Sonntag, Oktober 29, 2006

Platå & Sjukhus Festen

Freitag Abends war ich mit Mats und Jan Erik von meinem Flur in der Stadt unterwegs. Es war das erste Mal, dass wir etwas außerhalb des Flurs zusammen unternommen haben und somit ein riesen Fortschritt. Obwohl alle Schweden auf meinem Flur sehr freundlich sind, geht das alles nur bis zu einem gewissen Grad, man bleibt hier meistens distanzierter als in Deutschland. In den letzten Monaten z.B. habe ich häufig vorgeschlagen mal zusammen auf eine Kravall oder ins Herrgår'n zu gehen, einfach um mal etwas außerhalb des Korridors zu unternehmen, was nie wirklich Anklang fand und am letzten Freitag erstmals klappte.
Wir gingen also Freitags erst in eine Pizzeria und dann ins Platå, was eine eher gehobene Kneipe in Linköping ist. Bei den hohen Preise, 5,- € pro 0,4 Bier, würde man am liebsten laut losheulen, aber man hat ja dann das Bier um den Schmerz des Geldverlustes darin zu ertränken, was nicht wirklich klappte. Ich habe genau ein Bier in zwei Stunden getrunken, wahrscheinlich ist in der Zeit mehr verdunstet als in meiner Kehle gelandet ist aber für ein zweites Bier war ich einfach zu geizig. Das große Highlight an dem Abend und der eigentliche Grund in so einer teuren Kneipe rumzuhängen war der Auftritt von Michael, seiner Freundin Anna und deren neuer Jazz Band. Die Musik war wunderbar und das obwohl die Band an dem Abend das erste Mal zusammen spielte, jep, keine Probe zuvor, so unglaublich das klingen mag aber Michael behauptet das steif und fest und Schweden sind wie Vulkanier, die lügen nicht.Danach haben wir den Abend dann noch im Wohnzimmer mit ein paar Bier ausklingen lassen.
Samstags war ich dann auf dem Sjukhus Festen ("das Krankenhaus Fest"), einer Party von den Medizinstudenten, die im Nationernas Hus ("das Haus der Nationen") stattfand. Es wurde wirklich was geboten, viele Räume mit unterschiedlichen Musikrichtungen, Themenbars und einfach gute Stimmung, was daran lag, dass wirklich viel los war, weit mehr als auf den Kravallen, die meistens im Kårallen auf dem Campus gefeiert werden.Ich hatte ja den ganzen Abend die Hoffnung, dass die Party bis 3 Uhr nach Winterzeit und somit länger ginge aber leider war der Spaß schon um 3 Uhr nach Sommerzeit vorbei.

Sonntag, Oktober 22, 2006

International Sittning

Am Samstag war ich Abends auf einem International Sittning im Nationernas Hus (das Haus der Nationen). Veranstaltet wurde das Ganze von Hybris, der Fachschaft für Studenten, die eine Fremdsprache außer Englisch lernen. Englisch spricht hier eh jeder, das zählen die hier gar nicht als Fremdsprache.
Was ziemlich krass war an dem Abend war der Dresscode für Männer, nämlich dunkler Anzug. Zum Glück habe ich mir vor einer Woche von Daniel S. meinen Anzug mitbringen lassen. Übrigens der Gleiche, der mir schon auf dem Abiball und diversen Hochzeiten von Bekannten und Verwandten treue Dienste geleistet hat. Demnächst muss ich mich von dem Fetzen aber trennen, die Hose und der Kragen waren ja sowas von eng. Da habe ich nun 230 SEK (25,- €) für das Essen bezahlt und konnte nur kleine Bissen nehmen und mich nur halb satt essen, weil mir sonst Kragen und Hose geplatzt wären. Ob man jetzt daraus schließen kann, dass ich in den letzten 5 Jahren dicker geworden bin? Nein, woher denn, ich bin einfach noch etwas gewachsen, dass wir uns da verstehen!In dem großen Festsaal waren die Austauschstudenten dann so aufgeteilt, dass man jeweils mit vielen Schweden am Tisch saß, die die eigene Sprache als Fremdsprache lernen. Wobei es schon bewundernswert ist wie gut die dann Deutsch können. Der Schwede und die zwei Schwedinnen, die in meiner Nähe saßen, sprachen verdammt gut Deutsch und mussten mir ständig die schwedischen Ankündigungen der Toastmaster übersetzen. Mit meinem Schwedisch komme ich echt noch nicht weit.
Wirklich klasse war also an dem Abend, dass man noch ein paar nette Leute aus Schweden kennen lernte, wo man doch normalerweise fast nur mit Austauschstudenten rumhängt.Das Essen war übrigens sehr lecker, wenn es auch nur kaltes Buffet war, dazu dann noch eine Glas Sekt und eine halbe Flasche Rotwein. So schnell ist man 25,- € los in Schweden, zumal wir für die Afterparty in dem Pub im gleichen Gebäude nochmal 4,- € zahlen mussten. Da gab es dann so ganz Clevere wie Kathrin und Steffen die sich den frischen Stempelabdruck von jemanden einfach auf den eigenen Unterarm kopierten. Bei sowas reagiere ich einfach zu langsam, bis ich anfing mich mal um einen Stempel zu kümmern hatte schon jeder einen. "Was die Beiden können kann ich schon lange", dachte ich mir, ging zur Bar und wartete bis das Barmädchen mal etwas abgelenkt war. Ein schneller Griff hinter die Bar nach dem Stempel und schwups hatte ich einen auf dem Unterarm. War leider doch zu langsam, das Barmädchen kam gerannt, grinste mich siegreich mit diesem "Hab' dich ertappt!"-Blick an und meinte "40 Kronen!". Naja, man weiß ja wann man verloren hat und ein Versuch war es wert. Im Nachhinein kann ich froh sein, dass ich für die Aktion nicht raus geflogen bin, was laut Mats normal gewesen wäre. Wahrscheinlich hatte das Barmädchen einfach Mitleid mit mir, bin ja Deutscher, was kann ich also für meine schlechte Erziehung? oder liegt's an den Genen? Egal, der Pub nach dem Sittning (also dem Speisen) war ganz ok, wurde später dann zur Disko umfunktioniert, wo wieder nur olle Musik gespielt wurde. Ich habe von Musikrichtungen ja relativ wenig Ahnung aber irgendwas machen die hier falsch, da zumindest alle Franzosen und Deutsche die Musik, die hier in den meisten Discos gespielt wird, einfach schlecht finden. Ganz lustig war es dann trotzdem noch wenn auch nicht so gut, als dass ich länger als eins bleiben wollte.

Dienstag, Oktober 17, 2006

Besuch aus der Heimat

Letzten Freitag Morgen kam mich mein alter Freund Daniel S. aus der alten Heimat besuchen. Ich holte ihn gegen ein Uhr morgens am Bahnhof in Linköping ab. Nach einer freundschaftlichen Begrüßung machten wir uns zu Fuß auf den Heimweg nach Ryd, Busse fuhren leider nicht mehr. Zeitansatz für die Strecke dachte ich mir so 45 Minuten zu Fuß (hinzus bin ich mit dem Rad gefahren) am Ende wurden aber 2.5 Stunden draus, weil ich dachte, man könnte doch Mal eine Abkürzung ausprobieren. Eigentlich habe ich ja eine Orientierung wie ein alter Seefahrer aber irgendwas hat an dem Abend mit dem Sternenhimmel nicht gestimmt, anders kann ich mir das nicht erklären. Da man sich nach so langer Zeit viel zu erzählen hat, war der unfreiwillige Umweg aber nicht sonderlich tragisch.Freitags Mittags wurden wir von Kathrin zum Essen eingeladen, es gab Lachs mit Reis, sehr lecker! Abends waren wir dann im Herrgår'n, wo es leider nicht so klasse war. Es war sehr wenig los und wir sind schon gegen halb eins wieder nach Hause gegangen, weil wir am nächsten Morgen um 5 Uhr schon wieder raus und in Richtung Stockholm los mussten. Um 7 Uhr ging der vollbesetzte Bus vom Bahnhof ab. Ich schlief nach 10 Minuten wie immer ein, um diesmal aber nach kurzer Zeit frierend wieder aufzuwachen. Irgendwas war an der verdammten Klimaanlage kaputt, in dem Bus war nahezu Außentemperatur. Jeder saß mit Jacke, Mütze und Schaal da, wir waren kurz davor uns aus einigen Sitzen ein kleines Lagerfeuer zu machen. Den Busfahrer ließ das Ganze ziemlich kalt, er erzählte uns irgendwas Unverständliches von einem technischen Defekt. Wie auch immer, wir kamen gegen 10 gut gekühlt in Stockholm an und fingen an die Stadt zu besichtigen, für mich ist es ja schon das dritte Mal. Dadurch konnte ich dann auch meinen Ruf als ehemaliger Pfadfinder wieder etwas aufbessern, mittlerweile kenne ich in der Innenstadt jede Ecke und vor allem jede echte Abkürzung.
Gegen Abend checkten wir dann ins Hotel Hepper ein. Eine Übernachtung mit Abendessen und Frühstrück für nur drei Dosen Bier, unschlagbar günstig. Frisch gestärkt gingen wir dann auf eine Preparty bei einer Truppe Spanier, um uns dort dann für den Abend breit, äh bereit zu machen. Nachdem dann gegen 10 alle da und vor allem gut angeheitert waren, fuhren wir dann in die Innenstadt in einen Club. Einer der Spanier war wieder so besoffen, dass er nicht in den Club reinkam, welcher klar denkende Mensch... Moment, falscher Satzanfang, welcher Depp kommt nur auf die Idee eine Wache dumm anzulabern wenn man doch eigentlich in den Club rein will und nicht rausfliegen. Naja, jeder ist sich selbst der Nächste, wir gingen dann halt ohne die Spanier in den Club, der echt der Hammer war. Von den Dreien, die ich bisher aus Stockholm kenne klar der Beste. Einziger Haken war, dass die schon um 3 Uhr morgens dicht machten, zumindest konnten wir dann noch mit der letzten U-Bahn heimfahren.
Sonntags schlenderten wir dann noch etwas durch die Stadt und schlugen etwas Zeit tot. Wenn ich das nächste Mal nach Stockholm gehe, dann nur noch wegen dem Nachtleben, von der Stadt habe ich echt genug gesehen. Gegen 6 Uhr abends fuhren wir dann in einem wohl temperierten Bus zurück nach Linköping, wo an dem Abend nichts mehr großartig los war.
Montags Mittags mussten wir uns dann schon wieder verabschieden, das Wochenende war spitze, ging aber verdammt schnell rum.
Abends dann holte ich noch mit meinen Mitbewohnern die versäumte Sonntagsfika nach.Wir sind schon ein lustiger Haufen :-)

Donnerstag, Oktober 12, 2006

Systembolaget

Als es in Schweden noch Mode war Helme mit langen Hörnern zu tragen und massenweise Bier aus den Selbigen zu trinken, ging einiges drunter und drüber. Während Alkohol viele Menschen eher lustig oder träge macht, wurden die Schweden zu dieser Zeit ziemlich aggressiv durch das heilige Gebräu. Sturzbetrunken schafften sie es Finnland und große Teile von Europa einzunehmen, sogar München soll dazu gehört haben, klar bei dem guten Bier. Es muss eine herrliche Zeit gewesen sein, so brandschatzend wie Hägar, der Schreckliche, durch die Landen zu ziehen. Echte Männer mit Vollbärten, die morgens mit dickem Kopf aufstehen, um dann laut brüllend neues Land zu erobern, Angst vor niemanden außer vielleicht vor der eigenen Frau. Das ist heute alles Geschichte.
Irgendwann kam nämlich jemand aus mir unerfindlichen Gründen auf die Idee den Alkohol staatlich und zu völlig überteuerten Preisen zu verkaufen. Und urplötzlich wurden die Schweden friedlich, handzahm und verloren die meisten Gebiete wieder. Eine wissenschaftliche Erklärung gibt es dafür natürlich nicht. Ich habe die Vermutung, dass die Schweden so eine Art Chaosgen in sich tragen, dass bei starkem Alkoholgenuss aktiviert wird. Ohne Alkohol sind sie wie Popeye ohne Spinat, friedlich und neutral. Viele Schweden sind heutzutage sogar überzeugte Antialkoholiker, unglaublich aber ich habe schon Studenten getroffen, die keinen Schluck Alkohol trinken. In Bayern würde man dafür exmatrikuliert werden und das mit Recht! Trotzdem nimmt der Alkohol bei Einigen immernoch einen hohen Stellenwert ein und das vor allem wegen des hohen Preises. Bei Alkohol hört hier die Freundschaft auf, lautet die Devise. Auf Korridorparties aber auch auf Geburtstagen und Parties im Kleinen bringt jeder seinen eigenen Stoff mit und nimmt den Rest wieder nach Hause. Ein Schwede, der einem auf einer Party ein Bier aus gibt, kann man mit Fug und Recht als Freund für's Leben bezeichnen.
Und wie sieht die Alkoholbeschaffung in Schweden also aus? Zum einen darf vor 12 Uhr Mittags kein Alkohol ausgeschenkt werden, Weißwurstfrühstück mit Bier kann man also vergessen. In Läden und Supermärkten werden nur Getränke mit bis zu 3.5% Alkohol verkauft, natürlich nur an Personen über 18 Jahren. Für den härteren Stoff wozu hier auch das normale Bier gehört, das nicht wie Wasser schmeckt, muss man in das Systembolaget gehen, wo sie einem dann so richtig das Geld aus den Taschen ziehen. Dafür muss man übrigens mindestens 20 Jahre alt sein und die kontrollieren sogar einen alten Hund wie mich noch ab und zu. Ein richtig geiles Werbevideo vom Systembolaget findet man übrigens hier. Die wollen auch noch den Rest von Europa von ihrem System überzeugen. Ich finde es ja klasse von den Schweden solche fortschrittlichen Dinge wie das Bildungsystem, die Gleichberechtigung und das Gesundheitssystem zu übernehmen aber den teuren Alkohol? Ich meine man muss nicht jedem Trend hinterrennen, wenn man überhaupt von einem Trend reden kann, bis jetzt sind nämlich nur die Norweger dabei.
Was mich aber wirklich am meisten wundert ist, dass wenn man einen Schweden fragt ob er eine Partei wählen würde, die sich für die Abschaffung des staatlichen Alkoholmonopols einsetzt, man dann die schlichte Antwort Nej, also Nö kriegt. Die finden das toll hier, weil es ja so vernünftig ist und jeder Angst hat, dass Schweden wieder im Chaos versinken würde, wenn es das arm machende Systembolaget nicht gäbe. Also ich denke, selbst wenn es vielleicht mal häufiger einen Krieg gäbe als sonst, sollte man es einfach auf einen Versuch ankommen lassen. So schlimm wird es schon nicht kommen!

Dienstag, Oktober 10, 2006

Vårdcentral

Über das Wochenende ging nicht wirklich was, d.h. ich hab nichts unternommen, die üblichen Korridorparties fanden natürlich trotzdem statt. Seit letzten Donnerstag habe ich Halsschmerzen, anfangs nur leicht, nach meinen Desinfektionsversuchen von Innen auf der Intervallen, dann stärker. Alkohol ist halt nur ein symptomatisches Medikament, man säuft bis man denkt man ist geheilt und am nächsten Morgen geht es einem noch schlechter. Nach nun 5 Tagen ohne merklicher Verbesserung und drei Nächten mäßigen Schlafes habe ich mich dann heute dazu entschlossen mal doch einen Arzt aufzusuchen. Schließlich habe ich extra noch eine Auslandskrankenversicherung für den Aufenthalt hier in Schweden abgeschlossen. Also Morgens gleich zu dem Vårdcentral geradelt, um mir dort mal in den Hals schauen zu lassen, aber erstmal langsam, wir sind hier schließlich in Schweden, nichts geht einfach so ohne langes Vorgeplänkel. Die Dame am Empfang gab mir erstmal eine Telefonnummer, wie kam ich nur auf die Idee ich könnte einen Termin direkt vorort ausmachen? Nein, so geht das nicht. Also aus dem Gebäude raus und die Nummer angerufen, dort dann die Telefonnummer hinterlassen und gewartet. Irgendwann ein paar Stunden später wurde ich dann angerufen und konnte einen Termin ausmachen, juhuu. Mittags dann um halb zwei wieder in der Vårdcentral wurde ich dann von einem Medizinstudenten untersucht. Das Medizinstudium ist hier sehr praktisch, die lassen ihre Zöglinge schon nach einem halben Jahr an lebendigen Fleisch rumdoktern, vor allem an Austauschstudenten :-) Nach einer Weile rief der dann eine männliche Krankenschwester und erzählte dem meine Geschichte. Dieser rief einen richtigen Arzt, dem er wiederum alles erzählte, praktisch Schneckenpost bei Ärzten, über den Sinn lässt sich wahrlich streiten. Der Arzt ordnete erstmal noch eine Untersuchung im Labor an, was recht schnell erledigt war. Ich musste mich dann wieder in das Wartezimmer setzen und bekam von dem Medizinstudenten gesagt, dass ich nach 10min die Ergebnisse kriege. Darauf verschwand der Selbige und wart nicht mehr gesehen für mehr als eine Stunde. Nach mehrfachen Nachfragen bei der Empfangsdame ließ sich der Typ doch mal wieder blicken, hat der mich doch glatt vergessen! Der Labortest fiel negativ aus also positiv für mich weshalb ich trotz geschwollener Mandeln wohl nur ein Simulant bin und sich das von alleine wieder gibt. Na schön, krieg ich wenigstens was Nettes aufgeschrieben damit ich mir nachts nicht die Seele aus dem Leib röchle?
"Na dafür gibt's die Apotheke."
"War ich schon! Die haben mir was gegeben was nicht hilft!"
"Nochmal hingehen, die haben davon mehr Ahnung als ich."
Na schön, da bin ich ja wieder genau an den Richtigen geraten, ohne Medikamente zog ich von dannen.
Wieder daheim kurz noch was erledigt und mir eine Pizza Thunfisch gemacht. Sowas kennen die hier gar nicht, Fisch auf einer Pizza obwohl es hier so unmögliche Dinge gibt wie Kebab auf Pizza. Darum kauf ich mir immer Magaritas und belege die dann selbst. Mats, der alte Schwede, hat mir dann noch etwas Gesellschaft geleistet, wir blödeln dann immer die ganze Zeit rum.
"Hey Mats, hast du von dem Atomtest in Nordkorea gehört?"
"Ja, war der schon? Was sagt die USA?"
"Die finden's net so klasse, wollen wohl ein paar Strafen verhängen."
"Oh, das ist gefährlich, vielleicht fängt Nordkorea dann den 3. Weltkrieg an."
"Ja wär doch klasse. Das erste Mal, dass wir Deutsche nicht anfangen!"
"Stimmt! Aber wetten, dass Deutschland am Ende doch wieder die Kriegsschuld kriegt?"
Ja uns ist kein Thema zu heikel, um darüber blöde Sprüche zu kloppen. Den Schweden auf meinem Flur musste ich anfangs erst sagen, dass ich keine Probleme habe wenn sie in meiner Gegenwart über den 2. Weltkrieg reden wollen. Irgendwie gilt auch hier die Devise "Don't mention the war!" wenn Deutsche in der Nähe sind.

Samstag, Oktober 07, 2006

Intervallen

Letzten Donnerstag war eine besondere Kravall die Intervallen. Die Kravall wurde hauptsächlich von den internationallen Studenten organisiert, daher auch der Name Intervallen, wobei das en am Ende immer die bestimmte Form im Schwedischen ist. Es gab sechs verschiedene Bars aus verschiedenen Ländern mit den jeweiligen Spezialitäten. Die Deutschen hatten Erdinger Weißbier und Currywurst, die Franzosen Crêpes und Rotwein, dann gab es noch eine spanische, italienische, russische und finnische Bar. Trotz ausverkaufter Tickets war leider etwas wenig los auf der Party, der große Mensasaal blieb über den Abend schon ziemlich leer. Das liegt wohl an den schwedischen Brandschutzbestimmungen. Trotzdem war die Stimmung sehr gut, ich war übrigens echt froh, dass ich an dem Abend nicht arbeiten musste. Vor einigen Wochen als man sich für eine Bar eintragen musste war ich an dem Tag gerade in Stockholm und hatte einem Kumpel gesagt er solle mich für irgendwas eintragen. Der bekam nur noch eine Stelle für sich selbst, ich ging leer aus, was dann aber mehr als ok war nachdem ich mitbekam wie hier in Schweden Parties organisiert werden. Zum einen trifft man sich andauernd vor der Party und bekommt irgendwelche Sicherheitsbelehrungen und Einweisungen wie eine Party so abzulaufen hat. Da gibt es dann auch so tolle Vorschriften wie, dass die Leute in der Küche nie abgelöst werden dürfen und praktisch 12 Stunden lang in der Küche arbeiten. 12 Stunden? Ja genau, so lange gehen hier die Schichten. Von Mittags 5 Uhr bis morgens um 5 Uhr wird gearbeitet. Mit etwas Glück wechseln die Arbeiten, die man zu tun hat stündlich, aber man ist 12 Stunden beschäftigt und darf keinen Schluck Alkohol während der Zeit trinken. Das wird von einem schwedischen Aufpasser kontrolliert. Das Alles ist also nicht mit den typischen Studentenparties in Deutschland zu vergleichen, wo man maximal eine 3 Stundenschicht hat und am Ende der Schicht praktisch aus der Bar rausgetragen wird, weil man selbst soviel getrunken hat. Dafür gibt es dann aber generell Dankeschön-Parties für die Helfer auf einer Kravall, was es trotzdem nicht ausgleicht, mir gefällt das deutsche System schon besser :-)
Alles in Allem war es aber wieder eine klasse Kravall!

Mittwoch, Oktober 04, 2006

Ein Wochenende mit den Eltern

Letzten Freitag kamen meine Sponsoren, ähh Eltern zu Besuch noch mit einer Freundin von meiner Mutter im Schlepptau. Obwohl ich erst seit zwei Monaten weg bin, war es trotzdem schön die Beiden mal wiederzusehen. Die Zwei können halt einfach nicht ohne mich und so lange sie jedesmal zehn Liter harten Stoff mitbringen sind sie hier mehr als willkommen :-) Mit drei Flaschen Whiskey, Ramazzotti und gutem Pfälzer Wein von meiner Tante und Onkel (Altes Schlößchen) komme ich hier den nächsten Monat gut über die Runden.
Für die erste Nacht hatte ich leider kein günstiges Hotel gefunden, war alles ausgebucht, so schliefen die Drei in meinen 16m² Zimmer und ich machte es mir auf meinem kleinen Stück Flur bequem. Zum Glück war das alles nur für die allererste Nacht, hatte nicht viel geschlafen, weil es einfach zu unbequem war mit den Füßen an der Tür und dem Kopf auf der Türschwelle. Am nächsten Tag habe ich die Drei dann auf einem Campingplatz mit Holzhütten einquatiert was hier in Schweden die einzigst günstige Möglichkeit ist jemanden unterzubringen. Nicht gerade komfortabel, halt einfach zwei Doppelbetten, einen Schrank, Kühlschrank und die obligatorische Kaffeemaschine mit vier Tassen, klar wir sind ja in Schweden.
Über das Wochenende schauten Vater, Mutter und Freundin sich dann die Innenstadt von Linköping und den Alstadtteil Gamla Linköping an während ich noch einiges für die Uni zu tun hatte. Vor allem meinem schwedischen Teamkollegen in den Arsch treten, weil er seinen Teil unseres Projekts bis Montag hatte abgeben müssen. Die Schweden sind ja im Allgemeinen ein verdammt diszipliniertes und fleißiges Völkchen aber natürlich gibt es auch hier Ausnahmen wie z.B. mein Teamkollege von dem ich eigentlich ständig nur genau vier Worte höre, wenn ich ihn etwas frage - "I have no idea!", was natürlich unglaublich hilfreich ist. Aber was soll's, nur noch ein Lab muss ich irgendwie überstehen.
Dienstag morgens sind wir vier dann mit dem Bus nach Stockholm gefahren, um uns dort noch etwas umzuschauen. Ich war ja gerade vor ein paar Wochen schonmal dort gewesen und habe mich deshalb als Stadtführer zur Verfügung gestellt, was doch recht schnell stressig wurde. Meine Mutter und ihre Freundin haben an jeder Straßenecke etwas Bemerkenswertes gefunden worüber man erstmal diskutieren musste und das natürlich ohne dabei weiterzugehen. Wie war das nochmal mit Frauen und der besonderen Fähigkeit mehrere Dinge gleichzeitig zu machen? Über 40 geht die wohl verloren. Mein Vater und ich schauten uns mehr als einmal mit diesem "Ich weiß, was du gerade denkst!"-Blick an. Wir standen das alles zwar zähneknirschend aber uns sonst nichts weiter anmerken lassend durch und zum Glück gibt es in Stockholm diese Citytour Busse. Da gaben wir die beiden dann ab und gingen erstmal einen Kaffee trinken mit den üblichen Männergesprächen.
Gegen Abend kehrten wir dann noch in ein Restaurant ein, wo ich mein erstes Rumpsteak seit zwei Monaten aß. Danach trafen wir Daniel und gingen mit ihm noch einen Kaffee trinken bevor wir wieder zum Bus nach Linköping mussten.
Mittwochs war dann der Tag des Abschieds, es war ein echt nettes Wochenende mit meinen Eltern.