Als es in Schweden noch Mode war Helme mit langen Hörnern zu tragen und massenweise Bier aus den Selbigen zu trinken, ging einiges drunter und drüber. Während Alkohol viele Menschen eher lustig oder träge macht, wurden die Schweden zu dieser Zeit ziemlich aggressiv durch das heilige Gebräu. Sturzbetrunken schafften sie es Finnland und große Teile von Europa einzunehmen, sogar München soll dazu gehört haben, klar bei dem guten Bier. Es muss eine herrliche Zeit gewesen sein, so brandschatzend wie Hägar, der Schreckliche, durch die Landen zu ziehen. Echte Männer mit Vollbärten, die morgens mit dickem Kopf aufstehen, um dann laut brüllend neues Land zu erobern, Angst vor niemanden außer vielleicht vor der eigenen Frau. Das ist heute alles Geschichte.
Irgendwann kam nämlich jemand aus mir unerfindlichen Gründen auf die Idee den Alkohol staatlich und zu völlig überteuerten Preisen zu verkaufen. Und urplötzlich wurden die Schweden friedlich, handzahm und verloren die meisten Gebiete wieder. Eine wissenschaftliche Erklärung gibt es dafür natürlich nicht. Ich habe die Vermutung, dass die Schweden so eine Art Chaosgen in sich tragen, dass bei starkem Alkoholgenuss aktiviert wird. Ohne Alkohol sind sie wie Popeye ohne Spinat, friedlich und neutral. Viele Schweden sind heutzutage sogar überzeugte Antialkoholiker, unglaublich aber ich habe schon Studenten getroffen, die keinen Schluck Alkohol trinken. In Bayern würde man dafür exmatrikuliert werden und das mit Recht! Trotzdem nimmt der Alkohol bei Einigen immernoch einen hohen Stellenwert ein und das vor allem wegen des hohen Preises. Bei Alkohol hört hier die Freundschaft auf, lautet die Devise. Auf Korridorparties aber auch auf Geburtstagen und Parties im Kleinen bringt jeder seinen eigenen Stoff mit und nimmt den Rest wieder nach Hause. Ein Schwede, der einem auf einer Party ein Bier aus gibt, kann man mit Fug und Recht als Freund für's Leben bezeichnen.
Und wie sieht die Alkoholbeschaffung in Schweden also aus? Zum einen darf vor 12 Uhr Mittags kein Alkohol ausgeschenkt werden, Weißwurstfrühstück mit Bier kann man also vergessen. In Läden und Supermärkten werden nur Getränke mit bis zu 3.5% Alkohol verkauft, natürlich nur an Personen über 18 Jahren. Für den härteren Stoff wozu hier auch das normale Bier gehört, das nicht wie Wasser schmeckt, muss man in das Systembolaget gehen, wo sie einem dann so richtig das Geld aus den Taschen ziehen. Dafür muss man übrigens mindestens 20 Jahre alt sein und die kontrollieren sogar einen alten Hund wie mich noch ab und zu. Ein richtig geiles Werbevideo vom Systembolaget findet man übrigens hier. Die wollen auch noch den Rest von Europa von ihrem System überzeugen. Ich finde es ja klasse von den Schweden solche fortschrittlichen Dinge wie das Bildungsystem, die Gleichberechtigung und das Gesundheitssystem zu übernehmen aber den teuren Alkohol? Ich meine man muss nicht jedem Trend hinterrennen, wenn man überhaupt von einem Trend reden kann, bis jetzt sind nämlich nur die Norweger dabei.
Was mich aber wirklich am meisten wundert ist, dass wenn man einen Schweden fragt ob er eine Partei wählen würde, die sich für die Abschaffung des staatlichen Alkoholmonopols einsetzt, man dann die schlichte Antwort Nej, also Nö kriegt. Die finden das toll hier, weil es ja so vernünftig ist und jeder Angst hat, dass Schweden wieder im Chaos versinken würde, wenn es das arm machende Systembolaget nicht gäbe. Also ich denke, selbst wenn es vielleicht mal häufiger einen Krieg gäbe als sonst, sollte man es einfach auf einen Versuch ankommen lassen. So schlimm wird es schon nicht kommen!
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1 Kommentar:
Danke Konrad für die Ergänzung des historischen Hintergrunds!
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