sieg quasi für die Deutsch-Französische Nachbarschaft! Als Gewinn gab's für jeden eine Linköping Tasse, woraus ich ab morgen meinen Tee schlürfen werde.
Gegen 11 Uhr abends, als die Stechviecher schon den Himmel verdunkelten, traten wir dann den Heimweg an. Ich war total geschafft und war froh mein neues Bett ausprobieren zu können. Schlaf.....
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