... desto sicherer ist doch, dass alles gleich bleibt. Oder doch nicht? Der Wind der Veränderung fegt auch durch meinen Korridor. Letzten Donnerstag ist Mats ausgezogen, der Schwede mit dem ich die ganze Zeit am meisten Unfug gemacht habe. Vorbei ist es nun mit dem spontanen Rumblödeln wann immer man sich in der Küche traf. Seine Ausstandsfika hat er gestern Abend gegeben, wo er sich mit Kuchen und Eis bei uns für die schöne Zeit bedankte. Er verließ uns mit den Worten "Macht's gut und macht mich stolz!" und entschwand ins Dunkle der Nacht.
Zumindest bleibt er unserer allwöchentlichen Prison Break Vorführung treu. Eine absolut süchtigmachende Serie zu der er mich angefixt hat.
Auch Jan Erik wird uns wohl bald verlassen, denn heute Nachmittag hielt er die Präsentation seiner Diplomarbeit, irgendwas mit DNA und phosphorisierendem Zeugs. Ich war auch mit von der Partie, konnte die Einladung dazu nicht ausschlagen, schließlich hatte er 4.5 Jahre auf diesen Tag hingearbeitet und da ist man um jeden Zuhörer froh. Ich saß also mit ziemlich ratlosem Gesicht in der Menge und verstand nur Bahnhof. Chemie und Biologie waren eh nie mein Ding gewesen und dass der Vortag auf Schwedisch war machte die Sache nicht unbedingt leichter. Nach einer dreiviertel Stunde war die Präsentation dann gelaufen und es durfte gefragt werden. Als erstes kam der Opponent an die Reihe. Das ist ein Student der gleichen Fachrichtung, der den Vortrag und die Arbeit prüfen muss. Nach dem eigentlichen Vortrag brachte er dann seine Kritik vor und Jan Erik musste sich verteidigen bzw. die gestellten Fragen ausräumen, was in die Bewertung einging. Dieses Opponenten-Prinzip ist, soweit ich das weiß, an deutschen Hochschulen völlig unbekannt und ich fand es zuerst auch ziemlich assi. Da wird ein Student bestimmt, der einem meistens guten Bekannten möglichst alle Fehler und natürlich auch Positiva aufzeigen muss. Vetternwirtschaft ist da scheinbar Tür und Tor geöffnet. Trotzdem lief alles, Schweden typisch, seinen geordneten Weg ohne erkennbare Manipulation. Der Opponent wurde sogar noch für seine guten Kritikpunkte vom Professor gelobt und Jan Erik fand sie durchaus angebracht. Nach dem der Opponent gesprochen hatte, war dann der Professor mit dem Fragen an der Reihe. Unter anderem sprach er die etwas verwirrende Beschriftung der Achsen in einem Schaubild an. Jan meinte ganz souverän "Das ging nicht besser mit dem blöden Programm" und schob hinterher: "Es stammt von einem Deutschen!". Das Gelächter war natürlich groß im Saal. Ich hatte von all dem nicht soviel verstanden, dusselte gerade etwas vor mich hin und wurde erst bei dem Wort "Tysk!", also Deutscher, wieder hellhörig. Darauf das Gelächter, mir war also klar, dass es ein Witz auf meine Kosten war, aber zumindest wusste ja kaum jemand im Saal, dass ich Deutscher bin. Ich pfählte Jan Erik mit bösen Blicken, worauf er mich angrinste und meinte: "Sorry, Florian!" Ok, jetzt wusste es jeder. Ein guter Konter fiel mir in dem Augenblick leider auch nicht ein, so entschied ich mich dafür einfach mitzulachen, auch wenn ich erst später erfuhr worum es überhaupt ging. Lächeln ist die beste Art dem Gegner die Zähne zu zeigen, das hatte mir schon immer meine Mutter gepredigt :-)
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