Freitag, Mai 25, 2007

SOF 2007

Die SOF 2007 (Student Orkester Festivalen), das größte Festival in Skandinavien welches jedes Jahr abwechselnd in Linköping und Uppsala ausgetragen wird, ist vor ein paar Tagen zu Ende gegangen und hat tiefe Spuren auf den Gesichtern der Studenten hinterlassen. Mit einem immer noch vorhandenen Schlafdefizit aber glücklich, schleppte man sich Montag Morgens wieder an die Uni. Die letzten fünf Tage waren die beste Party, die Schweden zu bieten hat.
Auf einem riesigen Parkgelände mit fünf Bühnen stellten meist studentische Hochschulgruppen ihr musikalisches Können unter Beweis bei donnerten Beifall. Dazu gab es noch einige Discoräume, die man aufsuchen konnte wenn man von der Orchestermusik genug hatte, was nicht wirklich häufig vorkam. Neben dem musikalisch Gebotenen, gab es noch wie auf einem Straßenfest Hüpfsburgen, ein Bällebad und andere Vergnügungen aus der Jugend. Hand aufs Herz, wer hätte nicht Lust nochmal ein Kind zu sein für einen Tag.
Ein weiteres Highlight der SOF war eine Parade durch die Stadt. Das Thema der Parade war Amerika, deshalb waren auf den meisten Wägen der Studenten verschiedene amerikanische Klischees stilisiert. Gekonnt wurde Spaß mit so manchem Denkanstoß kombiniert. Wettertechnisch hatten wir echtes Glück, fünf Tage lang Sonne und dabei wahnsinning abfeiern, was will man mehr?
Noch lange werde ich an dieses Fest zurückdenken, vielleicht schaue ich auch einfach nächstes Jahr in Uppsala mal vorbei :-) Es wundert einen schon sehr wie es den Studenten in Schweden möglich ist etwas so großes so reibungslos auf die Beine zu stellen.
Hier ein paar ungeordnete Bilder von dem Spektakel, die leider die Wahnsinnsstimmung nur unzureichend vermitteln.
SOF 2007

Noch ein paar Bilder findet man hier.

Montag, Mai 14, 2007

Grand Prix Eurovision

Über das Wochenende war ich zum zweitletzten Mal zu Besuch bei Daniel in Stockholm. Gleich nach meiner Ankunft Samstag Mittags gingen wir erstmal gemütlich einen Kaffee trinken, es war sogar warm genug um draußen zu sitzen. Dabei dann die üblichen Gespräche, was alles passiert ist, wie komisch doch manchmal die Schweden sind und hauptsächlich darüber, dass wir beide nur noch knappe 6 Wochen in diesem Land verbringen werden.
Danach bei Daniel in der Wohnung, gab es dann wieder etwas Leckeres zu essen, was mit einer der Hauptgründe dafür ist, dass ich Daniel häufig besuche. Nach Wochen endlich mal wieder was Richtiges zu essen.
Frisch gestärkt machten wir uns dann mit ein paar weiteren Deutschen auf zu einem Schweden, der eine Einweihungsparty für uns schmiss. Er und seine amerikanische Freundin haben eine Wahnsinns Wohnung in Södermalm, einem der teuersten Viertel in Stockholm bezogen. Die gerade neu renovierte Wohnung in einem Altbau kann sich wirklich sehen lassen, hohe Decken, Parkettboden, eine Küche aus Edelstahl (alles von Siemens) und alle Arbeitsflächen aus edlem Stein. Ich war nur kurz verwundert als er uns später Häppchen mit Kaviar servierte und der Alkohol war, Schweden untypisch, auch reichlich für alle da.
Bald war die Wohnung gefüllt, es wurde viel erzählt und dabei nebenbei noch den Grand Prix Eurovision geschaut. Am Ende bei der Auszählung der Punkte, die Türkei hatte gerade 12 Punkte an Armenien gegeben, da meint der anwesende Türke trocken: "Oh, sorry wegen dem Völkermord aber hier sind 12 Punkte!". Ich hab mich darüber fast kaputt gelacht, natürlich hatte auch er es witzig gemeint und wollte damit eher zum Ausdruck bringen, dass er keiner der üblichen Türken ist oder besser gesagt nicht dem Klischee entspricht. Um dem auch nochmal Nachdruck zu verleihen erzählte er uns folgenden Witz:
Als Gott sah, dass es verschiedene Religionen auf der Erde gab, wollte er die Frauen gerecht unter den großen Religionen aufteilen. Dazu brachte er alle Frauen in ein großes, weites Tal und bestellte nach einem Propheten aus jeder Religion. Sobald eilten Moses, Jesus und Mohammed herbei.
"Damit auch alles seine Ordnung hat", sagte Gott, "darf sich jeder von euch, in historischer Reihenfolge, die Frauen aussuchen."
Moses trat also in das Tal und rief: "Alle schlauen und intelligenten Frauen zu mir!"
Sie kamen und Moses zog mit den Frauen von dannen, die fortan jüdisch waren.
Nun kam Jesus an die Reihe, er rief: "Alle schönen und gut aussehenden Frauen zu mir!".
Sie kamen und folgen Jesus, von nun an wurden sie Christen genannt.
Als Letztes kam Mohammed dran, er schaute sich die übrig gebliebenen Frauen an, stutzte etwas und sagte: "Jo, zieht euch irgendwas über und dann kommt halt mit mir!"
und sie wurden Muslime.

Sehr geil oder? Nach der Einweihungsparty ging es dann weiter in die Stadt, wo wir noch etwas in einem Club abzappelten. Es war ein sehr gelungener Tag.
Am Sonntag gingen wir dann noch ein paar Runden Joggen und bald musste ich schon wieder los Richtung Linköping.

Montag, Mai 07, 2007

Labs

In Schweden legt man beim Studium wert auf viel Praxis und beschäftigt die Studenten in sogenannten Laboren (engl. Lab), was nichts weiter als praktische Übungen sind.
Zur Zeit beanspruchen mich vor allem die Labs aus meiner Vorlesung Numerical Methods for Advanced Computer Graphics und Programming Parallel Computers.
In Programming Parallel Computers lassen sie uns Studenten an Schwedens schnellsten Supercomputer ran, der es mit 1132 GFlops Ende 2003 immerhin noch auf Platz 103 der Top 500 schaffte. Die Sicherheitsvorkehrungen, um an einen Account zu kommen waren, schon etwas schärfer als üblich. Da der Cluster, also der Supercomputer, aus den USA kommt hat sich die Universität verpflichtet nur Verbündeten einen Zugang bereitzustellen. Deshalb wurde von jedem eine Kopie des Ausweises eingesammelt und geprüft. Mich hätte ja sehr interessiert was passiert wäre, wenn einer der iranischen Austauschstudenten mit ihm Kurs gewesen wäre. Oder vielleicht haben sie die schon im Voraus ausgefiltert? Wer weiß...
In dem Kurs lernen wir hauptsächlich den Umgang mit MPI, womit man Programme für Computer-Cluster schreibt und OpenMP, mit dessen Hilfe man Multicore- und Multiprozessorsysteme programmiert. Alles sehr technisch aber ich dachte ich erwähne doch mal was ich so neben den Parties treibe. Mir sind da schon so gänzlich aus der Luft gegriffene Gerüchte zu Ohren gekommen, dass ich hier gar nichts schaffen würde. Das stimmt so ganz natürlich nicht.
In Numerical Methods for Advanced Computer Graphics machen wir sogar, ganz untypisch für die Mathematik, etwas, das sich vorzeigen lässt.


Man sieht hier einen Punkt oder auch idealisierten Ball, der den Gesetzen der Schwerkraft ausgesetzt wird und sowohl am Boden als auch an dem sich bewegenden Hindernis abprallt.


Der Vogel war nur als Punktwolke vorgegeben und wurde durch parametrisierte Splines gezeichnet. Er bewegt sich entlang einer Sinuskurve und wird dabei mit Hilfe von einer Rotationsmatrix nach der jeweiligen Steigung der Sinus Funktion gedreht.

Hui, viel Fachsimpelei, ich frage mich wer bis hierhin gelesen hat. Mich beschleicht gerade die Befürchtung, dass ich damit die eh schon bescheidene Anzahl meiner weiblichen Leser weiter reduziert habe. Haltet durch, das nächste Mal gibt es wieder etwas lustigeres zu lesen!

Sonntag, Mai 06, 2007

Was mich ärgert

Da sitzt man an einem Samstag Abend zu später Stunde in geselliger Runde mit internationaler Besetzung und hängt gemeinsam seinen Gedanken nach. Bei ein paar Gläsern Wein oder auch Bier hangelt man sich von einem lauen Schwätzchen zum nächsten während die Zeit so an einem vorbeifließt. Zu fortgeschrittener Stunde lässt die Vernunft in den Diskussionen erfahrungsgemäß immer mehr von sich missen und bei uns war das keine Ausnahme. Ein Österreicher empörte sich z.B. lautstark darüber, dass jeder Österreicher alle Ausdrücke der Deutschen kenne, aber nur wenige Deutsche könnten etwas mit den einfachsten österreichischen Ausdrücken wie Jänner anfangen. Das sei nicht in Ordnung, sowas müsse geändert werden. Diesem absurden Vorschlag brachte ich die etwas spitze aber nichtsdestoweniger richtige Bemerkung entgegen, dass Deutschland nunmal viel wichtiger als Österreich sei und es deshalb schon passe, wie es ist.
Meine Aussage wiederum nahm ein bis dato still zuhörender Schwede zum Anlass seine Gesangskünste mit "Deutschland, Deutschland über alles!" unter Beweis zu stellen.
Klar, nur so zur Provokation, hatte aber trotzdem gesessen. Plötzlich ist man selbst wieder in der missligen Lage sich für einen Hauch von Nationalstolz rechtfertigen zu müssen. Ich fühle mich nicht schuldig für etwas, was die Generation meiner Großväter verbrochen hat und sehe es darüber hinaus nicht ein warum ich mein Land nicht genauso bevorzugen kann wie ein Franzose Frankreich und ein Italiener Italien bevorzugt.
Man erwartet einfach, dass ein Deutscher nicht stolz auf sein Land ist und ständig sein Licht unter den Scheffel stellt. Tut er das nicht kommt man gern mit solchen verbalen Tiefschlägen. Sowas ärgert mich...